DIVERCIA - Cycle Of Zero
Mehr über Divercia
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Karmageddon Media
- Release:
- 20.09.2004
- Of Steel And Man
- Iron Hearted Cross
- Overwhelming
- Cycle Of Zero
- Underground
- 7. 62
- 2nd Ghost
- Start At The End
- God For Gold
Das ist definitiv Musik zum Lautaufdrehen und einfach Drauflosheadbangen. Der Sound knallt schlicht ohne Ende. Die Songs brausen straight und trotz Keyboards schnörkellos durch die Boxen. Die Keyboards erzeugen stattdessen einigen netten filmischen Bombast. Mal härten die Vocals durch Black-Metal-Geschrei ab, mal bieten sie einschmeichelnden Gothicgesang. Die Geschwindigkeit knüppelt entweder ordentlich ab oder bleibt wenigstens im vorwärts treibenden Bereich. Melodie und Eingängigkeit stehen dabei immer im Vordergrund. Also, das ist wirklich definitiv Musik zum Headbangen ...
DIVERCIA veröffentlichen mit "Cycle Of Zero" ihr zweites Album und kommen aus ... Ah, nee, das ist mir echt zu blöde. Nachdem ihr die ersten Töne von DIVERCIA gehört habt, wisst ihr sowieso, wo sie herkommen. Da ist jenes Land, aus dem die Vorfahren der bekannten Folk-Künstlerin MARI BOINE stammen ... Was, ihr wißt es immer noch nicht? Na, jenes Land, das mit demselben Buchstaben wie das englische Wort Fuck beginnt ... Ja, jetzt fällt der Groschen. Für alle anderen sei noch erwähnt, dass DIVERCIA erbarmungslos die hart erarbeiteten Soundmerkmale aus dem Besitz ihrer Landsleute von CHILDREN OF BODOM, TO/DIE/FOR, NIGHTWISH, SENTENCED und HIM stehlen und in den Nachbarländern bei TIAMAT, HYPOCRISY und DIMMU BORGIR wildern gehen. Und dabei sehen die Jungs im Boklett so jung und unschuldig aus ... Originell kann das alles also nicht sein, aber Spaß macht der Raub trotzdem.
Die Band begann unter dem Namen LOST IN TWILIGHT, benannte sich aber in den weniger klischeebelasteten Namen DIVERCIA um und veröffentlichte 2002 das Album "Mobus Operandi", das ich leider nicht kenne. Soweit ich den Rezensionen vertrauen kann, verschmolzen sie auf ihrem Debüt wohl noch Death-Metal-beeinflusste Riffs mit HIM-mäßigen Soundelementen und - was den Hauptunterschied zum neuen Album darstellt – mit durchweg HIM-mäßigem melodischem Gesang. Das neue Album dürfte damit eine Spur aggressiver als der Vorgänger sein.
Der Adrenalinschub beginnt gleich mit 'Of Steel And Man' und wird im Weiteren auch nicht mehr großartig heruntergeschraubt. Im Hochgeschwindigkeitsrausch bombasten fette Riffs, denen gandenlos ins Ohr gehende Melodien und Keyboards hymnische Qualitäten verleihen. Sänger Jyri Aarniva leitet vom leicht knurrenden Sprechgesang des Anfangs zu kraftvollen Black-Metal-Vocals über, die gleichwohl eine melodische Note behalten. Der Refrain kommt dann auch trotz der geschrienen Stimmlage supereingängig rüber. 'Iron Hearted Cross' stellt das Keyboard noch ein bisschen mehr in den Vordergrund und die Stimme schlägt jetzt die HIM-artigen Töne an. Das alles bleibt freilich druckvoll genug, um die Haare weiterhin fliegen zu lassen. Ein schöner orchestraler Teil veredelt den Mittelpart des Stücks. Und auch für die Melodie gilt, was ich bei diesem Album ständig in monotoner Abfolge wiederholen könnte: eingängig, einschmeichelnd, ohrwürmig, hitverdächtig usw. usf.
'Overwhelming' – zu dem auch ein Video auf der CD enthalten ist – bringt erstmalig beide Gesangweisen in einem Song zum Einsatz. Mit einem saugeilen treibenden Riff kracht das Titelstück in die Gehörgänge. Während die Schwarzwurzel-Vocals die Strophen bestimmen, erzeugt der hymnisch-cleane mehrstimmige Gesang einen mitsingtauglichen Refrain. Insgesamt ergibt das jedenfalls eine furiose "Hartwurst-Polka", die sich gewaschen hat. Ein Höhepunkt ist ebenso das folgende clean intonierte 'Underground', das von den Melodien her stark an TIAMAT zur "Skeleton Skeletron"-Phase erinnert, allerdings rhythmisch wieder viel schneller heranbraust.
Ruhig schleicht sich '7. 62' heran, um dann zwischen Melancholie und Aggression zu pendeln. Sehr gelungen wirkt die Mischung aus cleanen und BM-Vocals auf dem folgenden '2nd Ghost', das ebenso mit einigen feinen atmophärischen Passagen überzeugen kann, die von Gitarre und Keyboard gemeinsam bestritten werden. Ein weiterer kleiner Hit! Ungewöhnlich getragen für diese Scheibe kommt danach 'Start At The End', das am stärksten in Richtung HIM weist, aber jeglichen Schmalz vermeidet. Alle Elemente der Musik werden dann noch mal im Rausschmeißer 'God For Gold' vereinigt – von ganz schneller Rhythmik bis zu den ruhigen Momenten, vom Treiben pumpender Riffs bis zum Keyboardbombast, vom kreischenden bis zum dunkel-melodischen Stimmeneinsatz.
DIVERCIA bieten mit "Cycle Of Zero" ansprechende Unterhaltungsmusik der schweißtreibenden Art. Wer auf die oben genannten Bands und schnell ins Ohr gehende Songs steht, bekommt hier eine Volldröhnung verabreicht, die solide gemacht und mit einem fetten Sound versehen ist. Diese Klänge haben wir natürlich mehr als einmal aus dem Land im Hohen Norden gehört, aber hier wird weniger frech geklaut, sondern bekannte Elemente werden miteinander zu einem hochprozentigen Gebräu vergärt. Eine Frechheit ist dagegen die viel zu kurze Spielzeit von vierzig Minuten, auch wenn sich als Bonus das Video zu 'Overwhelming' auf der CD findet.
Anspieltipps: Of Steel And Man, Iron Hearted Cross, Cycle Of Zero, Underground, 7. 62, 2nd Ghost
- Redakteur:
- Jörg Scholz