WITHIN TEMPTATION - Dresden

18.12.2011 | 14:25

23.11.2011, Alter Schlachthof

Theater, Theater oder doch Kino?

Lange mussten die Fans von WITHIN TEMPTATION hierzulande warten, ihre Lieblinge wieder einmal live zu sehen. Das war durchaus nicht so geplant, denn zum Album "The Unforgiving" war im Frühjahr eine Tour angesetzt. Aber der Nachwuchs machte Sängerin Sharon einen Strich durch die Rechnung, und so wurde die Tour in den Herbst verlegt.

Mittlerweile ist die Band nach diversen Fernsehauftritten und -werbungen bei der breiten Masse angekommen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das Publikum in Dresden vom Kleinkind bis zur Hausfrau alles zu bieten hat. Zwar überwiegt das Schwarz, aber einigen "Ballermann-Sauf-Fans" scheint die Musik ebenfalls zu gefallen. Naja, solange alle gemeinsam feiern, geht das ja. Das Konzert gilt schon seit längerer Zeit als ausverkauft. Komischerweise gibt es aber eine Abendkasse. Viele Tickets können es jedoch nicht mehr sein, denn die Halle ist sehr gut gefüllt. Als Beginn war 21 Uhr angesetzt. Das gilt nicht für die Vorband, denn ANNEKE VAN GIERSBERGEN trällert bei unserem Eintreffen schon lustig von der Bühne. Fast alle Besucher sind bei diesem Gig dabei, denn im Vorraum sind kaum Gäste anzutreffen. Die Ex-THE GATHERING-Sängerin hat die Masse schon gut im Griff, die bester Laune ist und sich von der Band unterhalten lässt. Als 'Saturnine' von besagter Band erklingt, ist die Stimmung um einiges besser. Aber insgesamt kann die Dame mit ihrer Band viele Pluspunkte einsammeln und erhält am Ende nach 'Witness' viel Beifall.

Kaum einer der Besucher verlässt in der Pause den Raum. Der ergatterte Platz soll ja schließlich nicht aufgegeben werden. Da der Umbau relativ kurz ist, braucht niemand lange zu warten. Als das Licht ausgeht wird die Band herbeigeklatscht. Ein opulenter Bühnenaufbau lässt sich langsam erahnen, als der Kurzfilm 'Mother Maiden' auf die Fans einprasselt. Das Keyboard und das Schlagzeug sind links und rechts jeweils auf einem hohen Podest aufgebaut. Dazwischen gibt es einen Steg und Leitern, um nach unten auf die Bühne zu gelangen.

Mit 'Shot In The Dark' beginnen WITHIN TEMPTATION das Set, und als sich Sharon endlich zu den ersten Tönen oben blicken lässt, tobt die Masse. Allerdings hat sie sich nicht in ein aufwendiges Kleid gehüllt, sondern zeigt sich eher schlicht, aber dennoch elegant. Dazu trägt auch ihr weißes Jäckchen bei, was sie jedoch nicht allzu lange anhat. Die Leinwand wird fast zu jedem Song ausgiebig genutzt. Teilweise mit den dazugehörigen Videos, teilweise mit anderen visuellen Spielereien. Da die nächsten Songs genau in Albumreihe dargeboten werden, schleicht sich langsam der Verdacht ein, dass die Band das komplette Album durchzocken will.

Als es jedoch nach 'Fire & Ice' zu schneien beginnt, wissen fast alle, dass nun mit 'Ice Queen' ein Klassiker gespielt wird. Der wird am Ende frenetisch gefeiert und immer wieder mischt die Sängerin die Menge auf. So ausgeklügelt und perfekt diese Multimedia-Show auch ist, so ertappt man sich weiter hinten des Öfteren, mehr auf die Leinwand als auf das Live-Geschehen zu achten. Dabei gibt es von der musikalischen Seite her nichts, weswegen man die Zuschauer ablenken müsste. Im Gegenteil, die Band ist gut drauf und leistet sich keine Schnitzer. Etwas weniger Bildschirmberieselung wäre durchaus angenehm. Auch die Sängerin haut in diese Kerbe, allerdings nicht ganz so sehr. Ab und an wechselt sie nur mal die Jacke. Als sie gegen Ende mit einer silbern glitzernden Jacke auf die Bühne kommt und damit an Mr. Jackson erinnert, kann man nur sagen: Willkommen in der Pop-Welt.

Mit 'Hand Of Sorrow' oder dem genialen 'What Have You Done' gibt es einen Ausflug in länger zurückliegende Tage, ehe es beispielsweise mit 'Iron' und 'Where Is The Edge' wieder aktuellere Töne auf die Ohren gibt. Danach verschwinden die Musiker erst einmal von der Bühne und werden mit viel Beifall bedacht. Doch ehe sich überhaupt "Zugabe!"-Rufe breitmachen können, erklingt schon wieder ein Intro und das Dresdner Publikum kann sich das also sparen. Weiter geht es mit 'See Who I Am', zudem wieder fleißig mitgefeiert wird. Auch der Hit 'Mother Earth" steht dem in Nichts nach. Jetzt, als das Publikum wieder bei bester Laune ist, lassen sich die Musiker feiern und treten den Rückzug an. Nun haben es alle begriffen und fordern nach mehr. Die Band lässt sich eine Weile bitten. Natürlich kommen alle noch einmal auf die Bühne. Das ruhige 'Stairway To The Skies' läutet das Ende des Abends ein. So schön der Song auch ist, für eine Zugabe ist er vielen zu ruhig und die gute Stimmung geht etwas unter. Da wäre ein schnelleres Stück angebrachter gewesen. Aber die Fans bedenken im Anschluss die Band mit viel Beifall. Die lässt sich gern feiern und verabschiedet sich wie eine Theatergruppe von den Besuchern.

Alles in allem war es musikalisch ein gutes Konzert, was mit einer tollen Multimedia-Show aufwarten konnte, die eben auch besagte Nachteile mit sich bringen kann. Aber der gemeine Fan von heute will schließlich unterhalten werden. Schaut man sich die Setlist an, so wurde das aktuelle Album recht stark zelebriert und ältere Stücke fanden keinen Platz. Gerade die Fans der ersten Stunden hatten da auf mehr gehofft. Doch so richtig enttäuschte Gesichter sind beim Verlassen der Halle nicht auszumachen und so bleibt der Abend in guter Erinnerung.

Setlist:
Shot In The Dark
In The Middle Of The Night
Faster
Fire & Ice
Ice Queen
Hand Of Sorrow
Our Solemn Hour
Stand My Ground
Sinéad
What Have You Done
Iron
Angels
Where Is The Edge
1. Zugabe:
See Who I Am
Mother Earth
2. Zugabe:
Stairway To The Skies

Redakteur:
Swen Reuter

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