Waldbrand Open Air - Helmstedt

25.07.2009 | 12:04

25.06.2009, Sportplatz Bötschenberg

Zum dritten Mal fand in Helmstedt das beschauliche Waldbrand-Festival statt. Zuschauer und Bands trotzten Wind und Wetter und feierten zusammen eine große Party.

Michael Jacksons Tod beeinflusst sogar die Metalwelt. Fast jede Band kommentiert das Ableben des King Of Pop und widmet ihm mal mehr, mal weniger ernst einen Song. Sonst ist es ein typisches Festival: bewölkter Himmel, ab und zu Regen und die gewohnten Soundprobleme. Die ersten müden Gestalten kriechen aus ihren Zelten, noch verschlafen von der über zweistündigen Verzögerung vom Vortag.

Heute machen CAST IN SILENCE den Anfang. Die Soundprobleme ziehen sich durch das Festival, und so starten CAST IN SILENCE mit der Ansage "Kein Intro, kein Wichs, wir fangen einfach an!" Für erste Lacher bei den etwa dreißig verschlafenen Gästen sorgt Gitarrist und Backgroundsänger MT, indem er sagt, er könne nicht singen. Die verschalfenen Besucher scheinen Sänger Lowin nichts anhaben zu können Er versucht, die wenigen Anwesenden anzuheizen. Der Rest der Band liegt dagegen wohl noch halb im Zelt und agiert statisch. Nach und nach kriechen weitere Fans aus den Zelten, lassen sich aber nicht zu mehr als ein bisschen Klatschen überreden. Lowin reißt auch noch einen Witz über Bassist und "Quotenösterreicher" JM und widmet einen Song Michael Jackson und den Österreichern, die ebenfalls Kinder in Kellern einsperren. Ein bisschen Stimmung kommt auf, als Lowin T-Shirts in die Menge schmeißt. So richtig gefeiert wird aber nur das 'Voyage, Voyage'-Cover von DESIRELESS. Die mittlerweile etwas zahlreicheren Gäste springen im Kreis, am Ende gibt es viel Applaus.

Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, führen ANCESTRY ihren Soundcheck im ersten Song durch. Die junge Band kommt mit rohem Sound daher und haut gleich richtig drauf. Dies rüttelt die ersten Headbanger wach und lockt ein paar Leute dichter vor die Bühne. Ein paar Hardcore-Fans schwingen das Tanzbein. Diese werden weiter angeheizt, denn ANCESTRY wollen den Moshkönig krönen. Der beste Tänzer gewinnt ein T-Shirt und eine CD. Doch so wach scheinen die Fans noch nicht zu sein, und der Sieg geht unangefochten an einen Rothaarigen in einem weißen Shirt.

Bassist Sven fordert einen Circle Pit, die Hardcore-Fraktion ist davon aber unbeeindruckt. Höhepunkt ist eindeutig das SLAYER-Cover 'Angel Of Death', bei dem sich vor der Bühne ein Moshpit bildet. Vorher erwähnen auch ANCESTRY, dass Michael Jackson tot ist. Der letzte Song ist ein kurzes Instrumental, für mehr ist leider keine Zeit.

Mit einem kleinen Fanpulk sind SARIEL angereist. Sänger D-Machine fragt, ob alle fit sind. Darauf gibt es aber noch wenig Reaktion. Der Warm-up-Donnerstag sitzt allen noch in den Knochen. Vorne wird etwas gebangt, sonst stehen vereinzelt ein paar Kopfnicker rum. Natürlich kommentiert auch D-Machine Michael Jacksons Tod und bedauert, dass er ihn nicht live sehen konnte. Den Song 'Eaten By Maggots' widmet er ihm. Nach den ersten Songs geht starker Regen los. Nur fünfzehn Fans bleiben vor der Bühne stehen, die Übrigen ziehen sich unter die Überdachungen der Fressbuden zurück.

Mit einem Techno-Intro starten ALL I DIE FOR. Sänger Matze hat allerdings eine Probleme mit den cleanen Passagen: Er spricht eher, als dass er singt. Die Hannoveraner laufen viel und gehen ab. Vor der Bühne ist aufgrund des Regens aber immer noch wenig los. Die Liebe zum King Of Pop geht bei ALL I DIE FOR sogar noch weiter als bei SARIEL; sie haben überlegt, seine Songs zu covern.

Mit T-Shirts und CDs schaffen sie es, ein paar Leute vor die Bühne zu holen. Ein Fan mit Kleidergröße L darf sogar auf die Bühne, um ein Girlie-Shirt in Größe S anzuziehen. Neben Michael Jacksons Tod wird auch das Ableben des Songs 'Complete' aus dem Live-Set betrauert. Die Metalcoreler spielen den Song zum letzten Mal, weil er für einen Sänger allein zu schnell ist. Am Ende schießen ALL I DIE FOR noch gegen das "Hurricane und diese ganze kommerzielle Scheiße". Obwohl der Regen langsam aufhört, kommt vorne kaum Bewegung rein.

Das ändert sich allerdings bei FRAIL EMBRACE. Sänger Jake springt rum und keift, die Gitarristen gehen ab, und ein paar Hardcore-Fans tanzen. Die Leute kommen dichter vor die Bühne, und in der ersten Reihe knutschen zwei Mädchen rum; Jake kommentiert das mit gehobenem Daumen.

Die rhythmischen Songs bewegen noch ein paar Anwesende zum Tanzen. Ein paar Metaller veralbern den Hardcore-Tanzstil. Die Band ist die ganze Zeit über in Bewegung, und auch der Gastbassist fügt sich gut ein. Der reguläre Bassist Andy ist angeblich zu betrunken zum Spielen.

Die Peiner beweisen Humor mit ihrem Song 'Bring Your Mummie Some Cookies', bei dem man leider den Text kaum versteht. Trotzdem stoßen sie bei den Metalfans eher auf Ablehnung. Als erste Band erwähnen FRAIL EMBRACE Michael Jackson nicht und verschenken am Ende lieber etwas Bier.

Jetzt holzen die Thrash-Metaller SERVATOR den Wald ab. Mit dem Kommentar "Wir kriegen alles kaputt" entern sie die Bühne. Und sie legen richtig los. Den Gesang teilen sich Gitarrist Peter und Bassist Mirco zu gleichen Teilen. Bei diesem Sound kommt selbst die Sonne wieder raus. Gleich als dritten Song covern SERVATOR 'Ace Of Spades' von MOTÖRHEAD. Mirco kommt gesanglich sogar fast an Wanderwarze Lemmy ran. SERVATOR kredenzen mit 'Through My Eyes' auch einen neuen Song. Die als Ballade angepriesene Zugabe entpuppt sich als schnelle, unverständliche Grindcore-Nummer.



Einen ordentlichen Fanpulk haben sich WOLFSMOON mitgebracht: Der Fanclub "Wolfspack United" hat sogar ein Banner aufgehängt. Die Mitglieder nehmen gleich die erste Reihe ein und bangen, was das Zeug hält. Der Power Metal lockt mehr und mehr Besucher aufs Gelände. Die Fans singen jeden Song mit, viele sind mit WOLFSMOON-Shirt unterwegs. Auch der erste Stagediver reitet auf der Menge. Zu 'Unholy Darkness' holen sich die Helmstedter noch zwei weitere Sänger auf die Bühne – einer singt, einer growlt, einer krächzt. Der Hit 'Necronomicon' zieht sich leider etwas zu lang hin. Das stört die Menge aber überhaupt nicht, die Fans machen weiter Party. Bei der Zugabe 'Underdog' geben Fans und Band noch mal alles.

Nun folgt ein kleines Zwischenprogramm: Malon von PRIEST OF BROKEN WORDS entschuldigt sich bei seiner Freundin für einen dummen Fehler und sagt, dass er sie liebt. Hut ab vor so viel Mut und alles Gute für die Zukunft!

Beim Auftritt von SNIPER haben sich die Reihen etwas gelichtet, und auch die Sonne verkriecht sich wieder hinter ein paar Regenwolken. Das musikalische Spektrum von SNIPER umfasst den ganzen Extrem-Metal-Bereich. Auf einen Black-Metal-Song folgt eine Death-Metal-Nummer, zu der vorne auch etwas gepogt wird. Sogar ein Hardcore-Song verirrt sich in die Setlist und verwandelt den Pogo in einen Moshpit.



Beim Headliner VADER ist der Platz vor der Bühne gut gefüllt. Die Polen, für die einige Zuschauer eigens zum Waldbrand-Festival gekommen sind, starten ihren Gig mit zwanzig Minuten Verspätung. Schon beim Intro gehen sämtliche Hörner in die Luft. Von Beginn an pogen die Fans vorne, und fast der gesamte Platz bangt.

Sänger Peter spricht ein bisschen Deutsch mit dem Publikum und heißt es "Herzlich Willkommen in der Hölle". Die ersten "VADER!"-Sprechchöre ertönen auch schon vor 'Silent Empire'. Das, was die vorherigen Bands vom Wald noch übrig gelassen haben, fackeln VADER jetzt ab: Die Lichtmaschinen werden ausgiebig genutzt, ein paar Stagediver lassen sich tragen, Gitarrist und Bassist bangen durchgängig - wie fast der gesamte Vorplatz, der dabei die tolle Live-Show, die VADER bieten, verpasst.

Vor 'Spread Your Wings' stellt Peter seine Band vor: An den Drums sitzt das Maschinengewehr, der Gitarrist ist der Prince Of Darkness. Nach vierzig Minuten wollen VADER schon aufhören; nach viel Applaus und Sprechchören kommen sie aber wieder auf die Bühne. Trotzdem hören sie fünf Minuten zu früh auf und haben ihre Fans damit um 25 Minuten Spielzeit betrogen.

Weil VADER ihr eigenes Schlagzeug mitgebracht haben und der Umbau deshalb länger dauert, verschiebt sich der Auftritt von DIVINE NOISE ATTACK um eine halbe Stunde. Über die Hälfte des Publikums interessiert das nicht mehr – viele gehen nach VADER nach Hause. Trotz der langen Pause gibt es wieder Soundprobleme: Der Bass ist viel zu laut.

Langsam kommt auf und vor der Bühne etwas Bewegung rein. Der Sänger scheint etwas aus der Übung zu sein, denn nach und nach verlässt ihn seine Stimme. Ein paar Fans bangen, die übrigen Anwesenden stehen nur rum. DIVINE NOISE ATTACK werden mit mäßigem Applaus und einigen "Zugabe!"-Rufen verabschiedet.

THE ATMOSFEAR rückten durch den Ausfall von REVOLT kurzfristig ins Programm. Sie haben zwar kein eigenes Schlagzeug dabei, dekorieren das bereitgestellte aber wenigstens. Die wenigen Anwesenden scheinen langsam müde zu werden - wie auch die Band. Auf und vor der Bühne geht fast gar nichts. Die eigentliche Attraktion spielt sich weiter hinten ab: Zwei Männer laufen mit runtergezogener Hose durch die Gegend. THE ATMOSFEAR üben auch Gesellschaftskritik und widmen den Song 'Isolation' allen, die nur vor dem PC sitzen.

Bei der letzten Band HERETIC SOUL befinden sich noch etwa dreißig Leute auf dem Gelände. Diese stehen größtenteils rum und auch die Band ist statisch. Allerdings bangen ein paar Leute vor den Fressbudenständen. Obwohl nur noch wenige da sind, bringen HERETIC SOUL zwei Wall Of Deaths zustande.

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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