THE BREW - Eschweiler

24.03.2010 | 12:22

15.03.2010, Talbahnhof

Ein Geheimtipp, aber hoffentlich nicht mehr lange. THE BREW aus England erobern mit Spielfreude und bluesgetränktem Hardrock die Bühnen.

Bis vor wenigen Monaten, muss ich zugeben, wusste ich noch nicht einmal von der Existenz von THE BREW. Eines Tages stieß ich auf überschwängliche CD- und Konzertkritiken dieser Band, und was ich dann bei YouTube, etwa von einem Auftritt beim Rockpalast, entdeckte, überzeugte auch mich. Als dann ein Konzert von THE BREW in der Nähe angekündigt wurde, war klar, dass ich dahin musste.

Am 15.03.2010 präsentierten THE BREW ihren kraftvollen und virtuosen Blues-Hardrock live im "Talbahnhof" in Eschweiler. Ihre Kostproben bei YouTube hatte ich mir aufmerksam genug angeschaut, um den jungen Mann im Foyer zu erkennen. Ja, es war Frontmann Jason Barwick, der schüchtern an mir vorbeischlich und sich mit einem zufriedenen Griemeln die Schlange am Eingang ansah. Tatsächlich füllte sich die alte Bahnhofshalle, in der seit einigen Jahren Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden, im Laufe des Abends gut.

Bemerkenswert ist, dass THE BREW eine Zwei-Generationen-Band ist. Neben Jason Barwick (v., g.) besteht die Gruppe aus Kurtis Smith (dr.), der ebenfalls kaum älter als Anfang zwanzig sein dürfte, und dessen Vater Tim Smith (v., b.). Vielleicht ist das eine Überlebensstrategie des Rock, dass das Erbe künftig auch über Bands mit großen Altersunterschieden in der Besetzung weitergegeben wird - man denke dabei beispielsweise auch an jüngere Neuzugänge bei TEN YEARS AFTER oder LYNYRD SKYNYRD.

Das Konzert legt mit dem hart rockenden 'Every Gig Has A Neighbour' los, dem weitere Stücke des aktuellen Studioalbums "A Million Dead Stars" folgen. Auf der Bühne ist Jason Barwick keineswegs schüchtern, er springt mit seiner Gitarre herum, feuert das Publikum an oder flachst grinsend. Vor allem aber brilliert das Trio musikalisch. Sein ebenso wildes wie präzises Zusammenspiel, das Können an den Instrumenten kombiniert den Bluesrock der 1960er mit dem Hardrock der 1970er Jahre. Barwick singt mit einer kräftigen, überraschend reifen Stimme und brilliert für sein Alter ungeheuer souverän an seinem Instrument. Nahtlos wechselt er zwischen Lead- und Rhythmusgitarre und ergänzt sich passgenau mit dem routinierten Bassisten Smith sr. Sagen es mir meine Augen oder mein Wunschdenken, dass Barwick irgendwie dem jungen Gary Moore ähnlich sieht?

Die Zuschauer sind schnell eingenommen und folgen der Band begeistert, als sie nach dem HENDRIX-Cover 'Little Wing' zu längeren Stücken (vor allem dem umwerfenden 'Kam') voller Jams und Improvisationen übergeht. Das ist es, was den Zauber von Liveauftritten starker Bands ausmacht. Mancher ältere Zuschauer im Talbahnhof mag an CREAM oder LED ZEPPELIN zurückgedacht haben - besonders als Mr. Barwick seine Gitarre mit einem Geigenbogen traktiert. THE BREW wagen es schließlich sogar, das Hauptkonzert mit einem Schlagzeugsolo enden zu lassen. Kurtis Smith drischt mit einer ungeheuren Wucht auf sein Drumkit ein, und auch wenn er sicher nicht der größte Virtuose am Schlagwerk ist, hält er das Publikum mit seinem präzisen Rhythmusgefühl in einem Programmpunkt bei Laune, der sonst so manchen Konzertbesucher schnell an seine Geduldsgrenze bringt.

Die Zugabe besteht aus dem Lied 'A Million Dead Stars' und einem ewig langen Jam über JIMI HENDRIX' 'Voodoo Child', der teilweise (und das ist die einzige Kritik an diesem Auftritt) etwas langatmig und willkürlich gerät. Größtenteils erreicht die Band das Publikum aber auch hier mit ihrem gekonnten, druckvollen Spiel über einer bekannten Melodie.

Es stimmt hoffnungsfroh, dass auch im neuen Jahrtausend noch junge Bands dieser Klasse entstehen. Dass THE BREW bald die ihnen gebührende große Bekanntheit erlangen, kann man der Band und uns allen nur von ganzem Herzen wünschen. Verteilt über das Jahr wird die Gruppe noch mehrere Konzerte in Deutschland geben.

Redakteur:
Stefan Kayser

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