GREEN LUNG - This Heathen Land
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/23
Mehr über Green Lung
- Genre:
- Folk Rock / Hard Rock / Okkult Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 03.11.2023
- Prologue
- The Forest Church
- Mountain Throne
- Maxine (Witch Queen)
- One for Sorrow
- Song of the Stones
- The Ancient Ways
- Hunters in the Sky
- Oceans of Time
Ist das schon Elevated Okkult-Rock?
Leider haben die letzten Jahrzehnte dafür gesorgt, dass man bei folkloristischen Anklängen in der Musik und insbesondere im Metal vorschnell die Erwartungshaltung entwickelt, sich auf eine penetrante Flötenattacke nach der nächsten einzustellen und vor lauter Dudelei zum Tanzen verdammt zu werden. Dabei ist Folk doch genauso divers wie fast alle anderen Spielarten auch und grade die Vertreter von der Insel haben, doch schon in den 1960ern veranschaulicht, wie anspruchsvoll und vor allem rrnst solche Klänge sein können.
Nun ist es aber in der Tat so, dass diese Schattierung im Metal leider seltener zum Vorschein tritt. Umso glücklicher dürfen sich Genießer dieser Stilrichtung schätzen, wenn sich dann doch einmal eine Band aus diesem Topf bedient. Alle diese Feinschmecker dürften GREEN LUNG aus London bereits seit ihrem Debüt "Woodland Rites" aus dem Jahr 2019 auf dem Zettel haben. Diese Mischung aus Okkult-Rock der Marke GHOST (zu "Opus Eponymous"-Zeiten), einer ordentlichen Schippe Doom und Stoner und der beschriebenen Liebe für britischen Folkrock der 1960er/1970er, hatte im Underground für ordentlich Furore gesorgt. Mit dem dritten Werk "This Heathen Lands" könnten die Jungs um Sänger Tom Templar nun tatsächlich den nächsten Sprung schaffen. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass die etwas sperrigen Parts im Songwriting deutlich reduziert sind und auch der für viele Personen abschreckende Doom-Anteil spürbar runtergefahren wurde. Stattdessen schwimmt eine potenzielle Hit-Single wie 'Maxine (Witch Queen)' so dermaßen im Fahrwasser von Tobias Forges Stammkapelle, dass es genug zukünftige Hörer da draußen geben sollte, die diesen Ohrwurm abfeiern.
Mich haben sie jedenfalls direkt an der Angel. Dabei hätte es so eine plakative Nummer überhaupt nicht gebraucht, denn auch das restliche Songmaterial ist ausgezeichnet! Dabei kommt GREEN LUNG ihrem Masterplan, einen Soundtrack zu einem imaginären Folk-Horrorfilm zu schreiben, schon gefährlich nahe. Somit könnte das heidnische Land eine ähnliche Initialzündung sein, wie es Robert Eggers mit "The Witch" gelungen ist. Was dieser Film für den Elevated-Horrorbereich darstellt, könnte auch "The Heathen Lands" gelingen, denn mit Brechern wie 'One For Sorrow' und 'The Forest Church' ist exakt das Songmaterial an Bord, welches den schmalen Grad zwischen künstlerischem Anspruch und Massenkompatibilität spielend schafft. Mich kriegt die Band dann endgültig, wenn sie sich, wie im minimalistisch instrumentierten 'Song Of The Stones', komplett der englischen Folklore hingibt und eine wunderbaren Gänsehautnummer kreiert, welche noch so lange nachhallt, wie es nur wenige Songs auf einem Album schaffen.
Da auch das Artwork einwandfrei ist, perfekt zur dargebotenen Stimmung passt und es auch beim Konzept und den sehr gelungenen Texten nichts zu bemäkeln gibt, zücke ich wohlverdiente 9 Punkte mit Tendenz nach oben für dieses späte Jahreshighlight.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal