CRYSTAL COFFIN - The Curse Of Immortality
Mehr über Crystal Coffin
- Genre:
- Melodic Black Metal / Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- A Beast In The Field
- Release:
- 31.10.2023
- Shadows Never Cast
- The Undead
- The Vortex Of Earth And Death
- Final Breaths
- Cryogenesis
- Rise
- Leviathans Encased
- The Closing Of The Crystal Coffin
Überraschend packender Black Metal aus Kanada.
Eine Band, die CRYSTAL COFFIN heißt, melodischen Black Metal spielt und ihr Album pünktlich zu Halloween veröffentlicht - das passt doch wie die Faust aufs Auge. Das Trio wurde dabei bereits im Jahr 2017 im kanadischen Vancouver gegründet, legte aber erst in den vergangenen drei Jahren in Sachen Veröffentlichungen so richtig an Tempo zu. So erschien im Jahr 2020 das Debüt "The Transformation Room", dem nur ein Jahr später "The Starway Eternal" zur Seite gestellt wurde. Knapp zwei Jahre weiter und mit "The Curse Of Immortality" steht das dritte Album der Bandgeschichte in den Startlöchern. Von dieser Arbeitsmoral könnten sich einige große Bands mal eine Scheibe abschneiden. Ja, ich schaue in ihre Richtung, Mr. Mäenpää oder Mr. Rose.
Andererseits kann unter zu hohem Arbeitstempo natürlich auch die Qualität leiden, weswegen wir die acht Tracks des Fluchs der Unsterblichkeit nun einmal genau unter die Lupe nehmen wollen. Erst einmal sollten wir aber vielleicht den musikalischen Horizont der Scheibe abstecken, die definitiv ihre Inspirationen nicht auf dem amerikanischen Kontintent sucht. Viel mehr klingt CRYSTAL COFFIN nach melodischen Black Metal aus skandinavischen Gefilden, wobei auch eine dezente Portion Epik und die spröde Rauheit des SATYRICON-Schaffens als Referenzpunkte zu nennen sind. Alles in allem durchaus gefährliche Fahrwasser, denn zu viele Black-Metal-Schlachtschiffe sind im Bermudadreieck zwischen lauwarmem Genre-Aufguss, noisigem Garagen-Projekt und uninspiriertem Geschrammel verschollen.
Gut, dass die Kanadier aber auf kein Irrlicht reinfallen, sondern schlicht und ergreifend geradeaus vom frostigen Fjord in die Gehörgänge schippern. Insbesondere der Opener 'Shadows Never Cast' hat es mir dabei angetan, denn von harten Riffs über ergreifende Melodien bis hin zu dezent melancholischen Keyboards hat die Nummer alles zu bieten, was für mich einen guten Melodic-Black-Metal-Track ausmacht. 'The Undead' steht dem Opener allerdings kaum nach, überzeugt doch hier gerade im hinteren Drittel die leicht folkige Note, die von den Lead-Gitarren eingebracht wird und dazu führt, dass der Track fast schon unverschämt eingängig daherkommt. Ähnlich schwindelerregende Songwriting-Höhen werden danach zwar nicht mehr erreicht, trotzdem musiziert das Trio auch im weiteren Verlauf der Spielzeit auf allerhöchstem Niveau und haut einen starken Song nach dem anderen raus. Es sind hier aber einzelne Momente - etwa das Bass-Intro zu 'The Vortex Of Earth And Death' oder die spröden Gitarren in 'Rise' - die mich aufhorchen lassen, während sich kein Song mehr in seiner Gesamtheit als Anwärter auf die Jahrescharts aufdrängt. Unerwähnt bleiben darf übrigens auch der Sound des Silberlings nicht, der für Black-Metal-Verhältnisse unheimlich druckvoll und wuchtig aus den Boxen hämmert.
Insgesamt ist "The Curse Of Immortality" damit eine sehr unterhaltsame Schwarzmetall-Abfahrt, die einen guten Kopf über dem mittelmäßigen Dickicht des Genres thront. Ein Antesten lohnt sich für Freunde melodischen Black Metals hier definitiv, wobei gerade die beiden eröffnenden Nummern einen perfekten Überblick darüber geben, wie viel Potential in CRYSTAL COFFIN steckt. Und wer weiß, vielleicht wächst mir der Rest der Scheibe in der Langzeitwirkung auch noch mehr ans Herz. Auch so gibt es aber wohlverdiente 8,5 Zähler für einen durchweg unterhaltsamen und packenden Silberling, dessen ungewohntes und etwas zu poppiges Artwork euch übrigens nicht abschrecken sollte.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs