VAN CANTO - Frankfurt

18.01.2011 | 21:21

06.01.2011, Batschkapp

"We sing some metal songs" - Saunafeeling inbegriffen.

"Und, was machst du heute Abend?" - "Ich gehe in die Sauna." - " Wie jetzt, ich denke, du gehst zu VAN CANTO in die Batschkapp!?" - "Na ja, das ist doch dasselbe, die Batschkapp ist ausverkauft!" Gut, ich gebe zu, der Dialog ist erfunden, aber er könnte sich so abgespielt haben. Dass VAN CANTO nicht im Nachtleben spielen, war zu erwarten. Dass die Batschkapp ausverkauft ist, ist aus Sicht der Band natürlich sehr erfreulich. Aber ganz ehrlich, für die Besucher schon fast der pure Horror. Bei ORDEN OGAN und IN LEGEND ist es noch möglich (wenn auch ausgesprochen schwierig), von einer Bühnenseite auf die andere zu wechseln, bei VAN CANTO geht nichts mehr. Meinen mühsam erkämpften Platz sichere ich mir mit einem auf der Bühne abgestellten Wasserbecher, sonst ließe mich niemand mehr nach meinen zwei Ausflügen auf die andere Seite wieder dorthin. Aber egal, der Einsatz lohnt sich auf jeden Fall wieder.

Schon ORDEN OGAN machen richtig gute Stimmung und heizen dem Publikum ordentlich ein. Sie haben offensichtlich jede Menge Spaß auf der Bühne und lassen sich nach ihrem Opener 'To New Shores Of Sadness' anschließend gleich auf ein Publikumsspielchen ein. Das endet damit, dass sie sich mit "Fuck you pussy!" anschreien lassen, weil sie laut Sänger Seeb "immer die Pussys auf den Touren sind". Nun ja, solche Dinge braucht man dem Publikum meistens nur einmal zu sagen, so auch in diesem Fall. Man kommt der Bitte gerne und lautstark nach.

Die komplette Setliste habe ich leider nicht im Kopf, aber besonders beeindruckend ist der Song 'We Are Pirates', der so richtig ins Ohr geht und natürlich schön laut mitgesungen wird. Selbst wenn man ihn nicht kennt, hat man den Refrain sofort drauf. Ich meine mich zu erinnern, dass der eigentlich letzte Song 'Angels War' ist. Allerdings kommt davor noch die Ansage, "dass ja eigentlich keine Zeit für Zugaben ist, aber wenn ihr sofort nach dem Song Zugabe schreit, dann lässt sich da vielleicht was machen".

Natürlich bleiben die Rufe nicht aus, und mit einem etwas gehetzten Blick auf die Uhr kommt dann noch die Ankündigung eines "ganz bösen Death-Metal-Songs". Offenbar für etliche Besucher nichts Unbekanntes, denn einige fangen sofort an zu lachen, als Seeb etwas von einer Fliege, einem Zug und 180km/h - "der Zug, nicht die Fliege!" - erzählt. Okay, es IST tatsächlich köstlich, als sie 'Splattered In Seconds' zum Besten geben. Getoppt wird das Ganze allerdings noch durch die Ankündigung eines zweiten Teils, der da heißt 'Splattered In Half A Minute'. Überall sieht man grinsende Gesichter, und es ist eigentlich schade, dass ORDEN OGAN dann wirklich von der Bühne müssen.

Aber dafür bereiten IN LEGEND schon ihren Auftritt vor: ihre Hand-Hammered-Piano-Craft ohne Gitarre nur mit Bass, Schlagzeug und natürlich einem liebevoll hergerichteten "Piano". Diesmal ist VAN CANTO-Drummer Bastian nicht am Schlagzeug, sondern am Piano zu bewundern.

Dennis an den Drums gibt schonmal ein kleines Solo zum Besten, und Bassist Daniel hat für den Auftritt seine superlangen Haare unter dem Pulli hervorgeholt. Manchmal befürchte ich schon, dass er beim Headbangen in den Ventilator kommt, auch wenn ein Gitter davor ist. Einige Haare muss er allerdings wirklich lassen, weil er an einem Aufbau hängen bleibt. Außerdem klettert er mehrfach auf die Lautsprecheranlage, schafft es aber, sich auf dem Rückweg dann doch nicht irgendwelche Knochen zu brechen.

Der Einstandssong ist 'Heya', der sofort vom großen Fanclub lautstark mitgesungen wird. Im Moment ist ja nur die EP "Pandemonium" vorhanden, deren vier Songs natürlich auf der Setliste stehen. Allerdings gibt es im März ein Album, und so kommen doch noch ein paar neue Songs dazu, die neugierig auf das Album machen.

'Pandemonium' von der gleichnamigen EP ist natürlich der Mitsinger überhaupt mit seiner eingängigen Melodie. Wie Bastian grinsend erzählt, hätten sie ja gerne einen Endorser gehabt. Allerdings hätte sich keiner gefunden, nachdem das Video zu 'Pandemonium' gedreht war und man sehen konnte, was mit dem Flügel so passiert. Mit 'Elecboe' beenden IN LEGEND ihren Auftritt, der ihnen berchtigterweise viel Beifall einbringt.

Inzwischen ist es in der Batschkapp gefühlte vierzig bis fünfzig Grad heiß, und es ist schon mühsam, eng gequetscht auf seinem Platz zu stehen. Einen Trost gibt es: Wenn man ohnmächtig werden sollte, fällt man wenigstens nicht um.

Schon während der Umbaupause (wie auch während des ganzen VAN CANTO-Gigs!) verteilt Ross freigiebig kleine Wasserflaschen an die Menge. Sie werden dankend angenommen und brav untereinander geteilt.

Inzwischen werden natürlich auch die ersten unvermeidlichen "Rakkatakka Motherfucker!"-Rufe laut und von der Band grinsend zur Kenntnis genommen. Die Stimmung ist großartig, und der Jubel nimmt zu, als es mit 'Lost Forever' losgeht. Jubel, danach ist erstmal Pause angesagt. Hektisches Geschraube am Drumset. Basti hört nix. Kurze Sprachlosigkeit, dann beginnt Ross sehr zur Erheiterung des Publikums, neckische Fragen zu stellen, wer denn was so an Silvester gemacht hat. Die bedauernswerten Opfer sind natürlich die aus den ersten Reihen. Aber alle geben bereitwillig Auskunft. Stef labert auch noch ein wenig und erzählt, dass Sly sich am Morgen einen Zahn ziehen lassen musste und es ziemlich ungewiss war, ob er überhaupt auftreten kann. Es ertönt natürlich sofort ein allgemeines bedauerndes "Oooch!" aus dem Publikum.

Dann wird 'Wishmaster' gespielt, aber wie sich herausstellt, ist bei Basti immer noch nicht alles okay, und so wird das Publikum gebeten, doch eine Gasse für den Techniker freizumachen, was wunderbarerweise sogar funktioniert. Der sprintet flott auf die Bühne, und nach einer Weile ist der Schaden endlich behoben, und es kann weitergehen. 'To Sing A Metal Song' ist dann das nächste Hammerstück, das von den Anwesenden natürlich wieder mitgesungen wird. Ein Drumsolo von Basti darf natürlich auch nicht fehlen, was den anderen auch eine kleine Verschnaufpause verschafft. Auf der Bühne ist es ja noch heißer, und der Schweiß tropft nur so zu Boden.

Diesmal gibt es auch einen Wer-ist-der-bessere-Bass-Contest. Ike und Dennis liefern sich ein kleines Gefecht. Einen Sieger kann man nicht heraushören, schon gar nicht, wenn man direkt vor der Bühne steht. Auf meine spätere Nachfrage bei weiter hinten stehenden Zuschauern, wer denn besser gewesen ist, lautet die Antwort, dass kein wirklicher Unterschied festzustellen war. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht.

Durch die kurze Pause ein wenig gestärkt wird dann die Ankündigung des 'Bard's Song' mit lautem Jubel quittiert. Da ist das allgemeine Mitsingen keine Frage. Zwischendurch, immer wenn die Band etwas trinken muss, ertönt natürlich das obligatorische Hin und Her mit "Rakkatakka Motherfucker". Von 'Speed Of Light' über 'Water Fire Heaven Earth' arbeitet sich die Band zu den 'Kings Of Metal' vor. Auch das wieder ein absoluter Mitgröler.

Danach kurzer Abgang und riesiger Applaus. "Zugabe!"- und "VAN CANTO!"-Rufe wechseln sich ab. Habe ich schon Rakkatakka erwähnt? Jedenfalls gibt es direkt noch zwei Zugaben: 'Ronja/Path' und natürlich ganz zum Schluss noch den Mitsinger überhaupt, 'Fear Of The Dark'.

Ross versteckt sich hinter einem der Banner und kommt langsam wieder auf die Bühne, was durch die bläuliche Beleuchtung sehr theatralisch aussieht. Er hat halt ein gutes Gespür für große Gesten.

Dann ist die Show endgültig vorbei, und nicht nur die Band macht einen etwas erschöpften Eindruck. Trotzdem kommen sie auch nach diesem Konzert wieder zum Publikum, halten Schwätzchen und geben Autogramme. Wie immer gewohnt liebenswürdig und locker. Auch ORDEN OGAN und die restlichen beiden Herren von IN LEGEND sind entweder am Merchstand oder wuseln im Publikum herum.

Einfach nur sympathisch die Jungs und das Mädel! Und nächstes Mal dann doch vielleicht die Festhalle? Zitat von Stef: "Größenwahn lässt grüßen." Aber wer weiß ....

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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