KOTZEN, RICHIE - Into The Black
Mehr über Kotzen, Richie
- Genre:
- Bluesrock
- Label:
- Frontiers Records
- Release:
- 08.12.2006
- You Can't Save Me
- Misunderstood
- Fear
- The Shadow
- Doin' What The Devil Says To Do
- Till You Put Me Down
- Sacred Ground
- Your Lies
- Livin' In Bliss
- My Angel
Ist RICHIE KOTZEN der bessere Chris Cornell (AUDIOSLAVE)? Wenn man sich den aktuellen "James Bond"-Song 'You Know My Name' zu Gemüte führt, dann kann man diese Frage nur mit "Ja!" beantworten. Der liebe Chris pfeift dabei aus dem letzten Loch, was bei RICHIE absolut nicht der Fall ist. Eher im Gegenteil: Er begibt sich in die ausgebuddelten Abgründe. Hatte das letzte Album mit "Get Up" einen lebensbejahenden Titel, so handelt "Into The Black" von den unheimlichen Auswüchsen des irdischen Daseins. Und welche Musik eignet sich hierzu besser als der Blues? Den hat er förmlich in sich reingesaugt, denn im Vergleich zu GARY MOORE ist Mr. KOTZEN ein begnadeter Songschreiber. Und wo wir schon beim Thema sind: Wenn man die alten Legenden des Blues im Hinterkopf hat, so kann man nach Einfuhr der Scheibe nur den Schluss ziehen, dass RICHIE KOTZEN seine Seele dem Teufel verscherbelt hat. So ein tiefes, dunkles und trauriges Album hat sich schon lange nicht mehr in meinen CD-Player verirrt, wenn man mal von den englischen Trauerweiden ANATHEMA und MY DYING BRIDE absieht.
Leider liegen der Promo keine Texte bei, aber auch nur anhand der Songtitel kann man daraus schließen, dass das Leben für Monsieur KOTZEN in letzter Zeit kein Zuckerschlecken war. Lesen sich die ersten neun (!) Songtitel sehr depressiv, so stellt zumindest 'My Angel' vom Titel her einen Lichtblick dar. Ähnlich verhält es sich mit der Musik, denn die ersten sechs Songs haben zwar rockige Untertöne, sind aber in erster Linie balladesk gehalten.
Gleich der düstere Opener 'You Can't Save Me' nimmt den Hörer mit auf eine dunkle Reise in Untergründe, wogegen der Hades noch hell erscheint. Ich meine, wie verzweifelt muss man sein, wenn man einer Person "you can't save me, you better give yourself to someone else" wünscht? Zwar wurde auch auf diesem Album alles von RICHIE geschrieben, arrangiert, produziert und eingespielt, aber der Herr hat es absolut nicht nötig, einen seelenlosen Drumcomputer im Hintergrund dudeln zu lassen oder jedes Soundloch mit Gitarrensoli zuzukleistern. Wenn man bei manchen Büchern zwischen den Zeilen lesen muss, so ist es bei "Into The Black" angebracht, zwischen den Noten zu hören. Geht nicht? Und wie das geht! Wie sonst lässt es sich erklären, dass z.B. 'You Can't Save Me' ohne Gitarrensolo auskommt? Und wenn sich der Meister dazu hinreißen lässt, dann hat es schon einen Sinn und kann im klassischen Sinne als Höhepunkt bezeichnet werden.
Trotz des gemäßigten Tempos sind unterschiedliche Facetten auszumachen. Während der Anfang von 'Fear' an den ALICE IN CHAINS-Klassiker 'Rooster' vom "Dirt"-Album angelehnt ist, hat der zweite Teil des Songs eine ordentliche AUDIOSLAVE-Schlagseite und orientiert sich an 'Cochise' vom selbstbetitelten Debüt. Allen voran das Bassspiel könnte von Tim Commerford (AUDIOSLAVE) stammen. 'Doin' What The Devil Says To Do' versprüht einen BLACK CROWES-Spirit ('She Talks To Angels' vom Debüt "Shake Your Money Maker") und 'Till You Put Me Down' ist die coolste JIMI HENDRIX-Hommage, die mir seit langem in die Ohren geflutscht ist. Bei 'Sacred Ground' wird zum ersten Mal das Tempo angezogen. Das Klapperschlangenrascheln im Hintergrund verleiht dem Stück eine exotische Note, wohingegen 'Your Lies' den Spirit von HENDRIX-Klassikern wie 'Purple Haze' und 'Stone Free' versprüht. Mit 'Livin' In Bliss' wird im Country-Stil die Zielgerade angepeilt, wohingegen die versöhnliche Ballade 'My Angel' einen Hoffnungsschimmer darstellt und mit souligen Untertönen glänzen kann.
Es braucht ein paar Anläufe, bis man sich mit dem Album anfreunden kann. Das liegt allen voran an den Songwriterqualitäten von Mr. KOTZEN, auf den das Prädikat "Singer/Songwriter" eher zutrifft als "Guitarhero". Gitarre spielen kann der Junge, aber große Musiker erkennt man daran, dass sie ihr Können dem Song unterordnen - und nicht umgekehrt.
Anspieltipps: You Can't Save Me, Fear, Till You Put Me Down
- Redakteur:
- Tolga Karabagli