Wacken Open Air 2006 - Wacken

31.08.2006 | 12:46

03.08.2006, Festivalgelände

... und nach dem Aufstehen sind je nach Grad der Nüchternheit auch anscheinend die Wetterwahrnehmungen anders. Oder gibt es zwei Wetter in Wacken. Jedenfalls sehen zwei unserer Gastschreiber zur selben Zeit zwei Bands - und alles ist anders. Seltsame Dinge passieren...
[Henri Kramer]

... so kann ein Tag auch beginnen: Ein Stück Pizza, ein Pappbecher Kaffee und MYSTIC CIRCLE, welche früh um 11 Uhr auf der Black Metal Stage erscheinen, um Wacken aus dem Schlaf zu reißen. Doch für diesen schöngeistigen Zweck dürfte der Sound ruhig noch ein bisschen lauter sein. Der Platz vor der BM-Stage ist trotz der frühen Stunde überraschenderweise fast zur Hälfte gefüllt, und das Trio weist im Gegensatz zu manchem im Publikum keine Anzeichen von Schwäche auf. Es folgen Songs wie 'The Bloody Path Of God' und 'Open The Gates Of Hell'. Einzig der strahlende (!) Sonnenschein der frühen Mittagssonne bleibt unverträglich mit den düsteren Beschwörungen der Wormser.
[Andrea Knauer]

Es ist Freitagmorgen 11 Uhr, es weht ein angenehmes Lüftchen, und die Sonne kann sich nicht (!) so recht durchringen, auf die anwesenden Festivalbesucher herunterzuprasseln – also die perfekte morgengraue Katerstimmung für den melancholisch rockenden Sound von END OF GREEN. Mit ihren Liedern über das Hereinbrechen der Dunkelheit oder das Ende unserer Leben bieten sie eine professionelle Show, die den Fans das gibt, was sie erwarten. Auch wer es sonst früh am Morgen etwas ruhiger mag und sich gemächlich in die passende Festivalstimmung nicken möchte, ist an der Party Stage genau richtig. Abgesehen davon verläuft die Show ohne irgendwelche Höhepunkte. Und auch der wortkarge Sänger mit seiner bis tief in die Stirn gezogenen Wollmütze liefert keinen Grund, dem Trübsalblasen nicht bis zum bitteren Ende weiter zu folgen.
[Cordula Cordts]

Zur inzwischen dann doch prasselnden Mittagssonne spielt die finnische Wintersonne auf. Und überraschenderweise gelingt es WINTERSUN-Frontmann Jari Mäenpää und seinen Mitstreitern, eine erkleckliche Menge Metalheads bereits um diese Uhrzeit vor die True Metal Stage zu locken. Obwohl Jari eher zu den zurückhaltenden Entertainern gehört, benötigt er nur wenige Takte, um die Fans zum Feiern zu bringen. Schnell ist die Stimmung angekurbelt. "Wintersun, Wintersun"-Rufe erklingen, die Schädel werden schon ordentlich geschüttelt. Da WINTERSUN bisher erst ein Album auf den Markt geworfen haben, ist klar, dass die Songauswahl bunt durcheinander gewürfelt aus diesem gewählt wird und auch nach einer Dreiviertelstunde wieder Schluss ist. Aber das mag sich beim nächsten Konzert ändern. Wie zu erfahren ist, haben die Finnen ein zweites Scheibchen mit dem Titel "Time" eingespielt. Der Wacken-Gig ist geeignet, die Vorfreude darauf zu steigern.
[Erika Becker]

Nach dem Fast-Hitzschlag-Gig - die Sonne kochte munter Schädel ab - kommen mit LEGION OF THE DAMNED auf der Black Stage die früheren OCCULT aus Holland auf die Bühne – und zeigen wieder einmal deutlich, dass diese Band chronisch überbewertet ist. Klar, die SLAYER-Riffs sind ganz gut, auch die Gurgel-Kreisch-Modus-Stimme von Frontmann Maurice Swinkels kommt zu Songs wie 'Bleed For Me' verdammt fett rüber. Doch im Zusammenspiel offenbart der Death/Thrash-Ansatz von LEGION OF THE DAMNED wie schon zu OCCULT-Zeiten zu wenig eigene Seele, um wirklich unverzichtbar zu erscheinen. Und so bleibt auch beim Wacken die große Begeisterung vor der Bühne aus. Die sengende Hitze tut ihr Übriges, um den Gig eher farblos erscheinen zu lassen – der ständige Kampf gegen den Sonnenstich lässt die Lust an LEGION OT DAMNED weiter schwinden... Spektakulär bleibt so nur ein Hubschrauber in Erinnerung, der kurz nach dem Gig aufsteigt: Doch bleiben Hoffnungen unerfüllt, dass vielleicht Peter Steele darin sitzt und vielleicht mit einem gezielten "Klick" am Raketen-Abzug die True Metal Stage sprengt - um Gigs wie später von IN EXTREMO zu verhindern. Oder die Nervspaßer von DANKO JONES... Obwohl es auch da Fans geben soll. Nein, sogar gibt. Doch davon gleich mehr...
[Henri Kramer]

Im Gegensatz zu END OF GREEN, die hoffnungslos untergehen, geben die holländischen Metalcoreler eh die ganze Zeit Gas und können sich auch so locker gegen die parallel spielenden LEGION OF THE DAMNED behaupten. Das Quintett profitiert darüber hinaus von einem guten Sound, der die gesamte Power der Band verdammt gut rüberbringt. So ist es kein Wunder, dass bei Songs wie 'Final Nail', dem eingängigen 'The New Hate', 'Judgement' oder dem brutalen 'Rise Or Die' vor der Bühne im Pit gut die Post abgeht. Sänger Ché und Bassist Rob bedanken sich immer wieder und stacheln die Leute zusätzlich an, die daraufhin alles aus sich herausholen. Das wiederum führt dazu, dass sich BORN FROM PAIN zum Ende hin bei Krachern wie 'Day Of The Scorpio' oder der Dampfwalze 'Hour Of The Wolf' regelrecht in einen Rausch spielen, trotz aller Action klingen die Songs verdammt tight und präzise. Nach CATARACT letztes Jahr beweisen die Holländer somit, dass Metalcore und Wacken sehr gut funktioniert, der Gig macht jedenfalls Spaß von der ersten bis zur letzten Sekunde und zeigt deutlich, dass das Quintett live mittlerweile zur Macht geworden ist. Klares Highlight!
[Herbert Chwalek]

Und nun: Der Danko unter den Jones... hüstel... Nichts für extremere Gemüter...
[Henri Kramer]

Bei einer erstaunlich gut gefüllten Bühne geht am Freitag mit DANKO JONES eines der ersten stimmungstechnischen Highlights los. Mit schwarzen Nietenarmbändern, schwarzen Klamotten, schwarzer Augenklappe und einer dreckigen Portion Rock betritt Mr. Jones die Bühne, um die Masse in Stimmung zu versetzen - was ihm unglaublich gut gelingt. Die ganzen Sprüche, die vom Stapel gelassen werden, machen aus dem Auftritt einen der amüsantesten Gigs des ganzen W:O:A. So lässt man uns wissen, dass man als Rock'n'Roll-Band eigentlich gar nichts auf einer True Metal Stage zu suchen hätte, man sich aber größte Mühe gebe, sich anzupassen - was das Outfit schon zeigt. Und da man Satanic Rock'n'Roll macht, gibt es auch gleich eine Lehrstunde über das richtige Halten der satanischen Pommesgabel. Auch dass das überraschend sonnige Wetter nichts für richtig fiese Metaller sei, dass Regen doch das Einzige sei, was man als Satansanbeter braucht, erfährt man von den Herren. Also animiert Mr. Jones die Menge dazu, die Sonne erst mal richtig auszubuhen. Natürlich im Namen Satans. Und als während eines Songs ein Hubschrauber das Interesse auf sich zieht, unterbricht Danko die Show, um das Publikum mit den Worten "Don't look at the Helicopter, look at me" wieder auf sich aufmerksam zu machen. Da aber bei der Show auch die Musik von Interesse ist, gibt es ein saustarkes Paket guter Songs, wie 'Sugar Chocolate' oder das seiner Ex-Freundin gewidmete 'Suicide Woman'. Und damit das aktuelle Album nicht zu kurz kommt, gibt es 'Sticky Situation', 'She's Drugs', 'Invisible', 'Baby Hates Me' und 'Sleep Is The Enemy', das Bands wie MOTÖRHEAD und ARCH ENEMY gewidmet ist. Aber auch ernstere Seiten gibt es zu bewundern: So wird an all die legendären Helden der Musikszene erinnert, die verstorben sind, so etwa Paul Baloff, Dimebag Darrell, die RAMONES und Johnny Cash. Ach ja, die Sprüche. Davon gibt's auch eine Menge. So erfährt ein unglücklicher Stage-Diver, dass er in einer Songpause divt, also "Caught in a mosh" ist. Man erfährt, dass die Augenklappe natürlich nichts mit einer Operation zu tun hat, sondern dass er sich das Auge schlicht und einfach "jerked off", also rausgewichst hat. Und dass er jederzeit sein zweites Auge für diesen Spaß geben würde. Überhaupt erfährt man viel Obszönes, angefangen über O-Sex, Onanieerfahrungen - und dass man im Gegensatz zu anderen Bands gleich zur Sache kommt, textlich versteht sich. Ach ja, die Augenklappe bringt Danko Jones auch auf die Idee, eine neue Art von Moshen zu kreieren. Da er nicht heftig wackeln darf, gibt es nur eine kurze, langsame Kopfbewegung, den Sadanko. Und ein kurzes, dankbares Kopfnicken - Verzeihung! - Sadanken, gibt es von mir für diese großartige, stimmungsgeladene Show am Morgen. Danko, Mr. Jones.
[Lars Strutz]

Auf der W.E.T. Stage ist inzwischen die Metal Battle ausgebrochen. Wo auch solche coolen Deather wie CADAVERIC CREMATORIUM spielen. Wie alle Bands vor viel zu wenig Publikum. Doch zunächst gilt es ruhigeren Klängen zu lauschen.
[Henri Kramer]

Die finnische Band RE-PULSE existiert zwar schon seit 1991, aber erst seit Katja 2004 als neue Sängerin dazu gestoßen ist, hat die Band ihren Sound gefunden und zielstrebig an seiner Veröffentlichung gearbeitet. Die Mühe zahlte sich aus, und so stehen sie nun als Gewinner der Metal Battle Finland 2006 auf der W.E.T. Stage und feiern gleichzeitig ihren ersten Auslandsgig. Der Start stellt sich aber alles andere als vielversprechend heraus. Technische Probleme führen dazu, dass die Sängerin anfangs kaum zu verstehen ist und die Band nach dem ersten Song eine Zwangspause einlegen muss, um den Verstärker wieder in Gang zu bekommen. Danach scheinen RE-PULSE mittels Nebelmaschine und aus Erleichterung über die behobene Panne endlich in Fahrt zu kommen, und entsprechend des Mottos ihres zweiten Songs 'True Emotions' zeigen sie, was doch noch in ihnen stecken könnte. Alles in allem können aber weder das einstudierte Haare-kreisen-lassen der Frontfrau noch die Aufforderung "Please move your ass!" das nicht wirklich zahlreich erschienene Publikum zu Begeisterungsstürmen anregen. Und so mutet der letzte Song 'Nothing Lasts Forever' eher wie eine Erlösung für beide Seiten an, dass man es nun endlich hinter sich gebracht hat. Schade eigentlich! Da war wohl irgendwo der Wurm drin. Dagegen wirken die Gewinner der Metal Battle Frankreich, WÜRM, wie ein Aufputschmittel. Der Sänger springt über die Bühne und lässt dabei auch ganz bestimmt keinen Quadratmeter aus. Mit ihrer durchaus interessanten Mischung aus Metal und elektronischer Musik schaffen es die Pariser Musiker endlich, das Publikum in Bewegung zu versetzen, und sorgen dafür, dass Stillstehen eigentlich unmöglich ist. Trotz des mitreißenden Auftritts von WÜRM geht der Preis am Ende an die deutsche Band DRONE - deren Auftritt an allen POWERMETAL.de-Schreiberlingen vorbeischwirrt. Schade. Aber herzlichen Glückwunsch trotzdem.
[Cordula Cordts]

Unterdessen ist die Zeit angebrochen, auch die ganz jungen Festivalbesucher mit moderner Metal-Musik zu begeistern. Dafür stehen SIX FEET UNDER und EKTOMORF in den Startlöchern. Und SIX FEET UNDER, die Band mit den bis dato meisten "Motherfuckers" in den Zwischenansagen, scheinen schon darum bemüht, ihren Ruf als fett-brutale Festivalband zu verteidigen. Songs wie 'The Day The Dead Walked' oder 'Torture Killer' erweisen sich wie schon bei unzähligen Gigs vorher als Garanten, die Fans zu erfreuen – dankbar feiern die vorderen Reihen die Jungs um Rasta-Kiffkopf Chris Barnes. Für Außenstehende wirkt der Gig jedoch eher langweilig, denn Überraschungen oder gar Innovation haben im Sound dieses Groove-Death-Kommandos keinen Platz. So wird von allen Zuschauern nur einmal richtig doll laut gejubelt: am Ende beim obligatorischen AC/DC-'T.N.T.'-Cover...
[Henri Kramer]

Klar, EKTOMORF klingen wie ein Mischmasch aus späten SEPULTURA und SOULFLY ohne Tribalparts. Dieses Klischee wird aber den Livequalitäten der Band nicht gerecht. Obwohl in Wacken die Nachmittagshitze für vermehrten Schweißausstoß sorgt, stehen die Massen vor der Party Stage dicht gedrängt und feiern Zoltan Farkas und seine Begleiter. Die Ungarn sind live aber auch ein Erlebnis für sich. Ständig fliegen die Haare, es herrscht ordentlich Bewegung, und die Momente, wo alle mal stillstehen, sind zeitlich im Sekundenbereich angesiedelt. Energie heißt das Zauberwort, und davon haben EKTOMORF mehr als genug. Im Gegensatz zu anderen Shows beschränkt sich Zoltan auf ein paar wohl gezielte Ansagen und lässt sonst die Songs sprechen. Und 'I Know Them', 'Fuck You All', 'Show Your Fist' oder 'Destroy' werden von der Meute dankbar aufgenommen. Dazu reicht ein kurzes "Jump" des Frontmanns, um Tausende beim Hüpfen Staub aufwirbeln zu lassen. Also mal wieder ein gewohnt guter Gig der Ungarn, die einmal mehr beweisen, dass sie live einfach immer abräumen können. Einziges Manko ist das Fehlen von 'Gipsy' und die Tatsache, dass die Spielzeit nicht ganz ausgeschöpft wird. Aber ein nächstes Mal kommt bestimmt...
[Herbert Chwalek]

Das Gelände vor der True Metal Stage hat sich mittlerweile gut gefüllt, und das Publikum darf bei glänzendem Sonnenschein den gigantischen Sound von NEVERMORE über sich hereinbrechen lassen. Die fantastische Stimme des Sängers Warrel Dane und der kraftvoll thrashige Sound prügeln sich durch Mark und Bein und überzeugen sogar ein paar am Rande stehende Wikinger. Ein besonders prachtvolles Blondbartexemplar mit ausgeprägtem Bierbauch steht mit Methorn und aufgeblasener Gummigitarre in der Menge und wirft ehrfürchtig seine PET-Hörner von links nach rechts. Doch hat auch der Rest der Wackenbewohner noch genug Power? Mr. Dane scheint kurzzeitig an der Beweglichkeit der leicht taumelnden Zuhörer zu zweifeln. Zugegeben scheint der ein oder andere Metalhead bereits von Frau Sonne gezeichnet worden zu sein, aber mit einem grölenden "YEAH!" verfallen die feiernden Headbanger wieder dem donnernden Rhythmus. Keine Frage: NEVERMORE heizen ihren Fans so ein, dass die wenigen, aber sehnlichst erwünschten Regentropfen auf ihren Häuptern wie auf heißem Stein verglühen...
[Silvana Konrad]

...doch trotz des genialen NEVERMORE-Auftritts mit fantastischen Songs wie 'Enemies Of Reality' - den Titel der bis dahin coolsten Band im Auftreten gewinnen OPETH. Sich ihrer Qualitäten bewusst, können sie es sich nämlich sogar erlauben, über die nebenan spielenden SOILWORK herzuziehen. "Oh, there plays SOILWORK from down south sweden. Every band from down south sweden are suckers", sagt OPETH-Sänger Mikael Akerfeldt über die auf der Party Stage spielende Kapelle. Auch die restlichen Ansagen bleiben auf diesem hohen Coolness-Niveau. "Klaus Meine hat wohl Cookies gegessen" ist sein Kommentar zu den SCORPIONS. Zwischen diesen erfrischend ehrlichen Ansichten gibt es tolle Stücke der nun schon so langen und erfolgreichen OPETH-Historie: 'The Drapery Falls' zum Beispiel. Die Fans feiern solche progressiven Death-Metal-Perlen zu Recht ab: Einer schwingt sich zum Beispiel auf seine rote Luftmatratze und lässt sich auf dieser nach vorn tragen. Rock'n'OPETH-Roll!!!
[Henri Kramer]

Tja! Was soll man dazu bitte noch sagen. So richtig angepisst bin ich ja schon, dass OPETH und SOILWORK zeitgleich spielen. Jaaa! Vor allem, weil das Soundgepansche verursacht durch beide Bands zu Beginn ernstzunehmende Dimensionen annimmt. Wind? Künstlerpech? Oder doch eher ein Mindfurz meinerseits? Jedenfalls sind die ersten Songs von SOILWORK für mich nicht eindeutig zu erkennen. Doch dann. Endlich: 'Rejection Role' und 'Overload' sowie etwas später 'Light The Torch' des 2003er "Figure Number Five". Wer sagt's denn. Geht doch. Auch von dem letzten Album "Stabbing The Drama" gibt's einiges für die Fans auf die Lauscher, und so sieht frau mit Freude ein munteres Gehopse und Gedive vor der Party Stage. Sogar des Sängers "down south schwedish"-um jetzt mal auf dem Feld von "Uns' Mikael" zu ackern – siehe Zitat bei OPETH-"Uh, Ah"-Rufe erklingen im Echo. Mit 'The Bringer', 'As We Speak' und nicht zuletzt dem grandiosen 'Follow The Hollow' der "Natural Born Chaos"-Scheibe entschädigen sie mich dafür, dass 'Cranking The Sirens' und 'Distortion Sleep' ungespielt bleiben... Und den kleinen Abstecher zu OPETH wird mir SOILWORK sicher verzeihen.
[Stefanie Rudolph]

Und auch später sind OPETH noch cool - beim Meet & Greet von POWERMETAL.de, Stalker.cd und Metal.de mit einem Fan, der sich dann doch freut, dass es endlich einmal klappt, Backstage zu kommen - obwohl sich die diensthabende Security lange dagegen wehrt. Seltsame Sachen passieren auch vor IN EXTREMO, als hätte der Metalgott manche Fans mit temporärem Hinverlust gestraft...
[Henri Kramer]

Die Zeit bis zum IN EXTREMO-Gig vertreiben Herr K. aus M. und ich uns im Biergarten. Dabei trinken wir viel ungesunde, klebrige braune Limonade und beobachten die Szenerie drum herum. Neben uns legt gerade ein betrunkener junger Mann sein erschlafftes Glied auf den Tisch. Die Umsitzenden verkneifen sich das Grinsen. Eine tragische Gestalt. Möge der Alkohol ihm ersparen, sich dieser Lächerlichkeit zu erinnern...

Dann ist's endlich soweit. Auf der True Metal Stage laufen IN EXTREMO auf. Die Massen quillen durch den Eingangsbereich. Und passend zum aktuellen Album der genreprägenden Mittelalter-Rocker sind auf der Bühne Utensilien aus der Welt der Seefahrer aufgebaut. Vorn ein kupferfarbenes Steuerrad, das sich schon bald zu drehen beginnt und dabei wie eine Wunderkerze zu Silvester feurige Funken durch die Gegend sprüht. Dabei bleibt es nicht. Im Verlaufe der Show müssen die Fans auf die üblichen Feuerspielereien nicht verzichten. Die Hitze ist bis in die hinteren Reihen zu spüren. Aber auch ohne die Gauklerkunststücke ist der Auftritt ziemlich heiß. So verbreitet sich schnell gute Stimmung, und das letzte Einhorn braucht sich nicht groß anzustrengen, um die Fans zum Mitsingen zu animieren. Das geht ganz von selbst. Bei Refrains à la "Es regnet, es regnet Blut, es regnet den Spielmannsfluch" oder beim beliebten 'Vollmond' können nur wenige schweigen. Es wird gebangt und gebrüllt. Die Songauswahl setzt sich im Wesentlichen aus Stücken der letzten beiden Scheiben zusammen, zum Schluss dann noch mal 'Villeman og Magnhild' vom Frühwerk "Weckt die Toten". Die Zeit vergeht wie im Fluge, und schon ist der einstündige Gig zu Ende. IN EXTREMO haben geboten, was von ihnen erwartet wird: ohne Überraschungen, aber auch ohne Ausfälle. Im Gegenteil - schön, wenn man weiß, dass man sich auf die ein oder andere sichere Bank immer wieder verlassen kann.
[Erika Becker]

Für die Fans von härterer Musik bedeuten IN EXTREMO dagegen nur Langeweile. Und einen Aufschub für CARNIVORE, wenn da nicht VREID aus Norwegen wären, die würdig in die Fußstapfen von WINDIR trapsen. Doch richtig interessieren sie auch nicht mehr. Denn was hatten sich die Fans von richtig geilem alten Thrash Metal auf diesen Gig von CARNIVORE gefreut! Doch dann will die Band um TYPE O NEGATIVE-Mastermind Peter Steele eigentlich schon nach einem Takt gehen – sie verlassen die Bühne. Und kommen erst wieder, als die Menge beginnt, sie zu beschimpfen: Die alten "You Suck"-Sprechchöre sind wieder da und alle Fans der New Yorcker glücklich. Der Gig an sich hat allerdings einen Nachteil: Die Hymne vom 'Theromonuclear Warrior' fehlt. Doch ansonsten ist alles da, was den apokalyptischen Sound und das umstrittene Image von CARNIVORE früher ausmachte: 'Race War', 'Jesus Hitler', 'Male Supremacy', all die Klassiker brettern in fettem Sound von der Bühne herab. Und Peter Steele hat immer noch eine kräftig durchdringende Stimme: Die Masse tobt zurück. Geil, geil, geil. Und sogar "Jack Daniels und Pizza", das coole Kotz-Intro der zweiten CARNIVORE-Scheibe, wird eingespielt...
[Henri Kramer]

Vergessen haben der Herr Kramer Kracher wie 'Carnivore', 'Angry Neurotic Catholics', 'S.M.D.', 'Inner Conflict' sowie 'World War III and IV' und 'Predator' - absolute Dive-Pflicht für mich, Brainfucking inklusive! Das geniale Hubschrauber-Intro von 'Predator' erinnert mich dann auch sogleich an den Army-Flieger vom Nachmittag. Womöglich konnte das Bombenabwerfen von acht jungen Blondinen aus Brooklyn, N.Y. erfolgreich verhindert werden. Diese dürften den anreisegestressten Mr. Steele von etwaigen Destruktions-Kommandos abgelenkt haben... Bon Appetite!!! Und Henri, ich hätte jetzt eher gedacht, dass du diesen Part schreibst. Schließlich betreten zur zweiten Zugabe die Herren der Fleischfresser-Gilde die Bühne - äh das Schlachtfeld - erneut mit herrlich blutbesudelten Schürzen und den besagten acht Blondinen. Summasummarum macht das, wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe, 16 entblößte Titten zum Anschauen (mindestens acht davon silikoniert). Und was passt bitteschön dazu? Na klar: 'Sex and Violence'!
[Stefanie Rudolph]

Höhö... Schwerer und unweiblicher hat es übrigens eine zeitgleich spielende andere Band.
[Henri Kramer]

Da hat man es dem finnischen Folk-Metal-Sextett KORPIKLAANI aber wirklich nicht einfach gemacht: Zuerst schickt man sie auf die viel zu kleine Party Stage, die bei diesem Publikumsandrang aus allen Nähten zu Platzen scheint. Und dann spielen parallel auch noch CARNIVORE auf der Black Stage nebenan. Trotzdem kommen viele Mosh- und Tanzsüchtige, die uns an den Rand des Geschehens drängeln. Die sechs Finnen um Sänger und Gitarrist Jonne feiern denn auch mitsamt Akkordeon und Violine eine mehr als ausgelassene Party, und die Fans, die zentral vor der Bühne stehen, gehen auch alle derbst ab - aber an dem Rand der kochenden Masse vermischt sich der KORPIKLAANI-Sound mit dem der Menschenfresser von nebenan. Etwas geknickt geben wir den Rufen von CARNIVORE dann auch nach und wechseln zur Black Stage, vor der doch bedeutend mehr Platz und somit auch ein treffsicherer Sound für unsere Ohren ist. Ein neidvoller Blick zu allen, die bei KORPIKLAANI besser positioniert waren als wir und ein Hoffen darauf, dass sie beim nächsten Mal eine der Hauptbühnen erhalten, denn die Größe dazu besitzen die Finnen allemal... Doch jetzt beginnt das Warten auf CHILDREN OF BODOM...
[Silvana Konrad]

Die finnischen Melodic-Death-Metaller um Alexi "Wildchild" Laiho dürfen sich wohl auf die Fahnen schreiben, zu so etwas wie einer Lieblingsband für ganz viele Metalheads geworden zu sein. Wie zu vermuten war, pilgert alles, was Beine hat, zu ihrem Wacken-Konzert. Den CHILDREN OF BODOM-Gig aus dem Jahre 2004 noch in lebhafter Erinnerung sind die Erwartungen der Anwesenden hoch. Und was soll man sagen? Es ist der Hammer!! Die Hatecrew eröffnet ihre diesjährige Show mit 'Silent Night, Bodom Night', und dann geht es in einem Rutsch quer durch die letzten Alben. Vor der Bühne geht die Matz ab [wat geht ab? - d. Red.]. Es tobt der Mob, es tanzt der Bär! Gedanken: "Wow, ein Crowdsurfer nach dem anderen rollt über uns hinweg, und – zack! -, hab ich 'nen Stiefel in der Fresse und 'ne fette Beule auf der Birne. Na ja, was soll's! Metal halt!" Alexi überschlägt sich wie immer mit anspruchsvollen Ansagen aus differenziertem Wortschatz. Vor lauter "Fucker", "Motherfucker" und "fucking" verliert er irgendwann dabei sogar den Faden. Aber das macht nichts, die Fans haben Spaß. Während Janne auf der Bühne immer mal wieder am Bierchen zutzelt und Alexi mit seiner Gitarre auf der Bühnendekoration, einem amerikanischen Schlitten, herumkaspert, bahnen sich verschwitzte Metaller den Weg aus der Mitte der Crowd an den Rand. Da drin geht's ab, holla! Die Hatecrew bietet im Grunde ein ähnliches Programm wie bei der letzten Tour durch Deutschland im vergangenen Winter. Dennoch: Auf dem heutigen Festival erscheinen sie ungleich druckvoller und spielfreudiger als auf den letzten Hallenkonzerten. Und so ist auch diese Show auf dem Wacken 2006 wieder ein Genuss pur. Viel zu schnell ist die Zeit für 'Downfall' gekommen, 75 Minuten sind schon vorbei. Im Anschluss erscheint Alexi nochmals auf der Bühne und überreicht irgendeinem seligen Fan eine Gitarre, die der wahrscheinlich beim von Universal veranstalteten SMS-Gewinnspielchen vor Ort ergattert hat. Für 0,49 Cent 'ne Alexi-Klampfe abzocken, warum nicht? So ist der BODOM-Gig im Rückblick wohl wieder einer der am besten besuchten des Festivals gewesen. Es hat sich allemal gelohnt!
[Erika Becker]

Die Kinder vom Bodomsee haben allerdings scheinbar zu ihrem diesjährigen Konzert alle ihre Freunde eingeladen, und so konvergiert das Durchschnittsalter kurz vor Konzertbeginn doch stark gegen Null. Trotzdem lassen es sich zwei kleine POWERMETAL.de-Damen inklusive finnischem Wachschutz nicht nehmen, sich einmal mutig in die vordersten Reihen zu stellen. Tja, was soll man sagen: eine durchaus schlechte Idee. Denn als Herr Laiho samt Band die Bühne betritt, dauert es keine zwei Minuten, und wir kommen der Wackenweide näher als geplant. Eine Welle geht durch die Masse, und drei Reihen fallen erst mal komplett auf die Nase. Eine kaputte Sonnenbrille und etwas Durchkämpfungsvermögen später hat man sich dann nach ganz hinten durchgegraben und erblickt wieder frische Luft. Und glaubt man seinen Ohren, so haben es "Ich gurgel auf dem Blut meiner verschluckten Rasierklinge"-Laiho und seine Kollegen geschafft, einen der besten Sounds des Tages zusammenzutüfteln. Außerdem präsentiert fucking Alexi mit seiner fucking Band eine fucking geile Playlist auf dem fucking-hammer-fucking Wacken unter fucking blauem Himmel. Nur beim Bühnenaccessoire soll laut finnischer Quelle gespart worden sein, da es sich immer noch um das gleiche wie beim vorletzen TUSKA-Festival handelt. Dafür lassen sie sich aber bei ihrer Licht- und Pyroshow absolut nicht lumpen, und es erscheint an dieser Stelle schon fast banal, die Genialität der Laiho'schen Riffs zu erwähnen. 'Wild Child' schrubbt seine Klampfe, als wäre sie die Verlängerung seines Egos, und erzählt dazu die typisch Bodom'sche Hausmordskost wie 'Follow The Reaper' und 'Silent Night, Bodom Night'. Nicht viel Neues, nicht sehr innovativ (besonders in der Wortwahl) - COB für Liebhaber eben. Und zum Durchschnittsalter: Wenn Laiho seine Reapergeschichten ausgräbt, wünschen wir uns doch eh alle, noch einmal Kind sein zu dürfen...
[Silvana Konrad]

Und jetzt beginnt die Schwärze, während der Kindergarten nach Hause geht.
[Henri Kramer]

Der Einstieg mit 'Procreation (Of The Wicked)' könnte kaum besser sein, von Anfang an erzeugen CELTIC FROST diese unnachahmliche Atmosphäre, für die viele Bands töten würden. Düster, heavy, aggressiv und dabei eine Finsternis ausstrahlend, die jegliches Licht sofort verschluckt. Wie beim With Full Force zelebrieren die Schweizer diesmal eine Lehrstunde. Jedes Riff, jeder Basslauf, jeder Beat, jedes "Uhhh" wischen letzte Zweifel an der Reunion endgültig weg, zumal neue Tracks wie 'Ain Elohim' z.B. sich sehr gut in den Set einfügen und für keinen Stimmungsabfall sorgen. Aber was wir wollen, sind natürlich die Klassiker, und die geben uns die Schweizer reichlich. 'Circle Of The Tyrants', das mächtige 'Dethroned Emperor' und das alles wegblasende 'Into The Crypt Of Rays' sind Sternstunden extremmetallischer Kunst. Besser geht es einfach nicht. Es fällt auf, dass Martin Eric Ain, der mit seiner massigen Statur den Sound perfekt verkörpert, bei den wenigen Ansagen eine tragende Rolle übernimmt, während sich Thomas Fischer eher auf die Musik konzentriert. Macht aber nichts, denn auch so ist der Gig mal wieder großartig und ein echtes Highlight des diesjährigen Wacken Open Airs. In der Form bleiben uns CELTIC FROST hoffentlich noch lange erhalten!
[Herbert Chwalek]

Parallel zu dem wahnwitzig-genialen Düstersound von CELTIC FROST ist die Party Stage auf Spaßmodus gestellt. D'ESPAIRS RAY spielen dort Goth'n'Roll der Sorte HIM. Dafür, dass solche Musik nicht zu einem Metal-Festival passt, sind relativ viele Leute da, die halbwegs interessiert zuhören. Zum Glück ist auch der Sound auf der Hauptbühne ausreichend laut, so dass in den Songpausen von D'ESPAIRS RAY wenigstens ein wenig musikalisches Niveau aufkommt. Denn im Ernst: Zu blumig, zu fröhlich, zu seicht, zu wenig spektakulär und zu poppig klingt der Sound dieser Japaner. Wenigstens haben so aber die Gothic-Freundinnen einiger Metalheads auch eine Band zum Angucken... Und der Rest vergnügt sich bei HELLFUELED...
[Henri Kramer]

Das Erste, was einen an einem HELLFUELD-Konzert interessiert, ist die Frage: Schafft es die Band, OZZY OSBOURNE-Feeling zu erzeugen oder nicht? Antwort vorweg: ja, aber mit Anlauf. Nachdem die ersten beiden Songs fast schon normal vorbeigeflogen sind, kommt 'Regain The Crown' auf den Tisch. Und zack, zündet das Konzert und wird von einer einfachen Rocknummer zu einer einzigen OZZY-Huldigung. Egal, ob das darauf folgende Instrumental, das geniale 'Let Me Out' oder die Autohuldigungsnummer 'Can't Get Enough': Sowohl Publikum als auch die Band bringen die W.E.T. Stage zum Kochen. Bei 'Born To Rock' gibt es für jemanden aus dem Publikum noch die Gelegenheit, direkt mit den Jungs zu feiern, aber nur Kuttenträger kommen in Frage. Ein Bier und ein Drumstick sowie die Gelegenheit mit der Band abzufeiern: Klar, dass der Auserwählte sich freut wie ein Bierkönig. 'Midnight Lady', 'Mindbreaker' und 'Rock'n'Roll' pumpen die letzen Reserven aus dem Publikum. Und obwohl die Stimme von Andy nicht ganz das Albumniveau erreicht und er auch (zum Glück) seinen Hintern nicht zeigt, kann man sich trotzdem auf einem guten Konzert mit OZZY-Touch wähnen, das einfach spitze ist. Und im Zelt geht es weiter...
[Lars Strutz]

Dieser Freitagabend hat es wirklich in sich. Mein absolutes Highlight des Festivals liegt mit CARNIVORE ja bereits einige Stunden zurück. Trotzdem will ich nach CELTIC FROST den Gig von METAL INQUISITOR auf der W.E.T. Stage auf keinen Fall verpassen. Und das zu Recht. Die Koblenzer Band begeistert mit grandiosen "Old School"-Gitarren ganz in der Tradition alter britischer Heavy-Metal-Größen wie PRIEST, MAIDEN oder SAXON. Und das, obwohl sich die Band erst anno '98 aus der Taufe gehoben hat. Für die Fans gibt's das volle True-Metal-Brett ihrer beiden bisherigen Alben "The Apparition" und "Doomsday For The Heretic". Und dass METAL INQUISITOR dabei tierisch Spaß haben, kann man ihnen nicht nur anhören, sondern auch ansehen. Ein echter Kracher eben.
[Stefanie Rudolph]

Ganz anders kracht es vor der Hauptbühne: Als MINISTRY gegen 00.30 Uhr den Industrial-Hammer auspacken, ist es, als würde eine Wand gegen die Zuschauer geschleudert. Was bei Stücken wie 'Just One Fix' passiert, ist an Brutalität nicht mehr zu überbieten. Der glasklare und unglaublich laute Sound wird von einer perfekten Videoshow unterstützt: Im Wechsel gibt es Kriegsbilder aus Vietnam, Georg W. Bush und andere Abscheulichkeiten. Die perfekte Inszenierung wird gekrönt durch das megacool-arrogante Auftreten der Band an sich: Keine Ansagen gehen in Richtung Publikum, es wird nur die Kälte und Härte des MINISTRY-Sounds zelebriert, der Gig funktioniert als Block, der chronische Nackenschäden anrichtet. Da ist es auch fast egal, dass wohl nicht jedes Instrument live gespielt wird – zumindest sagen Gerüchte, dass die Jungs so vollgepumpt mit diversen Substanzen waren, dass sie nicht mehr alles hinbekamen, aber eine Notfall-CD dabei hatten. Doch wie auch immer: Das Ergebnis ist monströs, bösartig und unglaublich genial. Der neben EMPEROR und CELTIC FROST wohl beeindruckenste Gig des Festivals. Und rund 10000-mal härter als die zeitgleich spielenden BATTLELORE - obwohl mit Schwert - und die nachfolgenden AMON AMARTH, die beide gegen das abschließende 'Psalm 69' wie ein laues Lüftchen wirken... Wie empfand denn unsere Gastschreiberin Cordula die Metal-Blade-Wikinger?
[Henri Kramer]

Endlich ist es soweit. Ich weiß zwar nicht mehr, wie ich die langen 15 Stunden des Wartens hinter mich gebracht habe, aber nun, zu später nächtlicher Stunde stehen sie endlich vor mir auf der Black Metal Stage - AMON AMARTH. Da ich bisher noch nichts von diesen Death-Metallern gehört habe und nur das begeisterte Funkeln bei Erwähnung des Namens in den Augen diverser Menschen kenne, handelt es sich hierbei um eine wahrhaftige Premiere für mich. Vor der Bühne scheinen sich weniger Menschen zu tummeln, als ich angenommen habe, und auch der Sound ist eher zu leise eingestellt, so dass das Konzertvergnügen empfindlich durch die Power-Metal-Vorkommnisse auf der Party Stage gestört wird. Das alles hält die Schweden mit ihren langen Haaren und ebenso langen Bärten nicht davon ab, eine imposante Bühnenshow zu präsentieren. Nachdem sie letztes Mal vor zwei Jahren hier gespielt haben, fühlen sie sich nun "fucking great to be back". Mit einer grunzenden Stimme, im Kreis wirbelnden Haaren und einer auffallenden Lichtshow auf der Bühne versetzen uns AMON AMARTH in der nächsten Stunde zurück in die Zeiten der Wikinger. Sie zeigen uns 'An Ancient Sign Of A Coming Storm' oder erinnern uns daran, dass der 'Fate Of Norns' uns alle bereits erwartet. Zwischendurch machen AMON AMARTH die Bühne frei für ein inszeniertes Kampfspektakel, bei dem sich Wikinger mit Schwertern duellieren, um den Besten unter ihnen zu küren. Nach getaner Arbeit erheben die vier Schweden noch einmal ihre Trinkhörner und lassen sich von ihren Fans ordentlich feiern, bevor man sich den verdienten Schönheitsschlaf gönnen kann.
[Cordula Cordts]

Geht es anderswo mehr ab? 2002 noch auf der True Metal Stage um 18 Uhr und jetzt auf der Party Stage um 2.00 Uhr nachts? Und auch noch gegen AMON AMARTH? Sind PRIMAL FEAR etwa so schlecht geworden? Schon nach den ersten Minuten des Konzerts kann man mit metalgefestigter Stimme schreien: Nein, das sind sie nicht! Mit einem guten Sound, ordentlich Rumms und einer guten Portion Gekreische steigen die Herren Sinner, Scheepers, Leibing, Naumann und Black in den Ring und geben mit 'Demons And Angels', dem Eröffnungstrack der "Seven Seals"-Platte, genau das, was man am sehr frühen Morgen braucht: ein bisschen Pyro, ein bisschen Refrain und viele schöne Gitarren, was sich übrigens auch spitzenmäßig durch das ganze Konzert zieht. Auch sonst kommt heute eine Menge Zeugs von der "Seven Seals"-Platte. Neben dem Titelstück setzt es noch 'Rollercoaster' und 'Diabolos' auf die Ohren. 'Battalions Of Hate' von "Primal Fear" oder auch die Pflichtnummer 'Metal Is Forever' von "Devil's Ground" runden die Playlist genial ab. Aber der Hauptgrund, dieses Konzert als genial zu empfinden, sind die Stücke von dem übergenialen "Nuclear Fire". So gibt's deren Titelstückchen und leider viel zu früh 'Angel In Black' zu bewundern. Dass die Menge nach dem Zugabenteil die Bühne immer noch nicht verlassen will, ist verständlich - hat der Auftritt doch in vielen die Energie für weitere 50 Minuten geweckt. Mit diesem Gig haben sich die Jungs eine Rückkehr auf die True Metal Stage verdient.
[Lars Strutz]

... womit Tag numero uno der Wacken-Parallelwelt endet. Eine Topfpflanze, ein Partyzelt und mehrere Getränke bieten noch Beschäftigung bis tief in den Morgen. Anderswo gibt es bestimmt ähnliche Vorkommnisse. Chaos. Dagegen waren die Weltmeisterschaftsfeiern ein Krippenspiel. Prost!
[Henri Kramer]

Redakteur:
Henri Kramer

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