7IEBEN - Gut zu wissen ...
Mehr über 7ieben
- Genre:
- Rock
- Mädchen
- Gut zu wissen
- Graue Katze
- Ich will nicht mehr
- Meer von Lügen
- Stoner
- Ride
- Stranded Angels
"Sieben". War das nicht der coole Psychothriller mit Brad Pitt und Morgan Freeman über die sieben Todsünden? Mit Tod, geschweige denn Sünde, haben 7IEBEN aus Dresden nichts am Hut. Die Jungs spielen Rock, der Arsch tritt, und orientieren sich laut Info an Bands wie GUNS N` ROSES, OZZY und den HELLACOPTERS. Wie´s zur Zeit recht hip ist, hat das Quintett auch einen Cellisten in ihren Reihen. Man würde es sich aber zu einfach machen, wenn man die Jungs in einen Topf mit SCHANDMAUL oder alte SUBWAY TO SALLY schmeißt. Stellt euch eher vor, dass einer der Mitstreiter von APOCALYPTICA ein Rockprojekt mit einem deutschen Sänger startet und mit seinem Cellospiel die Songs dezent untermalt. Ansonsten dominieren eher die Gitarren. Klingt genauso verrückt, als ließe YNGWIE MALMSTEEN auf 'nem Konzert seinen Sänger (welcher das zur Zeit ist, weiß ich nicht, denn dagegen sind die Trainerwechsel in der Bundesliga schon fast übersichtlich) eine Ansage machen, ohne mit seiner Gitarre zu signalisieren: "Hallo, ich bin´s, der YNGWIE, und übrigens: Der Sänger da vorne wird an einer sehr kurzen Leine gehalten."
Doch kommen wir zurück zu 7IEBENs aktueller Veröffentlichung, bei der mir gleich das Booklet aufgefallen ist. Dabei liest es sich wie ein Beipackzettel zu einem Medikament, womit die Pharma- und Musikindustrie köstlich auf die Schippe genommen wird, was wiederum beweist: Die Jungs können über sich selbst lachen. Musikalisch hat´s die Truppe drauf: Von Balladen ('Graue Katze'), über knackige Rocksongs ('Mädchen', 'Meer von Lügen') oder geniale Ohrwürmern ('Gut zu wissen') wird eine recht abwechslungsreiche Mischung geboten. Gleich der Opener 'Mädchen' könnte vom Sound und Bass her auf RUSHs letztem Output "Vapor Trails" stehen. Das verspricht viel und geht nahtlos in den Semihit 'Gut zu wissen' über, der mit dem stärksten Refrain glänzen kann. In bester L.A. GUNS-Manier wird hier gerockt, bis der Arzt rockt. Dabei spielt "Oberarzt Dr." Peter Lemke ein absolut gefühlvolles Solo, das wirklich über jeden Zweifel erhaben ist. Die Gänsehautballade 'Graue Katze' wird live bestimmt der Knaller und kann es von der Melancholie her locker mit MY DYING BRIDE oder ANATHEMA aufnehmen. Der Bass von 'Ich will nicht mehr' erinnert zu Beginn sehr stark an die Titelmelodie von "Captain Future". Danach wird DEEP PURPLE-like gerockt, und wenn man´s nicht wüsste, könnte man glatt glauben, dass Jon Lord die Tasten bedient. Während 'Meer von Lügen' vom Riffing eine WASP-Schlagseite wie zu besten "The Headless Children"- und "The Crimson Idol"-Zeiten aufweist, wird bei 'Stoner' das Tempo wieder gedrosselt und dem Cello mehr Freiraum gelassen. Die beiden englischsprachigen Songs 'Ride' und 'Stranded Angels' sind von der Musik her auf jeden Fall okay, aber zwei deutsprachige Lieder mehr wären auf jeden Fall besser gewesen, ohne die Qualität der Songs in Frage zu stellen. Dabei wird bei 'Ride' ein Gute-Laune-Feurwerk abgefeuert, das auf der Platte seinesgleichen sucht. 'Stranded Angels' hingegen erinnert sehr an MR. BIG in ihrer Endphase und versprüht auf der einen Seite Frohsinn, auf der anderen aber auch Melancholie.
Wer jetzt die Pille geschluckt hat, kann sich unter der Bandhomepage bestens damit versorgen. Ein absolut starkes Antidepressivum, das gegen die übermächtige einheimische Rockkonkurrenz bestehen kann. Guter, knackiger, abwechslungsreicher und vor allem gefühlvoller Rock mit Stil. Klasse!
Anspieltipps: Gut zu wissen, Graue Katze, Stoner
- Redakteur:
- Tolga Karabagli