CORNELL, CHRIS - Carry On
Mehr über Cornell, Chris
- Genre:
- Rock
- Label:
- Suretone / Interscope / Universal
- Release:
- 29.06.2007
- No Such Thing
- Poison Eye
- Arms Around Your Love
- Safe And Sound
- She'll Never Be Your Man
- Ghosts
- Killing Birds
- Billie Jean
- Scar On The Sky
- Your Soul Today
- Finally Forever
- Silence The Voices
- Disappearing Act
- You Know My Name
- Today
Nachdem CHRIS CORNELL, angetrieben von seinem immensen Erfolg, den ihm der James-Bond-Soundtrack "You Know My Name" Ende des Jahres 2006 bescherte, immer mehr Gefallen an seiner aufblühenden Solokarriere fand, waren sein folglich eintretender Ausstieg bei AUDIOSLAVE und das gleichbedeutende Ende der so genannten "Supergroup" mehr als eine Hiobsbotschaft für die Fans der modernen Rockbrigade und ihrer radiotauglichen Smash-Hits. Umso besser, dass uns der Mann, der in einem Ranking zu einem der besten Rocksänger des Planeten gekürt wurde, schnellstmöglichst mit seinem programmatisch und passend betitelten Soloalbum "Carry On" vertröstet und zumindest eines aufzeigt - und zwar, dass es (größtenteils) nicht die musikalischen Differenzen waren, die das Ende der vielleicht vielversprechendsten Rockband der Neuzeit besiegelten.
Zusammen mit dem Top-Produzenten Steve Lillywhite (u. a. U2 und ROLLING STONES) und einer eher unbekannten Begleitband verhökert der gute Herr CORNELL auf dem Nachfolgewerk des 1999 erschienenen Albums "Euphoria Morning" stellenweise astreine AUDIOSLAVE- und SOUNDGARDEN-Revival-Kompositionen, die voll und ganz auf die gesanglichen Fertigkeiten des Maestros ausgelegt wurden. Sprich: Wir reden hier von einem in Alternative gerührten, den Bezug zur hart rockenden Antike jedoch nicht aus den Augen verlierenden Rock-Gourmethappen.
Sobald - wie bei dem Eröffnungsduo von "Carry On" ('No Such Thing', 'Poison Eye') - groovende und sägende Gitarrenläufe gegen Chris' markantes, unter Millionen anderen herausstechendes Stimmorgan ankämpfen und der eine oder andere hittaugliche Refrain parat gehalten wird, gibt es keine Zweifel mehr an der Ausrichtung des Materials. Okay, selbst wenn unser lieber Chris seinen Gesang über ein zeitgemäßes, faltenlos gebügeltes Instrumentalgewand legt, fällt es einem schwer, andere Dinge damit zu assoziieren. Denn eines dürfte allen klar sein: Bei einer Stimme, die angefangen bei der einfühlsamen, die gesamte Popindustrie zerpflückenden Singerei über den langsamen, leicht nervtötenden und erhöhten Drogenkonsum nachstellenden Gesang bis hin zu wilden Schreiereien stets die volle Punktzahl einheimst, geht alles andere (wie zum Beispiel die sahnige Produktion) "nur" noch in den Wertungsbereich der so genannten B-Note ein.
Einziger Unterschied zu Platten wie "Out Of Exile" oder "Revelations": Anders als bei seinen Band-Verpflichtungen steht des Öfteren der Hang zur Experimentierfreudigkeit und der damit verbundene Mut zum Risiko an der Tagesordnung, mit dem er aus jenem engen Korsett auszubrechen versucht. Hierbei handelt es sich um aus dem Bauch heraus komponierte und unverfälschte Rock-Ergüsse, denen man es anmerkt, dass die Authentizität und der Rock-'n'-Roll-Spirit groß geschrieben werden bzw. Letzterer neu auflebt. So gibt es auf "Carry On" nicht nur einen opulenten Instrumenteneinsatz (Bläser, Streicher usw.), sondern auch Ausflüge in benachbarte Spielarten zu bestaunen: ein bisschen Swing, ein wenig Blues ('Safe And Sound'), ein Hauch von RADIOHEAD ('Today') und ab und an mal etwas Country ('Finally Forever'). Ja, ja, BON JOVI, so geht das!
Zudem hat der Traum aller Schwiegermütter eine stilistisch sehr bedeckt gehaltene und somit recht eigenartig interpretierte Version des MICHAEL JACKSON Klassikers 'Billie Jean' im großräumigen, 15 Lieder umfassenden Petto. Ist man zuerst der Auffassung, dass dem Song der Schwung genommen wird, so erkennt man nach mehren Durchläufen den Tiefgang der Cornell'schen Umsetzung. Groß!
Übrigens: Die Tatsache, dass ich das famose 'You Know My Name' nicht bei den Anspieltipps aufführe, zeigt, wie stark sich CHRIS CORNELL auf seinem zweiten Soloalbum präsentiert. Spätestens durch "Carry On" habe ich mich mit dem Ende von AUDIOSLAVE abgefunden. In diesem Sinne: "Carry On"
Anspieltipps: No Such Thing, Poison Eye, Arms Around Your Love, Billie Jean, Today
- Redakteur:
- Christian Falk