BLAAKYUM - Line Of Fear
Mehr über Blaakyum
- Genre:
- Heavy Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 25.06.2016
- Crossing
- The Line Of Fear
- Wicked Revelation
- Destined To Rise
- Baal Adon
- Religion Of Peace
- Freedom Denied
- I Am Who I Am
- Riot Against Riot [Bonus Track]
Metal aus dem Nahen Osten - nicht totzukriegen!
Die Hintergründe einer seit über 20 Jahren bestehenden Metalband aus dem Libanon näher zu beleuchten, wäre mit Sicherheit hochinteressant, würde aber den Rahmen einer Plattenkritik sprengen. Es sei jedoch zumindest erwähnt, dass BLAAKYUM tatsächlich zuhauf gesellschaftliche Widerstände hat überwinden, den Niedergang von Szene und Heimat miterleben müssen, und dennoch nie endgültig totzukriegen war. Während viele Mitstreiter resigniert das Handtuch warfen oder auswanderten, blieb die Truppe um die Brüder Bessam und Rabih Deaibess am Ball, stand nach Rückschlägen und auch einem längeren Split immer wieder auf, und veröffentlicht diesen Sommer mit "Line Of Fear" ihren zweiten Langspieler.
Und Fans aggressiver Heavy-/Thrash-Metal-Klänge dürften das Album freudig willkommen heißen. Das Quartett aus Beirut bleibt seiner bewährten Ausrichtung treu, thrasht amtlich im Gefolge von TESTAMENT, MEGADETH und Konsorten, und zeigt der restlichen Metal-Welt in Sachen Aggressivität und Biss, was eine Harke ist. Es ist wohl kein Zufall, dass BLAAKYUM auch nach bald einem halben Jahrhundert Metal-Geschichte auch in den 10er Jahren des 21.Jahrhunderts so kernig und bissig klingt, als steckte das Genre noch in den Kinderschuhen. Bessam Deaibess wird nicht müde zu betonen, dass der Verfall des Libanons, die jahrzehntelangen kriegerischen Auseinandersetzungen und die anhaltenden Konflikte in der Region seine Musik und Texte stark geprägt haben. Dieser ernste Hintergrund, diese harte Prägung ist "Line Of Fear" absolut anzuhören.
So ist es wenig überraschend, dass besonders die thrashige Schlagseite des Albums zu gefallen weiß - in scharfkantigen Metalboliden wie 'Baal Adon' oder 'I Am Who I Am' lassen die Libanesen durchaus auch mal die Haudegen von SLAYER so alt aussehen wie sie sind. Bessam Deaibess sägt nicht nur an seiner Klampfe hervorragende Riffattacken in den Raum, auch stimmlich steht er einem Dave Mustaine oder Tom Araya in nichts nach. Etwas enttäuscht bin ich hingegen von den vermeintlichen exotischen musikalischen Einflüssen auf "Line Of Fear". Es erklingen zwar zwei-, dreimal nahöstliche Saiteninstrumente und Harmonien, diese stehen jedoch relativ isoliert und haben kaum nennenswerten Anteil am Gesamtsound. Und die sporadisch eingesetzten Ethno-Trommelklänge erinnern wohl gelegentlich an SEPULTURA, haben für den Gesamtsound von BLAAKYUM aber keinerlei Mehrwert.
Außerdem bringen die Araber zwar neun ordentlich drückende Schwermetallgefährte an den Start, keines davon tut sich jedoch als Titelfavorit hervor. Man kann BLAAKYUM wenig vorhalten - die Band hat sich zurecht 2015 beim Wacken Metal Battle den dritten Platz erkämpft und wird dieses Jahr im Gefolge von ONSLAUGHT als erste libanesische Band im Gefolge eines Majorsellers in Europa touren -, mir fehlen auf "Line Of Fear" schlicht ein, zwei zwingende Hits, die mir künftig in den Sinn kommen könnten, wenn irgendwo der Name BLAAKYUM fällt. Gerade die längeren Nummern des Albums wollen oft nicht so recht auf den Punkt kommen.
Dennoch: Die Band lebt nicht nur, sie macht mit "Line Of Fear" wieder eindrucksvoll auf sich aufmerksam. Ganz ohne Exotenbonus - BLAAKYUM spielt in der ersten Reihe des weltweiten Metalzirkus mit. Auf dass sich die nahöstlichen Metalveteranen auch weiterhin nicht unterkriegen lassen!
Anspieltipps: Crossing, Freedom Denied, I Am Who I Am
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause