Zita Rock 2009 - Berlin

23.06.2009 | 17:47

13.06.2009, Zitadelle

Rocken, bis die Sonne weint. Das Zita Rock 2009 lädt ein zum fröhlichen Schunkeln, Feiern, Tanzen und Rocken. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.

Zita 2009 – lass die Sonne in dein Herz.

Es ist Wochenende, es ist Juni, es ist Zita Rock. Wie bereits im letzten Jahr macht sich das POWERMETAL.de-Team auf, um auf der schönen Zitadelle einige der angesagtesten Gothic-Bands zu lauschen. Wie bereits 2008 zeigt sich die Sonne an diesem Samstag in ihrer schönsten Pracht. Der Himmel ist blau, wir noch nicht, also hüpfen wir vergnügt ins Party-Mobil. Zur schönen Mittagszeit erreichen wir die deutsche Hauptstadt und werden gleich von der Veltins-Biercrew eingekreist. Geil! Fesche Mädels verteilen gratis Partybiere und saupraktische Strohhüte. "Rein in den Kopp und auf das Teil!" ist das Motto.

Als wir 15.00 Uhr pünktlich die Eingangstore hinter uns lassen, hören wir schon WELLE:ERDBALL-Sänger Honey. Dieser fungiert heute jedoch leider nur als Moderator, kündigt die erste Band des Tages an und liefert auch gleich den Grund für diesen hochrangigen Opener. TANZWUT spielen nämlich am gleichen Abend noch im schönen Wittenberg. Also rauf mit den Jungs.

Trotz der (fast schon nervigen) Sonne liefern die Buben ein unterhaltsames Set, das mit den gewohnten Krachern gespickt ist. 'Ihr wolltet Spaß', 'Vulkan' oder auch 'Meer' wissen wie immer zu begeistern, auch wenn man langsam, aber sicher mal was Neues aus dem Hause TANZWUT hören möchte. "Bei dieser Sonne müssen wir ja aufpassen, dass wir nicht verbrennen!", meint Teufel. Und ja, er hat Recht. Zum Glück sind wir mit dem oben erwähnten Strohhut unterwegs und stellen der Sonne damit geschickt ein Bein. Wie dem aufmerksamen Besucher sofort auffällt, befindet sich an der Bühne ein sehr langer Catwalk. Dieses Extra ist wohl auf den Grafen zurückzuführen, wird aber von den restlichen Bands wie auch den TANZWÜTERN ausgiebig genutzt. Nach 'Bitte Bitte' und 'Schattenreiter' ist es fürs Erste genug. Wunderbarer Auftakt eines sicherlich großartigen Open Airs.

Weniger stimmungsvoll, dafür umso melancholischer geht es bei ZERAPHINE zu. Die Band um den charismatischen Sven Friedrich punktet heute leider nur bei den Mädels. Die rockigen Zeiten scheinen der Vergangenheit anzugehören, denn mehr als seichter Schmuserock kommt da nicht aus den Boxen. Die Stimmung fällt gegenüber dem Opener mächtig ab, daran können auch die auf dem nächsten Album erscheinenden Songs 'I Will Be There' und 'Louisa' nicht viel ändern. Zwar tanzt der eine oder andere Fan den Gothentanz, doch die meisten scheinen in Gedanken an einem schattigen Ort zu verweilen.

Erst zum Schluss ziehen die Berliner die Härteschraube etwas an und lassen mit 'Be My Rain' und dem abschließenden 'Die Wirklichkeit' ein lahmes Konzert versöhnlich enden.

Leider wird es mit DIARY OF DREAMS nicht wirklich besser. Zwar besitzen die Songs des Adrian Hates mehr Potenzial und auch eine gehörige Portion Eingängigkeit, doch so richtig mag der Funke auch hier nicht überspringen. Vielleicht brennt die Sonne einfach zu sehr. Mr. Burns wäre hier und heute mit seiner Idee, die Sonne auszusperren, ein gefeierter Mann. Doch leider leben wir nicht in Springfield sondern stehen in der melancholischen Meute, die bei Songs wie 'Wedding' oder 'Chemicals' nicht gerade zum Feiern aufgelegt ist. Ob da ein leckeres Bulettenbrötchen Aufschwung gibt? Bei mir schon, lecker. Sicher, DIARY OF DREAMS’ Musik hat Hand und Fuß, dennoch fehlt dieser Band immer noch das gewisse Etwas, um wirklich ein großes Ding zu werden.

Die Elektro-Heroen von PROJECT PITCHFORK waren vor einigen Jahren noch ein großes Ding, bevor sie mit ausgefallenen Alben einen leichten Karriereknick erleben mussten. Ihr aktuelles Album "Dream, Tiresias!" (welches Honey gar nicht erst ausspricht, weil er nicht weiß, wie) soll die Jungs auf die Siegerstraße zurückbringen. Diese führt offenbar über den langen Laufsteg, den Schreiteufel Peter immer wieder nutzt, um sich posend dem Publikum zu nähern. In einem schicken Outfit macht der Gute schon was her und liefert sich spannende Fratzenduelle mit Keyboarder Dirk. Dieser gewinnt zwar nicht immer, bekommt dafür jedoch einen schicken Tanga ans Arbeitsgerät geworfen. Die Beats knallen, die Stimmung ist ausgezeichnet, und ich als alter PITCHFORK-Fan schwelge in den Erinnerungen. Vor allem als am Ende mit 'Timekiller' noch ein Kracher erster Güte aus dem Hut gezaubert wird. Ein gelungenes Konzert, welches aber dennoch mit diesem Satz zusammengefasst werden kann: Je älter die Songs, desto besser die Stimmung. Es ist einfach so.

Zwischenfazit meiner Begleitung: "Alles gut und schön, das Volk ist zufriedengestellt, dennoch ein paar Kritikpunkte: Was soll das Aufstellen von Essensständen, wenn diese nie geöffnet werden? Und zum Leidwesen unserer vegetarischen Kollegen schafft es der Langos-Stand, mit der Autogrammjägerschlange mitzuhalten. Na Mahlzeit!"

Ganz im Gegensatz zu OOMPH!, die entgegen der Meinung vieler Kritiker immer besser werden. Erst ihr letztes Album "Monster" glänzte mit einer Vielzahl an Ohrwürmern und hob sich beachtlich vom immer schlimmer werden Gothic-Rock-Einheitsbrei ab. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass mit 'Beim ersten Mal tut's immer weh' sofort auf das neue Album gesetzt wird. Die Stimmung ist gleich auf 180. 6.000 Fans schreien 'Warum willst du mich nicht mehr' und sorgen für Gänsehaut. Trotzdem fragt Dero 'Träumst du?', bevor das 'Fieber' ausbricht und mit 'Wer schön sein will, muss leiden' für den nächsten Höhepunkt sorgt.

Dero nutzt den Walk Of Fame immer wieder und hüpft sich den Wolf aus dem Wald. Dennoch scheint er etwas müde und nicht voll motiviert. Klar, bei einer Headliner-Show geht doch so manches mehr. "Ich würd' euch ficken", ruft Dero. Na gut, so unmotiviert scheint er doch nicht zu sein. Sechzig Minuten OOMPH!, sechzig Minuten Power! Songs wie 'Revolution', 'Labyrinth' oder 'Gott ist ein Popstar' machen live einfach noch mal eine Spur mehr Spaß und bescheren dem Zita Rock ein echtes Highlight.

Doch der wahre Headliner folgt erst um 21.00 Uhr. Seit Ende 2008 war es still geworden um den Grafen. Nun ist die Festivalsaison eröffnet und UNHEILIG zurück auf den Bühnen der Republik. Die Pause hat dem Grafen sichtlich gut getan, denn seine Power und seine Energie scheinen grenzenlos zu sein. Mit 'Lampenfieber' versucht er selbiges zu bekämpfen, bevor es mit 'Spiegelbild' zum großen Rundumschlag kommt.

Der aufmerksame Fan hat es vorher bereits gewusst, alle anderen merken es sofort: UNHEILIG haben endlich ein echtes Schlagzeug. Was vorher aus dem Computer kam, wird nun von Potti übernommen, der auf dem Zita Rock seine Premiere feiert. Dies tut dem UNHEILIG-Sound verdammt gut und sorgt für einen sehr organischen Sound.

Mit dem treibenden 'Tanz mit dem Feuer' und dem romantischen 'Astronaut' erobert der Graf sein Publikum. Er wirkt unheimlich locker und extrem erfreut, endlich wieder vor seinen Fans auftreten zu dürfen. Spätestens bei 'An deiner Seite' fließen auch die ersten Tränen, bevor sie mit 'Feuerengel' wieder feurig getrocknet werden. Leider müssen sich UNHEILIG an einen strikten Zeitplan halten. Daher ist Punkt 22.00 Uhr nach 'Freiheit' leider schon wieder alles vorbei. Der Graf lässt sich noch einmal das Mikro geben, entschuldigt sich für diese Regeln und verabschiedet ein zufriedenes Berliner Publikum in die Nacht.

Setlist UNHEILIG:
Lampenfieber
Spiegelbild
Tanz mit dem Feuer
Astronaut
Kleine Puppe
An deiner Seite
Feuerengel
Sage ja
Maschine
Freiheit

Redakteur:
Enrico Ahlig

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