ALBATROSS, AN - The An Albatross Family Album
Mehr über Albatross, An
- Genre:
- Noiserock/Psychedelic
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eyeball/Cargo
- Release:
- 24.10.2008
- Neon Guru
- ... And Now Emerges The Silver Pilgrim
- The Hymn Of The Angel People
- The Psychonaut & The Rustbelt
- Starving On Rabbit Meat
- A Convivial Feast Of The Peace Beast
- Floodgates Released
- The Electric Proletariat Rides A Velvet Chariot
- 3.000 Light Years By Way Of The Spacehawk
Ein Albatross und seine sechs sicken Pfleger.
Introvertiert, abgeklärt, aalglatt, vorausschauend, ständig abwiegelnd und darauf bedacht, bloß nirgends anzuecken – Attribute, die man AN ALBATROSS nicht anheften kann. Mit Konservatismus sollte man besser auch nicht kommen. Für das geschmorte Sextett aus Pennsylvania muss das eine fürchterliche Seuche sein, die mindestens tödlich endet und im schlimmsten Fall zur Wiedergeburt als Ted Nugent führt. Und es setzt alles daran, das Grauen abzuwenden. Immer am Limit. Wer durchatmen will, ist falsch. Hemmungen kennen die Jungs nicht, plausible Antworten genauso wenig. Allein der Micky-Maus-mit-Kopfschuss-Gesang lässt Fragezeichen sprießen und dürfte Anlass für Verrisse und auf den Minusbereich zustrebende Bewertungen geben.
Es dauert ungefähr drei Minuten und elf Sekunden, und man ruft den Vögeln zu: Macht mal kurz gar nichts – die Tauben fallen schon tot vom Dach, die Yuccas knicken ein, ich habe Atemnot, und mein linkes Bein denkt sich Spitznamen aus! Grenzerfahrungen mit den hektischsten Hippies diesseits des "Peace, love and harmony"-Nebels. Von einer Indie-Kapelle gespielten, mit DILLINGER-Elementen versehenen Noise-Prog, der mit Psychedelic-Georgel gekreuzt wird, muss man sich erst mal portionieren.
Die musikalischen Welten, die in 'The Hymn Of The Angel People' und 'The Psychonaut & The Rustbelt' nach gegenseitiger Befruchtung suchen, schließen sich aus. Und sie werden nach dieser Platte weiterhin nur auf Parallelkurs liegen und sich nicht überlagern. Ein neuer Trend wird nicht entstehen, was auch damit zusammenhängt, dass sich ansonsten niemand aus dem Kreis der Blumenwiesengriener traut, an einem schönen Augusttag ein Massaker anzurichten, während die Amokläufer ohne grellbunten Gemütshintergrund prinzipiell die Sonne hassen.
Der LSD-Sechser beweist durchgehend fokussierte Melodiefeindlichkeit und hat in seinem "The Piper At The Gates Of Dawn"-im-Zeitraffer-Schauspiel einen Spoken-Words-Part untergebracht, der die Spitze der Eingängigkeit markiert. Songs wie 'Floodgates Released' sowie die Wahnvorstellungsangebote '... And Now Emerges The Silver Pilgrim' und 'The Electric Proletariat Rides A Velvet Chariot' sollen nicht gemocht werden, sondern existieren und wirken. Wie die Reaktionen ausfallen, hängt von Körpertemperatur, Schamhaarlänge und Unterhosenmode ab.
Dass die Band zu selbstgerecht darauf hinarbeitet, als neunmalkluges Studentengesindel ohne Geschmack verachtet zu werden, und ihre Musik bewusst erschrecken soll, kann letztlich nicht schlüssig widerlegt werden. Und es ist fraglich, wer für dieses Zeug den Geldbeutel öffnen soll. Aber EDGUY verkaufen auch Platten, und genau wie "Rocket Ride" ist "The An Albatross Family Album" eine passende CD, wenn man seinen Freundeskreis umkrempeln möchte. Verstörend und wenigstens nichts für Konsenssüchtige, die Albatrossgeräusche.
Anspieltipps: Floodgates Released, The Electric Proletariat Rides A Velvet Chariot
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Oliver Schneider