Tuska Festival - Helsinki

13.07.2008 | 20:00

27.06.2008, Kaisaniemi

Samstag, 28.06.

Unsere erste Band des zweiten Festival-Tages ist so böse, dass sie in ihrem Heimatland Polen nicht mehr live auftreten dürfen. Da verpassen die Polen einiges, denn BEHEMOTH starten mit 'Slaves Shall Serve' direkt voll durch und lassen das Energielevel nie absacken. Trotz der schwarz-weißen Kriegsbemalung geben sich die Herren allerdings eher handzahm, doch immerhin kann der Sänger eine gute Growl-Stimme vorweisen.

Das Träume immer wieder wahr werden können, wissen NOXA aus Indonesien am besten. Vor einigen Jahren waren sie nur arme Schlucker, die ihr gesamtes Erspartes in einen Tuska-Besuch steckten, heute stehen sie selbst auf einer der Nebenbühne und werden so euphorisch begrüßt, als hätte man schon immer auf sie gewartet, was die Band sichtlich rührt. Die Musik selbst ist zwar eher unspektakulär, aber NOXA haben defintiv einen Exotenbonus und zeigen außerdem, dass lange Haare zum Headbangen nicht zwingend erforderlich sind. Und als Dank an das Publikum fliegt am Ende die kleine Super-Mario-Figur in die Menge.

In der Horde der Death-Metal-Bands sticht eine Combo wie FIELDS OF THE NEPHILIM natürlich heraus. Ich persönlich mag die Musik sehr gerne und so bot das Set der Briten eine nette Verschnaufpause zwischen all den Kreisch-Bands, doch der Großteil der Besucher scheint meine Meining nicht zu teilen, und so ist der Platz vor der Bühne nur spärlich gefüllt. Die in einem staubigen grau gekleideten Mannen spielen ihr Set als Routine runter und geben sich durchweg uninteressiert. Keine schlechte Musik, aber ab und an mal mit dem Publikum zu reden, würde Carl McCoy auch keinen Zacken aus der Krone brechen.

DISCARD aus Finnland sind da schon publikumsfreundlicher und erkundigen sich erst einmal, wer von den Anwesenden denn nun einen Kater hat. Wäre wahrscheinlich einfacher gewesen, zu fragen, wer keinen hat. Die Musik selbst reißt nicht wirklich vom Hocker, von daher schenke ich mir diesen Auftritt und hole mir lieber etwas zu essen.

Auch eine Band aus Deutschland darf auf dem diesjährigen Tuska natürlich nicht fehlen, und dieses Mal liegt es bei KREATOR die deutsche Metal-Ehre zu verteidigen. Die Mission wird defintiv erfüllt, denn die Combo überzeugt nicht nur mit einer guten Songauswohl, die zum Beispiel 'Aggressions' und 'Phobia' beinhaltet, sondern vor allem auch durch die Publikumsnähe, die die harten Kerle hier an den Tag legen. Hier wird gewitzelt und animiert und so entpuppt sich die Performance zu einem kleinen Highlight des Festivals. Auch dem Publikum gefällt's, denn KREATOR werden wie ein Headliner gefeiert.

Auch bei PRIMORDIAL gibt es wieder Bemalung zu sehen, allerdings bei dieser Combo nur am Sänger. Die Iren bringen mit ihrer mitreißenden Musik das Zelt zum Kochen und animieren sich und das Publikum mit Liedern wie 'Heathen Tribes' und 'Gallows Hymn' immer wieder zu neuen Höchstleistungen. Da ist die Spielzeit von 60 Minuten schon gar ein wenig kurz, das Publikum hätte länger ausgehalten und auch die Band selbst hat nicht all ihren Elan verbraucht. Ein sehr gelunger Auftritt.

Schlusslicht das zweites Tages sind niemand geringeres als MOBID ANGEL, die extra aus den USA angereist sind, um die Finnen zum Rocken zu bringen. Der Plan geht auf, mehrere Moshpits formen sich, die Fans feiern jedes Stück, als sei es die eigene Nationalhymne. Nur gegen Ende geht irgendwie ein wenig die Luft raus, da nutzen auch die Animationsversuche der Amerikaner nichts. Wahrscheinlich haben alle schon etwas zuviel gefeiert an diesem Tag.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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