ANGER - The Bliss
Mehr über Anger
- Genre:
- Nu Metal
- Label:
- Armageddon Music / Soulfood
- Release:
- 17.01.2005
- Feel My Anger
- Another Came
- Iced
- Devil In My Mind
- Say (What You Wanna)
- Instants
- Upside Down
- Innersight
- Nenemy
- God In Me
- Gonna Drown
- Lost Soul
Würden ANGER nicht aus Portugal, sondern aus Amerika kommen, jeder von euch würde sie zumindest vom Namen her kennen und ihr Video bereits mehrfach auf MTViva gesehen haben. Das Quintett aus dem portugiesischen Städtchen Aveiro präsentiert uns auf dem mir vorliegenden "The Bliss" dermaßen geradlinigen Nu Metal der Sorte LINKIN PARK, KORN, PAPA ROACH und Konsorten, dass es fast schon weh tut. Hey, das soll jetzt nicht negativ klingen, aber sehr innovativ, neu oder experimentell ist das nicht. Vielleicht tue ich ANGER auch Unrecht, denn immerhin gibt es die Band bereits seit 1994, jedoch haben sie einfach das Pech, dass ihnen die amerikanischen Kollegen einfach zwei Schritte voraus sind. Nicht, was die Musik betrifft, sondern die Jahre, in denen der Sound bereits etabliert wurde. Wäre das Album im Jahre 2000 erschienen, wer weiß, wo ANGER heute stehen würden.
Dabei haben die Portugiesen eine sehr illustre Vergangenheit hinter sich und sind alles andere als tourfaul, was bereits zahlreiche Auftritte mit unter anderem MEGADETH, METALLICA, SOULFLY, CLAWFINGER und MONSTER MAGNET beweisen. Auch zwei in Eigenregie veröffentlichte Alben können ANGER vorweisen, die mir aber leider bisher gänzlich unbekannt sind. Deshalb auch nicht weiter in der Eigenständigkeit- und "auf den angesagten Zug aufspringen"-Schublade herumwühlen, sondern (objektiv) an "The Bliss" herangehen.
Da muss ich den Jungs gleich attestieren, dass sie mit Songs wie zum Beispiel 'Another Came' oder 'Upside Down' richtig Hitpotenzial in der Hand haben, was sie mit einem guten Video zumindest mal in das Blickfeld der oben genannten Bands bringen könnte. In beiden Fällen wildern ANGER eher im New-Rock/Alternative-Bereich und machen dort eine mehr als gute Figur. Besonders Sänger und Gitarrist Pedro Pereira weiß hier zu überzeugen. Coole Grooves, eingängige Melodien und starke Refrains. Rockerherz, was willst du mehr?
Ansonsten regieren auf "The Bliss" allerlei Soundspielereien und Effekte, unendliche Dynamikspielchen, keine Soli, gesungene Strophen und geschrieene Refrains. Alles Zutaten, die zu einem hochexplosiven Nu-Metal-Cocktail gehören. Mal eher unspektakulär ('Instants', 'Gonna Drown'), dann wieder mit viel Pfeffer und dem gewissen Etwas ('Iced', 'Nenemy'). Auch die abschließende Ballade 'Lost Soul', die mit coolem Drumloop beginnt und im weiteren Verlauf auch mit dem Einsatz von Akustikgitarren glänzt, kann auf der Habenseite verbucht werden. Leider werden die Songs speziell im hinteren Drittel der Scheibe arg vorhersehbar, was ein bisschen den Gesamteindruck trübt, jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass hier sehr gute Musiker am Werk sind.
Einzig die etwas drucklose Produktion stört ein wenig im Gesamtbild, denn vor allem die Snare und die fetten Gitarren hätten deutlich mehr Saft vertragen können. Das wundert umso mehr, da die Scheibe in den "Area 51"-Studios in Hannover von keinem Geringeren als Tommy Newton (unter anderem GUANO APES) aufgenommen wurde. Vielleicht ist der Band auch einfach nur am Ende das Geld ausgegangen, wer weiß. Nichtsdestotrotz hat sich nun das norddeutsche Label "Armageddon Music" ANGER angenommen und macht das Album dem deutschen Nu-Metal-Publikum erstmalig zugänglich (in Portugal wurde die Scheibe bereits 2003 veröffentlicht).
Ich bin mir sicher, dass die Band es mit einem Video schaffen könnte, zumindest eine amtliche Duftnote im Business zu hinterlassen. Ansonsten dürften ANGER im bereits sinkenden Nu-Metal-Sumpf einfach untergehen. Das wäre auf jeden Fall schade.
Anspieltipps: Another Came, Upside Down
- Redakteur:
- Chris Staubach