GIRLZ IN TROUBLE - Girlz in Trouble
Mehr über Girlz In Trouble
- Genre:
- Melodic Hard Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Timezone (Timezone Distribution)
- Release:
- 26.02.2010
- I Don't Feel Ashamed
- Jean
- Fading Light
- Spoon
- Ruler
- Love Rescue Me
- Rain
- Leave Me Alone
- Girlz In Motion (Video)
Kurzweilig, formularisch, poliert. Hochsolider Party-Rock, aber etwas handzahm.<br />
Wird der Plural erst einmal mit "-z" gebildet, so kann man sich guten Gewissens einer Reihe von Einschätzungen und gesunden Vorurteilen hingeben. Es scheint zuallererst vernünftig anzunehmen, dass längere Ausflüge in die Zwölftonmusik oder der großzügige Einsatz von Inuit-Kehlkopfgesang eher spärlich oder gar überhaupt nicht anzutreffen sein werden. Der Schwerpunkt wird mit ziemlicher Sicherheit auf Musik gelegt, die ihren Reiz nicht durch Innovation oder possierliche Merkwürdigkeit schafft, sondern mit Hilfe von altbewährten Erfolgsrezepten versucht, diese Formeln mit einer eigenen Interpretation zu bereichern. Im konkreten Fall von GIRLZ IN TROUBLE ist es nicht viel anders: Geboten wird eine Reihe von kurzweiligen, mal punkiger, mal ganz ganz leicht bluesiger angehauchten Rocknummern, die sich auch im Katalog von potentiellen Vorbildern wie den BACKYARD BABIES, GLUECIFER oder D-A-D finden lassen könnten. Ein elementar rockiger Sound, der auf dem Papier für die mehrmalige Rotation im Party-Ambiente ebenso gut taugt wie für das Soloprojekt Langeweilebekämpfung in diversen zweiachsigen Straßenvehikeln. Ganz einfach eine gute Wahl für jedes Szenario, welches Musik erfordert, die ohne weitere zerebrale Anstrengung ein Wohlgefühl auslöst und sich in die Gehörgänge fräst.
Obgleich der obige Vergleich mit ausgewählten Punk 'n' Roll-Ikonen ein schneller und bequemer Weg ist, den Sound der Band zu beschreiben, braucht es noch eine Reihe von zusätzlichen Ausführungen: So besitzt die Musik natürlich diese typische Retro-"Rock-out-with-your-unmentionables-out"-Attitüde, im Vergleich zu einem schweißdurchtränkten und rotzigen Sound weht hier das beste Stück aber im besten Fall auf Halbmast. Das ist nicht immer zwingend schlecht, die Band geht in den meisten Fällen etwas entspannter und zurückgelehnter zu Werke ohne von einem hektischen Punkakkordgewitter ins nächste zu schlittern. Rohheit macht im Laufe des Albums immer wieder einer gewissen Radiotauglichkeit Platz während Produktion, Komposition und Aggressivität an einer glattpolierten Leine geführt wird. Meist stört dies nicht weiter, insofern man auch mit zahmeren Rockspielarten leben kann, allerdings trägt es stellenweise auch dazu bei, das zugrundeliegende simple musikalische Konzept von der Kurzweil weg hin zur längeren Variante zu manövrieren.
Songtechnisch reicht das Arsenal der GIRLZ von geradlinigen Rocknummern wie dem Opener 'I Don't Feel Ashamed' mit seinem simplen, aber wirksamen Refrain über balladeskeren Output wie 'Fading Light' zu gedrosselt coolen Nummern wie 'Rain' (im letzten Fall auch mit gut gewählter weiblicher Gesangsunterstützung). Mit rund 27 Minuten ist das Debüt eher kurz getrimmt, aber liefert dennoch bereits einen guten Überblick über die Fähigkeiten und musikalischen Absichten der Truppe. Die Blaupause für die zackigeren Lieder beinhaltet simpel gestrickte, repetitive Rockriffs, die in den meisten Fällen aber gut zünden. Bereits das oben erwähnte 'I Don't Feel Ashamed' vermengt punkigen Akkordeinsatz, nicht sonderlich auffallenden, aber zweckmäßig leicht angerauhten Gesang und subtile Slidegitarren zu einer absolut ordentlichen Nummer. Wird dann mal die Bremse gezogen, so findet man sich entweder in einem groovig-basslastigen Niemandsland zwischen Wehmut und guter Laune oder stadionrockigen (Power-)Balladen wieder. Als Vertreter der zweiten Kategorie ist das leicht überflüssige 'Love Rescue Me' wohl der einzige definitive Ausfall der Scheibe. Der Song rutscht allzu schnell in generische Melodic Rock-Gefilde ab und ist zwar in Sachen allgemeiner Aufbau und Performance grundsolide, aber sehr austauschbar und leicht wieder zu vergessen. Die Angewohnheit der Band, die Betonung auf oft wiederholte und unkomplizierte Refrains zu legen geht hier nach hinten los. Immer wieder lurgt Pop von einer etwas uninspirierteren Sorte zwischen den Noten durch und schiebt das Stück von passabel in Richtung nervenzersägend und rapide alternd.
GIRLZ IN TROUBLE erfinden nichts neu und es ist offensichtlich, dass die Band im Grunde eine Scheibe einspielen wollte, die man oft und gern bei upbeat-bedürftigen Festivitäten auflegen kann ohne sich großartig den Kopf zerbrechen zu müssen. Hinsichtlich Textur baut man auf Bewährtem auf und schafft es großteils auch, seine eigene individuelle Herangehensweise an die hohe Kunst der Kurzweiligkeit schmackhaft zu machen. Im Prinzip ist alles da wo es sein soll: Powerchord, gelegentlich saftiges Solo, Gesangsleistung und Schlagzeug formen sich zu einem homogenen, hookigen Gebilde, egal ob nun fetziger oder ruhiger. Im Endeffekt gelingt es dem Album an der Belanglosigkeit vorbeizuschrammen, allerdings nicht ohne dem einen oder anderen Langeweiler inmitten einer Sammlung von grundsoliden bis guten Nummern. Wer seinen Rock gerne schnörkellos und angenehm vorhersehbar mit gelegentlichem soft-rockigen Dressing serviert bekommt, der kann durchaus mal ein Ohr riskieren. Liebhaber kernigerer, unrasierterer Musik werden allerdings eher unterfordert sein.
Anspieltipps: I Don't Feel Ashamed, Rain, Leave Me Alone
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer