ESQARIAL - Discoveries
Mehr über Esqarial
- Genre:
- Progressive Death Metal
- Label:
- Empire Records
- World In Flames
- Kill All Of Them
- Travel In Past
- Sacred War
- Nightmare
- Unreal
- Atlantis
- New Land
- True Lies
- Guitar Explosions
Einige der schönen Momente im Leben eines unbezahlten Musik-Rezensenten sind mit Sicherheit die, an denen man feststellen darf, dass es noch Bands gibt, die sich einen Dreck um momentane Trends scheren. Bands, die Musik in ihrer reinsten Form - der Kunst - zum Leben erwecken. Genau dies tun die Polen ESQARIAL auf ihrer aktuellen Scheibe "Discoveries" auch. Nicht nur der Titel ist hier Programm - zu Entdecken gibt es für Musikliebhaber eine ganze Menge -, sondern auch das sonst mit Übertreibungen nur so um sich schmeißende Promoblättchen hat dieses Mal recht: "Für Fans von STEVE VAI und MORBID ANGEL" prangt es mir entgegen. Gibt es so etwas? Kann das sein? Sicherlich. ESQARIAL beweisen der zumeist ignoranten Musikwelt, wie man progressive Songstrukturen mit aggressiven Blasts veredelt, wie man ausufernde Soloparts homogen in ein Gesamtgeschehen einfügt und wie man die doch weit unterschiedlichen Gitarrenschulen von Vai und Azgathoth gekonnt kombinieren kann. Zwar tun sich die Ostblockler bei "World In Flames" oder "Kill All Of Them" aufgrund einiger aufgesetzt wirkender Knüppelparts noch ein wenig schwer, aber spätestens beim atmosphärischen Instrumental "Travel In Past" macht sich eindrucksvoll bemerkbar, wie versiert das Quartett zu Werke geht. Da kommen teilweise gar Erinnerungen mit den viel zu früh verblichenen Instrumental-Göttern von CYNIC auf, da wird Chuck Schuldiner mitsamt seinen musikalischen Visionen wieder lebendig, da weht sogar ein Hauch von PSYCHOTIC WALTZ-Atmosphäre aus den Lautsprechern. Und das trotz Growls.
Eine engere Verschmelzung von Gefühl und Aggression habe ich bisher äußerst selten bewundern dürfen, zumindest nicht auf diesem hohen musikalischen Niveau. SCEPTIC, ebenfalls aus Polen, zeigten zwar im vergangenen Jahr, dass der progressive Death Metal der Marke DEATH und ATHEIST noch lange nicht tot ist, aber es war sicherlich nicht damit zu rechnen, dass ausgerechnet aus dem ehemaligen Metal-Entwicklungsland Polen eine dermaßen perfekt agierende, mitreißende und versierte Truppe kommen würde.
Beim Hören von "Discoveries" ertappte ich mich immer wieder, dass ich die verblichenen Frickel-Deather gar nicht so vermisse. Und das will schon eine Menge heißen. Hier bekommt der Todesblei-Fan - insofern diversen technischen Spielereien nicht abgeneigt - die ideale Vollbedienung, welche selbst alle Florida-Deathster zusammen nicht bieten können. Sicherlich sind MORBID ANGEL und NILE ein etwas anderes Kaliber, aber deren ureigene Trademarks verbunden mit Gefühl, Melodien und Atmosphäre en masse - das ist meines Erachtens das Nonplusultra.
Neben dem schon recht eingängigen "Sacred War" (hier wird ganz nebenbei mal die spanische Klampfe ausgepackt, als wäre es das selbstverständlichste beim Death Metal), dem etwas verträumten "Nightmare" sowie dem erneut stark an PSYCHOTIC WALTZ erinnernden Instrumental "New Land" haben sich ESQARIAL mit "True Lies" das absolute Highlight passenderweise für den Schluss der Platte aufgehoben: Eine Bach-Fuge dient als Grundlage, während darüber eine absolut eingängige und mitreißende Death Metal-Granate abgefeuert wird - die bisher perfekteste Verschmelzung von aggressivem Metal und Klassik, welche meine Ohren bisher bewundern durften. Herrlich!
Wer also durchaus was mit Growls und angezogenem Tempo anfangen kann, und dabei noch für die progressive Schiene offen ist, sollte hier dringend zugreifen. Ganz heißer Geheimtipp!
Anspieltipps: Travel In Past, Sacred War, Atlantis, True Lies
- Redakteur:
- Rouven Dorn