BRENDEL, DORIS & DUNHAM, LEE - Upsidedownworld
Mehr über Brendel, Doris & Dunham, Lee
- Genre:
- Progressive Pop/Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Sky Rocket
- Release:
- 20.04.2015
- The Devil Closed the Door on Me
- Adored
- Slap Me and You Die
- Accessorise
- Tumbling Away
- A Little Act of Defiance
- Upside Down World
- Still Running
- Life Is a Mushroom
Man nehme einen Kessel, rühre kräftig um und erfreue sich an neuen Geschmacksrichtungen.
Für uns alten Prog-Rocker wird Doris Brendel sicherlich für immer mit der grandiosen Rocktruppe THE VIOLET HOUR verbunden bleiben, doch sie darauf zu reduzieren würde ihr Unrecht tun. Das eben tun wir aber nicht, was wir dadurch beweisen, dass wir dem Album Aufmerksamkeit schenken, indem wir es hier besprechen. Denn schon beim Vorgänger "Not Utopia" hat Kollege Peter Kubaschk deutlich erklärt, dass Doris eigentlich eher im Pop zu Hause ist als im Rock. Doch als wollte sie Peter Lügen strafen rockt dieses Album mehr als alle Vorgänger.
Doch der Reihe nach: Lee Dunham steht Doris zum zweiten Mal gleichberechtigt zur Seite. Der Musiker zeigt erneut seine große Bandbreite, aber der Star sind die Kompositionen, die sich die beiden wieder teilen. Dazu kommt neben Drummer Steve Clark und einigen anderen Gastmusikern scheinbar die gesamte Dunham-Sippe mit Terry, Emma, Neale und Chris. Das scheint ja eine ziemlich musikalische Familie zu sein.
Der Unterschied zu "Not Utopia" ist eindeutig darin zu sehen, dass die Bandbreite, soweit möglich, eher noch ausgeweitet wurde. Denn die beiden haben ihrem Stilmix noch etwas hinzugefügt, das dem Vorgänger weitgehend gefehlt hat: Progressive Rock und einen geradezu metallischen Punch. Das beginnt schon mit dem hardrockigen, mit Blues gepaarten 'The Devil Closed The Door On Me', bei dem Doris so kraftvoll und brillant röhrt, dass sie allen Instrumenten leicht die Schau stiehlt. Doch wie schon auf dem Debütalbum des Duos ist auch "Upsidedownworld" eine stilstische Melange, in der sich die beiden Komponisten auf keinen Stil festlegen lassen. Das führt zu einigen krassen Wechseln und gelegentlich zu einem Patchwork-Eindruck, wenn zum Beispiel der Wechsel zu Songwriter-Pop bei 'Adored' allzu krass ausfällt. Aber andererseits bedeutet es auch eine Bandbreite und Abwechslung, die man genießen kann.
So wird es sicher jedem Hörer ähnlich gehen wir mir, der ich einige persönliche Highlights finde, aber wegen der Bandbreite eben auch ein paar Lieder, auf die ich verzichten kann. Bei mir sind das 'Tumbling Away' und 'Still Running'. Dafür bin ich sicher, dass jeder Progfan mit mir übereinstimmen wird, dass 'Slap Me And You Die' das großartigste Stück Progmusik von Doris ist seit THE VIOLET HOUR. Hier kommt alles zusammen, Rock und Classic Rock, Pop und sogar Metal, akustische Gitarre und Doris' ungewöhnliche und vielfarbige Stimme. Zwar kommen mit dem langsam mit Piano und Cello beginnenden und sich dann in einen rasanten Mahlstron steigernden 'A Little Act Of Defiance' und dem rockigen 'Accessorise', bei dem Elektrobeats einen Gegenpol setzen, weitere Highlights, doch selbst unter den Höhepunkten glänzt besagter Song am gleißendsten.
"Upsidedownworld" ist ein vielschichtiges Album geworden, das jedem aufgeschlossenen Musikliebhaber ans Herz gelegt sei. Obendrein erscheint es im Eigenverlag Sky Rocket Records in einer großartigen Aufmachung mit witzigen Fotos, Texten und sogar einer Pralinen-Galerie, in der jedes Schokoladenkleinod einen Song beschreibt. Ja, die beiden waren sich sehr wohl bewusst, dass jeder etwas, aber wohl kaum jemand alles mögen würde, und sie machen eine Tugend daraus. Nun ist es am Musikfan, dies zu honorieren.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger