XANDRIA, SKARLETT RIOT und PHANTOM ELITE - Nürnberg

06.12.2023 | 15:35

29.11.2023, Hirsch

Ein Frauenpowermetal-Abend in Mittelfranken.

Endlich mal wieder ein Heimspiel in Nürnberg. Natürlich fahre ich für gute Konzerte gerne nach München, Frankfurt oder um die halbe Welt. Doch wenn die Musik unter der Woche spielt und ich am nächsten Tag wieder um 6 Uhr vor dem Rechner sitzen muss, ist es schon angenehm, etwas länger als drei Stunden schlafen zu können.

An diesem Abend hat XANDRIA zum Tanz in den Nürnberger Hirsch geladen. Die Symphonic-Metal-Band aus Deutschland hat mit PHANTOM ELITE und SKARLETT RIOT gleich zwei Bands mit in die Frankenmetropole gebracht, die zumindest annähernd dem Genre des Headliners entsprechen. Bestens gelaunt verlasse ich verfrüht die Weihnachtsfeier meiner Abteilung. Natürlich war es schön, in der nach wie vor bei uns anhaltenden Homeoffice-Phase mal wieder so viele Gesichter live zu sehen und nette Gespräche zu führen. Aber auch meine Kollegen wissen, dass diese nach meiner Vorliebe für Musik nur die zweite Geige spielen.


Durchgefroren und überpünktlich erreiche ich das warme Innere der Location. Der Einlass verlief ausgesprochen zügig, da leider nur recht wenige Fans den Weg in den Hirsch gefunden haben. Da ich kein Fan von weihnachtlichen Heißgetränken bin, lasse ich mir mein erstes Bier schmecken und versinke in Gedanken. Warum schaffen es manche relativ unbekannte Bands eine Halle vollzumachen, während etablierte Kapellen mit anhaltend schlechten Besucherzahlen zu kämpfen haben? Schlagartig werde ich aus meine Gedanken gerissen, als um 19:30 Uhr und somit eine halbe Stunde vor dem geplanten Konzertbeginn das Licht ausgeht. Schwer bepackt mit dem Photoequipment nehme ich meine Beine in die Hand und laufe Richtung Bühne. In diesem Fall ist es mal gut, dass es heute nicht so voll ist.


SKARLETT RIOT eröffnet den Abend. Mitten in 'Chemicals', dem ersten Song der britischen (laut Wikipedia) Hardrock-Band, erreiche ich den Fotograben. Die Band um Sängerin Chloe Drinkwater gibt es bereits seit 2010, ist mir jedoch bis zum heutigen Abend gänzlich unbekannt. Meine tauben Ohren hören in den insgesamt sieben Songs alles, außer das in der bekannten Online-Enzyklopädie genannte Genre. Das Quartett bietet richtig guten Modern-Metal mit amtlichen Growls von Gitarrist Danny Oglesby. Cloe dagegen sticht mit ihrer klaren melodischen Stimme hervor. Kollege Chris Staubach hat "Invicta", dem 2021 veröffentlichten Album, in seinem Review eine solide Note gegeben.


Natürlich ist die Mischung aus klarem und gutturalem Gesang keine Erfindung der Band aus dem vereinigtem Königreich, dennoch kommen die vier Musiker bei der Crowd sehr gut an. Die Metalheads vor der Stage haben sichtlich Spaß in Nürnberg. SKARLETT RIOT hat auf der Bühne nur eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit, nutzt den zur Verfügung stehenden Platz jedoch voll aus und ist ständig in Bewegung. Der Sound ist super und der Lichtmischer hat seinen bunten Tag. Ich habe schon schlechtere Konzertauftakte erlebt, so kann es gerne weitergehen.



Und es geht weiter. Die Stagehands sorgen für eine zügige Umbaupause und bereiten das Feld für PHANTOM ELITE vor. Auch die multinationale Band kann von der ersten Minute an das anwesende Publikum auf ihre Seite bringen. Sängerin Marina La Torraca dürfte dem einen oder anderen bekannt vorkommen, hat sie doch mit EXIT EDEN und AVANTASIA bereits auf sich aufmerksam gemacht. In bestem Hochdeutsch begrüßt sie die Meute vor der Bühne, welche PHANTOM ELITE die kommenden acht Songs ordentlich abfeiert. Die Tracks haben ordentlich Wumms und gehen gut nach vorne. Lediglich zu 'Birdcage' wird es etwas ruhiger, gemütlicher. Doch auch die Ballade kommt in der von Handylichtern bestrahlten Halle gut an.

Es ist mittlerweile müßig zu diskutieren, ob und wie Keyboard-Klänge von der digitalen Bandmaschine abgespielt werden. Auch bei PHANTOM ELITE steht kein Musiker an den Tasten. Dieses Manko tut der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch. Mit 'Diamonds And Dark' verabschiedet sich die Band unter großem Jubel aus Nürnberg. Auch mein Kollege Thomas Becker war von PHANTOM ELITE recht angetan, wie Ihr in seinem Bericht vom Konzert in München nachlesen könnt.

 

 


XANDRIA hat turbulente Zeiten hinter sich. Der eine oder andere kann sich noch an einen nahezu kompletten Lineup-Wechsel erinnern. Die Gründe erfahrt Ihr im Interview, welches Marcel mit XANDRIA-Mastermind Marco Heubaum im Februar geführt hat. Natürlich ist es spannend, wenn bei einer Band die Stimme ausgewechselt wird, aber ich kann bereits jetzt schon sagen, dass Ambre Vourvahis die Rolle der Frontfrau ordentlich ausfüllt. Doch beginnen wir von vorne.



 

Nach einer weiteren Hopfenkaltschale erlischt das Licht und Drummer Dimitrios Gatsios betritt zu einem Intro und unter großem Applaus die Bühne. Auch die restlichen Musiker nehmen ihre Plätze ein, bevor die neue Sängerin in 'You Will Never Be Our God' einsteigt. Der Song stammt neben sechs weiteren vom in diesem Jahr veröffentlichten Album "The Wonders Still Awaiting" und wurde ihr quasi auf dem Leib geschrieben. Doch auch bei den Klassikern kann Ambre Vourvahis glänzen. Kraftvoll, melodisch und gestenreich agiert sie während der nächsten 90 Minuten auf der Bühne. Diese bietet den Musikern nun deutlich mehr Freiraum. Selbstredend, dass auch die Saitenspieler permanent in Bewegung sind.


Die Band hat Bock, die Headbanger haben Bock. Ein Garant für einen geilen Abend im Hirsch. Die beiden Supportbands haben gut vorgelegt, so ist es ein leichtes für XANDRIA, der bereits vorgeglühten Meute den Rest zu geben. Die Setliste bietet einiges an Abwechslung und Ambre fühlt sich auch in den älteren Songs wie 'A Prophecy of Worlds to Fall' vom 2012 veröffentlichten Album "Neverworld's End" sichtlich wohl. Ihre Stimme passt hervorragend zum Symphonic-Metal-Sound von XANDRIA. 'Ravenheart' ist noch mal acht Jahre älter und wird in akustischer Weise dargeboten. Ich kenne diese Version noch nicht, sie findet nicht nur bei mir Anklang, wenn man den Reaktionen aus dem Publikum Glauben schenken kann.

Neben den Tracks wird auch einiges für das Auge geboten. Der Lichtmischer hat auch beim heutigen Headliner einen guten Tag und setzt XANDRIA stimmungsvoll in Szene. Der Nebel ist heute ausnahmsweise mal nicht des Fotografen Feind und bietet Gelegenheit für ein paar schöne Fotos. Natürlich darf 'Valentine' nicht fehlen, der Song rundet als Zugabe einen hervorragenden Abend mit drei großartigen Bands ab. Die Zuschauer verschwinden zufrieden in den kalten Winterabend, nachdem sie den Headliner unter großem Jubel aus Nürnberg verabschiedet haben.

Photo Credit: Andre Schnittker

 

 

 

 

 

 

 

 


Redakteur:
Andre Schnittker

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