GUTS PIE EARSHOT - Chapter Two Volume One
Mehr über Guts Pie Earshot
- Genre:
- Klassik/Punk
- Manù
- Exist
- It´s Never New
- If I
- Butterfly
- Smart But Angry
- I So Late
- Wait
- Special Move
Rasant und doch harmonisch - so beginnt das Zusammenspiel zwischen dem Cello und der Drum. Gefolgt von einer kurzen Pause, erhält das Cello seinen Soloauftritt: Alles wirkt so sanft und ruhig. Doch mit einem Mal kommt wieder ein extremer Wechsel - und damit beginnt auch schon der nächste Song 'Exist' - die Drums setzen kraftvoll ein, zerstören die entstandene Ruhe. Erstaunlich, welche Kraft nur ein einziges Cello und eine Drum ausstrahlen können. Es wirkt so, als wollte sich Klassik mit anderen, härteren Musikrichtungen mischen: Herausgekommen sind GUTS PIE EARSHOT und ihr Album "Chapter Two Volume One". Die Protagonisten: Rizio am Cello und Scheng am Schlagzeug.
Empfehlenswert scheint bei ihrer Musik besinnliches Zurücklehnen, die Augen zu schließen und die Takte auf sich einwirken zu lassen. Eine umwerfende Verbindung, die romantisch bis metallisch klingt. Dass öfters wieder ruhige Parts folgen, stört ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Songs meist länger sind. Entspannung für die Sinne trotz des beständigen Wechsels - ein Theaterstück für die Sinne. Ähnlich einer Romanze wie Romeo und Julia mit ihren "Ups and Downs". Nur alles ohne Text, doch der ist nicht nötig. 'It´s never new' heißt der dritte Song auf der ersten, "grünen" CD: Theatralik wird auch hier gern genutzt, ein langes, zähes Intro - man stelle sich Wellen vor, die äußerst langsam oder gar gefühlvoll hin- und herwiegen - wird nach über drei Minuten Spielzeit mit rhythmischen, schnelleren Drums kombiniert. Das Zähe wird etwas in den Hintergrund gedrückt; ein leichter Stimmungswechsel in der Musik erfolgt und nimmt kurzweilig sogar orientalische Atmosphäre an. Es wird "dunkler" und angespannter. Kein Ende in Sicht. Das Dunkel weicht Klack-Klack-Tönen: GUTS PIE EARSHOT auf Mexikanisch? Vielleicht, aber auch nur kurz. Rasende Drums überrennen alles; das Cello steigt ein. Und alles klingt kurz aus, um erneut Kraft zu saugen. Ausdauer braucht der Hörer freilich ebenso, doch die Anstrengung lohnt.
Keine Sorge, noch zwei Songs warten: 'If I' ist der vierte Song. Die anfängliche Ruhe verfliegt auch hier wie im Fluge. Die Struktur ist jedoch ähnlich dem letzten Song, er scheint jedoch gleichmäßig kraftvoller zu wirken. Zum Schluss der ersten CD gibt es noch 'Butterfly'. Wenn man von einem Schmetterling ausgeht, dann fliegt dieser gerade durch die Lüfte und entdeckt etwas, fliegt weiter, scheint fröhlich zu sein und doch nachdenklich. Plötzlich stolpert er kurz und nun fliegt er leicht aufgeregt weiter durch die Lüfte, sein kleines Herz pocht. Ob er wohl das Ziel erreicht hat? Nein, er ist nun nahe einer großen Gefahr. Noch einmal Glück gehabt. Oder nicht? Die Gefahr scheint nicht ganz vorüber zu sein, der Angreifer naht wieder, doch der Schmetterling kann ihn erneut abhängen. Aufgeregt fliegt er nach Hause und kann sich nun erschöpft zurücklehnen. Der Schmetterling scheint über seinen Ausflug nachzudenken, die Angst kommt erneut in ihm hoch, diesmal viel heftiger. Doch dann schläft er endlich ein und schließlich ist nur noch sein aufgeregtes Herzpochen zu hören. - Ein langes Ende für einen Song. Nach über elf Minuten folgt noch eine sehr rhythmische, coole Einlage des GUTS PIE EARSHOT-Drummers; im Hintergrund ist zwar noch leise das Cello zu hören, aber die Coolness überwiegt. Eigentlich wissen die Sinne nicht mehr, was sie sich vorstellen sollen. Es verändert sich alles so schnell auf "Chapter Two Volume One", ähnlich den Dingen, die man sieht, wenn man über etwas hinwegfliegt. Wie ein Abenteuer. Man weiß vorher nicht, was passiert, aber das, was bei der ersten CD dieses Doppelalbums herauskommt, ist 45 Minuten lang definitiv schon einmal beeindruckend.
Die zweite CD heißt "The Orange One" - 'Smart but Angry' ihr erster Song: Sehr rhythmisch und ja, smart auch, denn eigentlich verführt der Rhythmus das Tanzbein, lässt es sich einfach bewegen und mitwiegen. Leichte Veränderungen setzen ein, doch das düstere Cello untermalt das Ganze nur und lässt einen tief hinabgleiten in dieses Bewegungstrauma. Facettenreichtum umspielt diese theatralische, rasante Musik. Nur eine kurze Unterbrechung stört das Lied und lässt den träumenden Tänzer kurz aufblicken und zugleich wieder in die alten Bewegungen fallen - zumindest noch eine ganze Weile. Nach weit über sechs Minuten ist der Song nicht mehr smart, sondern tatsächlich angry: Es wird zwar nicht durchgängig "böser", aber definitiv düsterer und zum Teil sogar experimenteller. Den Höhepunkt erreicht der Song nach über 13 Minuten Spielzeit: Da zeigen sich GUTS PIE EARSHOT beeindruckend aggressiv und schnell.
Härtere, metallastige Klänge begegnen dem Hörer auch zu Beginn des zweiten Songs 'I So Late'. Vielfältigkeit lässt auch hier nicht auf sich warten, wie es nunmal im Leben so ist, wenn man zu spät kommt und sich der andere nicht darüber freut. Weiter geht es mit "Wait": Das Cello darf diesmal beginnen und eine sanfte, erwartungsschwangere Darbietung vollbringen. Ein leises, tickendes Geräusch mischt sich darunter; gemächlich wird es ein wenig lauter. Ein dumpfes Geräusch ertönt kurz, verschwindet dann und kehrt in schnelleren Schritten zurück. Das Ersehnte scheint nun da zu sein - zumindest bekommt das Lied etwas angenehm Freundliches. Sehr melodisch; an verführerischem Rhythmus fehlt es auch nicht. Als Schluss folgt auf der orangen CD eine Art "Special Move": Kurz, experimentierfreudig und very special. Eigentlich wie dieses gesamte "Chapter Two Volume One"-Doppelalbum von GUTS PIE EARSHOT - Theater und Entspannung für die Sinne.
Anspieltipps: Butterfly, Wait
- Redakteur:
- Franziska Böhl