Wave-Gotik-Treffen - Leipzig

09.07.2011 | 02:22

09.06.2011, diverse Veranstaltungsorte

Zum zwanzigsten Mal taucht Leipzig in ein Meer aus Schwarz.

Nach solch einem tollen Auftakt am Vortag geht es bei bestem Wetter in Runde zwei. Doch bevor weitere Konzerte anstehen, ist ein Besuch in der Innenstadt angesagt, um zu schauen, wer sonst noch so unterwegs ist. Bei dem Wetter kann man wunderbar in der City chillen und das schwarz-bunte Treiben beobachten. Für den frühen Abend haben sich UMBRA ET IMAGO angekündigt, die ebenfalls in diesem Jahr ihr zwanzigstes Bestehen feiern. Für diesen Anlass hat Mozart wohl eine Extraschicht eingelegt, denn er ist stimmlich gesehen in bester Form. Partnerin Madeleine erscheint im durchsichtigen, schwarzen Kleid mit goldenen Flügeln und unterstützt ihn gesanglich. Wie gewohnt wettert Mozart zwischen den Songs über Missstände und ruft quasi zur Revolution auf. Selbst einige Kollegen werden nicht verschont. Show-technisch wird an diesem Abend wenig geboten, aber das war ja zu erwarten. Dafür hat sich die Band mehr auf die Musik konzentriert und betreibt lieber einige Outfitwechsel. 'Kleine Schwester' fehlt heute genauso wenig wie 'Rock Me Amadeus'. Eine Geigerin unterstützt das Geschehen und die im Vorfeld angekündigte Single 'Davon geht die Welt nicht unter' gibt es natürlich auch, zu der Gastsänger Lex (MEGAHERZ) seinen Part beisteuert wird.

Weiter geht es in die Halle 15 zur Alten Messe. Man sieht, dass es ein kurzfristiges Ausweichquartier zum Kohlrabizirkus ist, denn die Halle ist wohl zuletzt als Möbelhaus genutzt worden. Alles wirkt ein wenig provisorisch. Das gilt auch für den Sound bei TRISTANIA. Der klingt einfach nur laut und nach nix, als die Band mit 'Year Of The Rat' startet. Das Zusammenspiel zwischen Sängerin Mariangela und Schreihals Kjetil ist gut geworden und macht die Sache abwechslungsreich. Dennoch kann die Band bei mir nicht mehr die Begeisterung entfachen, wie noch vor einigen Jahren. Irgendwie ist das Wesentliche auf der Strecke geblieben. Vielleicht liegt das ja auch an den vielen Besetzungswechseln. Keine Ahnung. Für ein paar Songs erhält TRISTANIA Unterstützung von Pete Johansen an der Violine. Neben 'Shadowman' gibt es noch 'Beyond The Veil' auf die Ohren, ehe die Show mit 'Exile' zu Ende geht.

Der Abend in der Halle 15 neigt sich langsam dem Ende entgegen. Bevor es soweit ist, haben ANATHEMA gut eine Stunde Zeit, den WGT-Besuchern noch einmal einzuheizen. Wobei das bei dem überwiegend ruhigen Sound gar nicht so einfach ist. Doch die Band schafft es spielend leicht, die Menge auf ihre Seite zu ziehen, die bereitwillig folgt. Zugegeben, bei dieser Uhrzeit muss man sich schon recht gut auf die nicht ganz einfache Musik konzentrieren. Dafür werden die Anwesenden mit einem guten Sound und einem tollen Konzert belohnt. Selbst bei den ruhigen Stücken ist die Stimmung super. Dass Sänger Vincent mit der Ansage vor dem bestgekleideten Publikum zu spielen viele Sympathiepunkte einfahren kann, liegt nicht nur an diesem Kompliment, sondern an seiner guten Laune und der ungeheuren Spielfreude der Band. Das überträgt sich genial auf die Fans. Nachdem anfangs das letzte Album "We're Here Because We're Here" mit gleich vier Songs beackert wird, besteht der Verdacht, dass ANATHEMA das komplette Album durchspielen. Doch es folgt das grandiose 'Closer'. Sängerin Lee verleiht der Musik eine besondere Stimmung und viel zu schnell ist der Auftritt mit 'Fragile Dreams' vorbei.

Doch Schluss ist noch lange nicht! Schließlich sind noch DEINE LAKAIEN in der AGRA-Halle zu Gange. In dichten Nebel getaucht beginnt die Show. Nur schemenhaft ist zu sehen, was auf der Bühne passiert, als mit 'On Your Stage Again' der Abend eröffnet wird. Natürlich zeigt sich Herr Veljanov nicht sofort seinen Fans, sondern schreitet erst zum Gesang auf die Bühne. Die Halle ist mittlerweile brechend voll und als der Meister sich endlich zeigt, gibt es kein Halten mehr. Die Fans bejubeln die Band, als wäre der Auftritt gerade vorbei. Ernst Horn sitzt zur Feier des Tages sogar an einem richtigen Flügel. Sicher keine einfache Aktion, das Teil auf die Bühne zu bekommen. Gewohnt souverän gibt sich die Band auch an diesem Abend, der von Perfektion gezeichnet ist. Ähnlich wie bei den Konzerten im Frühjahr ist Alexander Veljanow sehr redselig und Cellist Tobias B. "Deutung" und Geigerin Yvonne albern ab und an herum. Von daher passiert nicht viel Neues auf der Bühne. Dafür gibt es einen tollen Querschnitt durch die Bandgeschichte. Mit 'Reincarnation' findet der Abend ein vorläufiges Ende. Die Fans fordern mehr und werden mit einem genial vorgetragenen 'Love Me To The End' belohnt. Besser kann das Konzert und der zweite Festivaltag wirklich nicht beendet werden.

Redakteur:
Swen Reuter

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