16 - Zoloft Smile
Mehr über 16
- Genre:
- Noise
- Label:
- Bastardized / Al!ve
- Release:
- 13.10.2003
- Damone
- Hearing Voices
- Zoloft Smile
- Balloon Knot
- Workplace On Fire
- Born To Lose
- Grip Of Delusion
- Aging Disgracefully
- You're Not My Real Dad
- Poverty
"Krach machen kann jeder", weiß derjenige zu berichten, welcher neben feierwütigen Nachbarn mit eigentümlichem Musikgeschmack lebt. Wobei einige Musikrichtungen einfach unter Berufung auf die Haager Landkriegsordnung von 1907 als unmenschliche Waffen verboten gehören, lautet die Gegend, in welcher wir uns heute herumtreiben wollen, liebe Kinder, nicht umsonst "Noise". Wer jetzt denkt, dass einige der mannigfaltigen Attribute dieses fröhlichen Hörgenusses mangelndes Gesangstalent und unausgereifte Dämpftechnik an den Äxten sind, wird als Ketzer verbrannt und hat seine Chance auf die himmlischen Orgeln, weiß Gott, vertan. Allerdings ... wie uns die Geschichte oft genug lehrt, haben die armen Opfer, welche sich dem nervenden Brennen der Flammen irgendwann körperlich beugen mussten, auffällig oft die Wahrheit gesprochen.
Oh, war das schon das Fazit? Ist mir so rausgerutscht. Die sind aber auch verdammt schnell weg, die Dinger, wenn man nicht wie ein Schlosshund aufpasst. Na gut, da unsere Schlussfolgerung nun gerade in Panik über eine Autobahn rennt und mit dem linken Vorderreifen eines Ford Fiesta Bekanntschaft macht, wenden wir uns noch einmal der Besprechung dieser Plastikscheibe zu. Das Schönste an ihr scheint auch nur das lustige Glänzen zu sein, wenn man sie gegen das Licht hält, aber ... lassen wir das.
"Zoloft Smile" heißt das neue Ding von dem Trio aus Los Angeles und fällt erst einmal durch eines auf: gerade noch akzeptable Produktion. Solch undifferenzierte Gitarrensounds (Phil Vera) habe ich selten gehört, was auch nicht mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sparte entschuldigt werden kann. Riffing und Dynamik hat man zwar überall schon einmal gehört, präsentiert wird das Diebesgut jedoch noch ganz ordentlich. Recht nett gibt sich auch das Bassspiel, allerdings auch nicht so, dass es mich von meiner Modelleisenbahn reißen könnte. Aus dem Schlagzeug von Mark Sanger dröhnt Langeweile, dass sogar meine Großmutter, welche gerade zu Besuch war, beim Hören zu Schunkeln begann. Und die Texte ... lassen wir das.
Song für Song ist eine einzige Wanderung durch karge Einöde. Die Kurzweil hat sich schon nach dem ersten Takt verkrochen und trinkt sich in der nächsten Kneipe die Hucke voll, so arg hat man sie beleidigt. An manchen Stellen keimt Hoffnung auf. Hier eine kurze Beschreibung meiner Gedankengänge: "Ein Bassintro? Wow, das klingt ja mal ... Mist, da singt der Kerl ja schon wieder." Ok, und damit wären wir auch leider bei diesem Punkt angelangt. Langsam kommt es mir vor als ob ich negative Adjektive einfach zu oft in dieser Rezension verwende, aber wenn "öde" auf eine Eigenschaft der CD passt, dann ganz sicher auf den Gesang. Selbst, wenn es mal ein wenig lauter und gröliger wird, fällt mir das Wachbleiben bei Cris Jerues eintönigem Gejuckel schwer. Sicher hat der verzweifelte Herr auf dem Cover gerade das Album von vorn bis hinten durchhören müssen, denn ich fühle mich genauso, wie er aussieht. Doch ... lassen wir das.
Fazit: Wenn ihr masochistisch veranlagt seid, dann legt die Bullenpeitsche in den Schrank, wenn ein paar Quadratzentimeter Plastik doch soviel mehr wehtun können.
Anspieltipps: Darf ich kurz lachen?
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger