ENTER TRAGEDY - Anthropozän - Fragments Of Life
Mehr über Enter Tragedy
- Genre:
- Dark Rock / Gothic Rock
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Danse Macabre Records
- Release:
- 30.10.2015
- X70
- Far From The Sun
- Bonfire Night
- Zum Sterben zu jung / Zum Leben zu alt
- Nicht meine Welt
- My Escape
- Lass mich hier raus
- When Worlds Collide
- Hypnotikum (Bad Time Stories Cover)
- Schuldig
- Kopf oder Zahl
- Love The Way You Die
Lyrisch top, aber ein musikalischer Flop.
Laut der eigenen höchst poetischen Bandbiografie betrachtet sich ENTER TRAGEDY als „die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ und die Musiker versprichen, dass sie den Hörer "auf eine Reise durch ihre dunkle Gedankenwelt" mitnehmen. Bei solchen Formulierungen wird der fachkundige Leser sicher schnell erraten, welcher Musikrichtung sich das Quintett aus Guben in Brandenburg verschrieben hat. Gegründet wurde die Band dabei bereits im Jahre 2011 und konnte mit ihrer ersten EP "Wrong Side Of Life" und dem Debütalbum "Sound Of The Fallen" auf sich aufmerksam machen. Nun steht mit dem Longplayer "Anthropozän – Fragments Of Life" das Zweitwerk der Brandenburger in den Regalen, für das sie sich mit dem deutschen Label Danse Macabre zusammengetan haben.
Wie eingangs bereits angedeutet, ist die düstere musikalische Ausrichtung der insgesamt dreizehn Tracks bereits anhand der Außendarstellung der fünf Musiker zu erahnen. Konkret domeniert auf "Anthropozän - Fragments Of Life" dabei vor allem eine Mischung aus Gothic- und Dark-Rock, die mit einigen Versatzstücken aus dem Death Metal und der Neuen Deutschen Härte angereichert wird. Deutlich experimenteller geht es da schon bei den Texten zu, denn die Brandenburger mischen hier bunt zwischen deutscher und englischer Sprache, sowohl bei den Songtiteln, als auch bei den eigentlich Texten.
Generell scheint der Fokus des Quintetts sehr auf dem lyrischen Hintergrund zu liegen, was sich in Songs wie 'Zum Sterben zu jung / Zum Leben zu alt' oder 'When Worlds Collide' auch qualitativ bemerkbar macht. Gerne werden da auch schon einmal Filmzitate mit eingebaut, um die textliche Message und das Konzept zu unterstützen, wie etwa bei 'Bonfire Night', das mit dem berühmten "Remember, remember, the fifth of November ..."-Zitat aus V wie Vendetta beginnt. Eigentlich also gute Vorraussetzungen für eine durchaus starke Platte, wenn da bloß nicht die Musik wäre. Diese kann nämlich bei weitem nicht mit der Lyrik der Brandenburger mithalten, denn statt innovativer Ideen und ausgeklügeltem Songwriting wird hier eher biedere und einfallslose Dark-Rock-Stangenware geboten. Ganz besonders auffällig ist dieser Punkt bei den Gitarren, die selbst für Neue-Deutsche-Härte-Verhältnisse eher stumpfsinnig und planlos daher rocken. So kann aus musikalischer Hinsicht schlussendlich einzig der Gesang von Keyboarderin Antje Tommak und Frontmann Christian Brodtka überzeugen, deren Leistung allemal mit den Genre-Größen mithalten kann.
Nun könnte man hoffen, dass wenigstens die Produktion von "Anthropozän - Fragments Of Life" für die Brandeburger am Ende noch einmal die Kohlen aus dem Feuer holen kann, doch leider hat das Quintett auch hier aufs falsche Pferd gesetzt. Insbesondere die Gitarren klingen dabei sehr kraftlos, wobei vor allem der Bass-Frequenzbereich zu dünn ist, was der Scheibe insgesamt einen eher hohlen und kraftlosen Klang verleiht. Ebenfalls fällt auch das Schlagzeug bei mehrmaligem Hören negativ auf, klingt es doch für eine professionelle Produktion viel zu blechern und strapaziert damit auf lange Sicht das Nervenkostüm des Hörers.
Insgesamt bleibt daher nur festzuhalten, dass bei ENTER TRAGEDY noch einiges an Potential für Verbesserungen vorhanden ist. Zwar gibt sich die Band insbesondere bei der Außendarstellung und den Texten viel Mühe, doch musikalisch kann die Truppe bei weitem noch nicht mithalten. In der aktuellen Form ist "Anthropozän - Fragments Of Life" somit nur ein schwachere Genre-Release, der höchsten eingefleischten Gothic-/Dark-Rock-Anhängern ans Herz gelegt werden kann.
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs