HDK - System Overload
Mehr über HDK
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 20.02.2009
- System Overload
- Request
- Let Go
- Terrorist
- Pedestal
- On Hold
- Breakdown
- March
- Perfect
- Fight Or Flight
- Fine Lines
Sander Gommans und seine ganz persönliche Frustbewältigung
Nach AFTER FOREVER ist vor AFTER FOREVER: Vor wenigen Tagen erst gab die nioederländische Gothic-Metal-Institution bekannt, dass ihre zeitweilige Pause nun eine endgültige sein wird und bestätigte damit alle schon seit langer Zeit kursierenden Spekulationen zu diesem Thema. Seltsamerweise hat ausgerechnet Sander Gommans, dessen totalem Burn Out die eingeschobene Auszeit folgte, die bandfreie Zeit genutzt, um seine musikalische Kreativität einem neuen Projekt zu widmen. Bei HDK übernimmt der Gitarrist nun das komplette Zepter und führt den Sound zurück in die Anfangszeiten seiner ehemaligen Kapelle, sprich wieder deutlicher zu den aggressiveren Noten hin.
Allerdings ist das Debütalbum "System Overload" alles andere als ein ausschließlich frustrierter Hassbatzen. Mr. Gommans legt zwar eine Menge Emotionen und Aggressionen in den Sound der elf Kompositionen, behält die progressive Marschrichtung von AFTER FOREVER im Gros der Arrangements jedoch bei. Easy Listening ist also auch im zweiten Karriereabschnitt des ambitionierten Niederländers nicht angsagt.
Zur Umsetzung hat Gommans sich allerdings auch reihenweise prominente Schützenhilfe ins Studio geholt, um den facettenreichen Klang von HDK respektive "System Overload" auch gezielt auf den Punkt zu bringen. Arjen Lucassen steuert einige Gastbeiträge hinzu, Patrick Savelkoul unterstützt Sander bei den Grunts, Andre Matos lässt sich zu einigen Clean-Vocals hinreißen, und mit Amanda Somerville steht auch ein weiterer aufsteigender Stern in der melodischen Szene zur Verfügung. Dass bei einem solchen Renomee die Ansprüche steigen, ist nur natürlich - und wenn man mal ganz ehrlich ist, so kann "System Overload" den großen Erwartungen nur bedingt gerecht werden.
Die Scheibe präsentiert sich nach dem relativ forschen Beginn zunehmend verkopft und unfokussiert, ganz besonders in den derberen Nummern. Groovige Songs wie beispielsweise 'Terrorist' werden völlig aus dem Konzept gerissen, als plötzlich eine derbe Thrash-Keule das solide Fundament zum Einstutz bringt. Der Cyber-Thrash-Ansatz in 'Pedestal' wiederum wirkt ein wenig gekünstelt und kann trotz erheblicher Durchschlagskraft nicht punkten. 'Breakdown' wiederum findet keine klare Linie und bröckelt im Zwischenraum von bezauberndem, weiblichem Gesang und heftigen Brachial-Riffs immer deutlicher zusammen.
Dem entgegen sind die simpler gestrickten Anfangsnummern das Salz in der Suppe dieses Albums. 'Request' und der Titelsong bieten ein gewisses Maß an Homogenität, welches der Platte als Ganzes im späteren Verlauf immer stärker abhanden kommt. Zwar bemüht sich Gommans hier nicht, das Rad neu zu erfinden, allerdings gelingt es ihm hier wirklich vorzüglich, seine Aggressionen zu kanalisieren und in ein mitreißendes Songpaket zu packen.
Solche Momente hätte man insgesamt gerne öfter gesehen bzw. gehört, jedoch wird man hier bis zum Schluss vertröstet, wo die Band mit 'Perfect' und 'Fine Lines' dann doch noch den gekonnten Mix aus progressiven Elementen, modernen Thrash-Sounds und nachvollziehbaren Arrangements findet. Immerhin, zwei Drittel des elfteiligen Songapparats wissen zu überzeugen - für einen Musiker mit solcher Erfahrung und derart großen Ambitionen ist "System Overload" aber dennoch nicht das Gelbe vom Ei.
Anspieltips: Request, Fine Lines
- Redakteur:
- Björn Backes