CARNAL RAPTURE - Promo 2008
Mehr über Carnal Rapture
- Genre:
- Extreme Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 21.11.2008
- Precious Time
- Caught Off Guard
- Hate You And Adore You
- Poison My Soul
- Arms Tied Back
Abgefahren. Abgedreht. Durchgeknallt.
Sind das Attribute an eine Musik, die dich elektrisieren? Dann bist du bei CARNAL RAPTURE genau richtig. Die Italiener treiben den aktuellen Technikwahn auf die Spitze, lassen DREAM THEATER wie Waisenknaben aussehen und scheren sich überhaupt nicht um gängige Songstrukturen, Eingängigkeit oder Massenkompatibilität. Die fünf Songs sind absolutes Kopfkino, Notenschach und können schon fast als Metal-Jazz bezeichnet werden. Irgendwie faszinierend, verwirrend und super anstrengend.
Der Schlagzeuger spielt zu keiner Zeit einen geraden Takt. Es herrschen die Überlagerungen, die Takt- und Rhythmuswechsel. Die Klampfen sind meist nur leicht angezerrt, hypnotisieren mit coolen Riffs, die in den unterschiedlichsten Formen über die ständig wechselnden und sich verschiebenden Parts dargeboten werden. Die technische Klasse der einzelnen Musiker ist wirklich beeindruckend. Trotzdem oder gerade deswegen will kein richtiger Fluss aufkommen, die großen Refrains fehlen und letztendlich ähneln sich die Songs einfach zu sehr. Das ist keine Musik für die breite Masse, doch könnte ich mir durchaus vorstellen, dass CARNAL RAPTURE in Szenekreisen einen vergleichbaren Status erlangen könnten wie beispielsweise eine Band wie WATCHTOWER oder CYNIC.
Insgesamt erinnert mich die ganze Chose aber auch stark an die Schweizer CORONER, die damals eine sehr kalte und fast schon klinisch trockene Grundstimmung kreierten. Die Italiener setzen dem ganzen Spielchen natürlich noch die Krone auf. Wir können hier nicht wirklich von richtigen Songs reden, es ist vielmehr eine mehr als fünfundzwanzig Minuten andauernde Demonstration von krummen Takten, Disharmonien, rhythmischen Verschiebungen und, wie bereits erwähnt, ständigen Überlagerungen. Sänger und Gitarrist Emilio Trillò passt sich mit seinem tiefen Organ perfekt dieser Atmosphäre an, ohne jedoch irgendwelche Akzente setzen zu können. Er röchelt nicht, er growlt nicht – das sind einfach tiefe Death-Metal-Vocals, die nur eine leichte Orientierung im Notendschungel geben sollen.
Ich bin wirklich positiv von den spielerischen Fähigkeiten angetan und muss absolut meinen Hut vor CARNAL RAPTURE ziehen. Mir persönlich fehlen nur die richtigen Songs, die sich am Ende in mein Hirn brennen, mich fesseln und in mir den Wunsch aufkommen lassen, die Scheibe immer und immer wieder hören zu wollen. Liebhaber, die auf Refrains, Melodien und Eingängigkeit verzichten können, denen jeder Taktwechsel einen Adrenalinstoss versetzt, sollten diese Promo-CD auf jeden Fall mal anchecken. Ich muss jetzt erst einmal den Knoten aus meinem Kopf bekommen.
Anspieltipps: Precious Time, Guard Off Time
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Chris Staubach