ONE BAD PIG: Interview mit Daniel Tucek

01.01.1970 | 01:00

Seit 1991 gab es von den Pigs nur noch eine einzige Live CD. 10 Jahre später war es also höchste Zeit einmal nachzusehen was aus den Thrash-Punkern geworden ist. Hierzu konnte ich Basser Daniel Tucek ausfindig machen und er stand mir sofort zu einem Interview zur Verfügung.


Georg:
Hallo Daniel. Ich war so froh, als ich hörte, dass ihr zurück seid. Warum habt ihr überhaupt diese Pause eingelegt? Eure Alben "Swine Flew" and "I Scream Sunday" waren doch sehr erfolgreich.

Daniel:
Eigentlich haben wir ja als Band weitergemacht, bloß nicht so aktiv wie damals, bevor Paul ausgestiegen ist, um eine Solokarriere anzustreben. Wir haben viele Gastgitarristen während den ganzen Jahren engagiert, um die Lücke zu füllen, die Paul hinterlassen hatte. Es war schwer jemanden permanent zu finden, der damit klarkommt, nur ein paar mal im Jahr zu spielen, aufgrund der anderen Sachen, bei denen wir halt noch mitmischen. Schlussendlich fanden wir Lee Haley, der diesen Konzertplan light genauso wie wir wirklich mag.

Georg:
Kannst du mir etwas über das aktuelle Line-Up erzählen?

Daniel:
Unsere momentane Besetzung ist so wie sie ist schon seit ein paar Jahren vorhanden. Sie setzt sich wie folgt zusammen:
Carey "Kosher" Womack - lead screamin' vocals
Phillip Owens - drums, vocals
Daniel Tucek - bass guitar, vocals
Lee Haley - guitar, vocals
Paul Q-Pek - guitar, vocals (Er springt ein, wann immer es ihm möglich ist. Letztens hat er bei unserem Cornerstone Festival Gig mitgespielt.)

Georg:
Habt ihr neue Songs geschrieben? Wird es ein neues Album geben?

Daniel:
Seit unserem letzten Album haben wir ein paar Songs geschrieben, aber wir haben sie nicht aufgenommen. Ein paar Mal haben wir sie bei Konzerten ausprobiert. Wir haben einen Cover-Song gemacht und ihn für die HM-Magazin-Veröffentlichung "The Mother of All Tribute
Albums" aufgenommen. Das Stück ist der Klassiker "Cosmic Cowboy" von BARRY MCGUIRE (das Album kann bei http://www.HMmagazine.com bestellt werden). Im November 2000 wurde gerade ein Live-Album mit unserem Gig vom Cornerstone Festival veröffentlicht (die Platte kann bei http://www.M8.com bestellt werden). Wann ein neues Studio-Album herauskommt, ist schwer zu sagen. "Sag niemals nie" ist da unser Motto. Es ist halt sehr schwierig, die nötige Zeit und das nötige Engagement dafür zu bekommen. Wir alle sind hauptsächlich mit unseren Familien, Jobs und Tätigkeiten in unseren lokalen Kirchen beschäftigt. Manche von uns haben Kirchenlieder geschrieben, die wir in unserer Kirche verwenden, aber ich schätze mal, das zählt nicht als PIG-Musik.

Georg:
Was für Eindrücke habt ihr von den Konzerten, die ihr nach der Reunion gespielt habt?

Daniel:
Seit der Reunion beim Cornerstone Festival 2000 haben wir bisher nur ein weiteres Konzert gespielt. Das war bei einer Doppel-CD-Release-Party und kleinem Musik-Jam mit ONE BAD PIG und LUST CONTROL. Bei dem Jam hatten wir Carey "Kosher" Womack nicht dabei, deshalb haben wir einen Carey*oake-Wettbewerb veranstaltet, bei dem Freiwillige auf die Bühne kommen und ihr Glück als Lead-Sänger der Band versuchen konnten. LUST CONTROL haben auch einen kurzen Set gespielt, um die Veröffentlichung ihrer neuen CD "The Worst of Lust Control" (mit Material ihrere ersten zwei Alben) zu würdigen. Wir bekamen sehr gutes Feedback und alle hatten Spaß.

Georg:
Siehst du Veränderungen verglichen mit früheren Zeiten?

Daniel:
Ja. Wir sind jetzt viel älter. Aber hey, wir können immer noch rocken!

Georg:
Ist eure Show immer noch so verrückt wie man sie auf eurem Live-Video sehen kann?

Daniel:
Ja. Für den Cornerstone 2000 Gig haben wir neben vielen der Original-Stunts auch einige neue gemacht, inklusive einem großen Finish mit Feuerwerksfountainen auf unseren Köpfen und um das Drum-Podest herum.

Georg:
Nach dem Live Video (Cornerstone Festival) haben euch manche Leute wegen der Show ziemlich angegriffen. Wie seid ihr damit umgegangen?

Daniel:
Wer genau? Kannst du uns ihre Namen geben? Kleiner Scherz. Negative Kritik nehmen wir eigentlich total gelassen. Wir haben die schon seit den Anfangszeiten und haben erkannt, dass das bloß ein paar Leute sind, die es immer noch nicht richtig schnallen. Außerdem haben wir Tonnen von Fan-Post und anderen Zeugnissen, die beweisen, dass unsere Musik und unser Einfluss Leute zu Gott gebracht haben. Hey - it's Godarchy!!

Georg:
Ihr habt so lange Zeit geplant, nach Deutschland zu kommen, warum hat es schlußendlich nie geklappt? Siehst du irgendwelche Chancen, dass ihr doch bald mal zu uns kommt?

Daniel:
Es ist immer noch unser Wunsch zu kommen, aber es braucht so viel Planung und Geld, um Touren in Übersee durchzuführen. Wir müssten Auszeiten in unseren Jobs nehmen, um es zu bewerkstelligen - also müssten wir auch eine gewisse Menge an Geld verdienen, um die Konzerte geben zu können und zusätzlich auch noch die verlorene Arbeitszeit aufzuwiegen. Aber falls es da jemanden bei euch gibt, der gewillt ist, uns einzufliegen und die anfallenden Kosten zu übernehmen, werden wir da sein!

Georg:
Was habt ihr während der Pause von ONE BAD PIG gemacht?

Daniel:
Wir haben weiterhin ein paar wenige Male jedes Jahr gespielt, kümmerten uns aber mehr um unsere Familien bzw. das Aufziehen der Kinder, die Fortführung unserer regulären Karrieren und unser Engagement in unseren örtlichen Kirchen. Jetzt, da die Kinder etwas älter sind, werden wir wahrscheinlich mehr Konzerte spielen als über die letzten paar Jahre hinweg.

Georg:
Ihr habt immer "No keyboards were used" (=keine Keyboards wurden benutzt) auf eure CDs gedruckt. Bezog sich das nur auf Keyboards oder allgemein auf technische Sound Fill-Ins und Synthesizer?

Daniel:
Man betrachtete es damals als eine "wahre Punk-Sache", wenn Keyboards nicht bei einer Punk Band zum Einsatz kamen, deshalb haben wir dieses Statement immer aus Witz eingebaut, so, als ob wir sagen wollten: "da wir keine Keyboards benutzt haben, müssen wir doch eine offizielle Punk Band sein". Wir haben wirklich gar nichts gegen Keyboards. Es ist hauptsächlich eine Sache, die man mit einem Augenzwinkern sehen sollte, wie so viele andere Dinge, die wir schon gemacht haben und auch weiterhin tun werden.

Georg:
Auf "I Scream Sunday" habt ihr zusammen mit Johnny Cash einen Song gemacht. Wie war es, mit ihm zusammenzuarbeiten? Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass er, ein Country-Star, gemeinsam mit euch, einer Punk Band, gesungen hat?

Daniel:
Es war großartig und eine unbeschreibliche Ehre, mit Johnny Cash zusammenzuarbeiten. Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, den Song "Man In Black" zu covern, kam uns die Idee zu versuchen, ob man nicht Johnny dazu bekommen könnte, mit uns das Duett einzusingen. Wir dachten, das wäre eine schwierige Angelegenheit und eine ziemlich verrückte Idee dazu, aber als Johnny deswegen gefragt wurde und mitbekam, worum es uns ging, meinte er, er würde gerne mitmachen. Bis heute ist es immer noch etwas schwierig zu glauben, dass wir wirklich mit einem so wundervollen Mann und Legende wie Johnny Cash gearbeitet haben.

Georg:
TOURNIQUET und JACOB'S DREAM sind zwei Bands, die es geschafft haben, sich quasi aus dem "White Metal Ghetto" herauszuspielen. Siehst du da bezogen auf euch ähnliche Chancen oder werden die PIGGIES immer eine Art Nischenband bleiben?

Daniel:
Wir werden wahrscheinlich immer das tun, was wir am besten können, und das ist eine altmodische PIG-Show. Die läuft immer noch gut, warum sollte man sie also ändern. Nebenbei: Retro-Shows sind grade eine ganz große Sache.

Georg:
Was hälst du vom Thema "Beten bei Konzerten"? Ist es nicht so, dass man dann nur den gläubigen Teil des Publikums anspricht und den Rest so verärgert? Sind kurze Statements nicht besser als Predigten, die etwa eine halbe Stunde lang andauern (speziell, wenn man in nicht englischsprachigen Ländern spielt und die auf Englisch gehaltenen Gebete nicht oder nur miserabel übersetzt werden)?

Daniel:
Wir passen unser "Speaking/Preaching" (=Sprechen/Beten) immer der Situation und dem Publikum an. Wir haben ein Gefühl dafür, wie Gott von uns möchte, jede bestimmte Gruppe anzusprechen. Was das Spielen für nichtenglisches Publikum angeht, so benutzen wir einen Übersetzer für sämtliche Botschaften an die Zuschauer, damit keine Verwirrung entsteht.

Georg:
Habt ihr noch von irgendwelchen anderen Reunions gehört (SACRED WARRIOR, STRYPER usw.)?

Daniel:
Ja. STRYPER haben schon ein paar Reunion-Konzerte gespielt. Das große wird am Cornerstone Festival 2001 folgen, wo sie auf der Hauptbühne spielen werden. Das wird ein großes Ereignis werden (http://www.cornerstonefestival.com).

Georg:
Welche Bedeutung hat das Internet für ONE BAD PIG?

Daniel:
Wir denken, dass das Internet ein wundervolles Werkzeug sein kann. Wir haben eine offizielle Band Website, an der wir kontinuierlich arbeiten, um es unseren Fans zu erleichtern, Neuigkeiten und Merchandise-Informationen zu bekommen (http://www.onebadpig.com).

Georg:
Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus?

Daniel:
Wir hoffen, weiterhin jedes Jahr ein paar Retro-Shows spielen zu können. Es erreichen uns immer viele E-Mails und Briefe, die uns auf Trab halten, und hoffentlich werden wir eines Tages ein weiteres Album aufnehmen können - mit lauter neuen Songs.

Georg:
Möchtest du zum Schluss unseren Lesern noch etwas sagen?

Daniel:
An alle unsere alten Fans: Danke für eure Unterstützung! Wir sind froh, dass ihr unsere Musik mögt. An alle neuen Fans: Willkommen! An diejenigen, die mit unserer Musik nicht vertraut sind: Hört mal rein!
Und an alle: live for Godarchy!

(Übersetzung: Kathy)

Redakteur:
Georg Weihrauch

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