Sweden Rock Festival - Sölvesborg (SE)

03.07.2005 | 16:11

09.06.2005, Festival-Gelände

Sweden Rock Festival 2005, 9.6.-11.6. 2005

DREAM THEATER (Rock Stage):
Den neben DIO und SAXON größten Menschenauflauf vor der Rock Stage hatten die New Yorker Ausnahme-Mucker von DREAM THEATER zu verantworten. Leider habe ich die erste Hälfte des Gigs verpasst, da ich zur selben Zeit Herrn HAGAR ein paar Fragen für ein demnächst in diesen Hallen erscheinendes Interview gestellt habe. Die Kollegen waren während dessen bei ROBIN TROWER, so dass eben nur die zweite Hälfte von Portnoy, Petrucci und Co. besprochen werden kann. Aber die hatte es wahrlich in sich! Ihr "Hit" 'Pull Me Under' (incl. Gänsehaut-Chor aus schätzungsweise 15.000 Kehlen!) und das geniale 'Spirit Carries On' vom sträflich unterbewerteten "Scenes From A Memory"-Album und vor allem das komplette 'Metropolis Pt.I' als Zugabe waren schon der Oberhammer. Ich habe DREAM THEATER zwar schon knapp zehn Mal gesehen, aber bisher fast immer in der Halle. Aber an besagtem Tag haben sie bei glasklarem Sound eindrucksvoll beweisen, dass sie bei aller musikalischen Virtuosität durchaus festvaltauglich sind. Bis auf Basser John Myung, der ja meist etwas im Hintergrund bleibt und zwangläufig auch Drummer Mike Portnoy, fegten alle über die Bretter bzw. machten Faxen ohne Ende. Teile des neuen Albums "Octavarium" wurden, wie mir hinterher von anderen Fans berichtet wurde, am Anfang gespielt. Der Auftritt auf dem SRF 2005 war im übrigen der erste der just begonnen neuen DREAM THEATER-Welttour.
(Martin Stark)

ROBIN TROWER (SWEDEN STAGE):
Um 18.15 Uhr lud der legendäre Gitarrist von PROCOL HARUM die Anwesenden zu einer Zeitreise in die 70er Jahre ein. Wer die Zeit nicht miterleben "durfte", erhielt zumindest einen musikalischen Eindruck dieser Epoche. Das Publikum, hauptsächlich älteren Semesters, verteilte sich locker vor der Bühne und auf den umliegenden Hügel. Dort saßen oder lagen viele Menschen auf ihren Decken und lauschten bei strahlendem Sonnenschein der sehr entspannten und blues-lastigen Musik des begnadeten Gitarristen. Begleitet wurde er von einem Bassisten, Sänger und Schlagzeuger. Wobei letztere in hendrix'scher Manier natürlich im Hintergrund agierten, aber dennoch dem Meister unauffällig und gekonnt das Gerüst für seine ausufernden Gitarrensoli lieferten. Schon der erste Song 'Too Rolling Stoned' weckte nostalgische Gefühle, die einem das gesamte Konzert über begleiteten. Es folgten u.a. 'What’s Your Name', 'Daydream' und 'Living Out Of Time'. Alles Songs, die einem so richtig unter die Haut gingen. Den Höhepunkt des gesamten Auftritts bildete der Song 'Bridge Of Sighs' mit einem ca. zwölfminütigen Gitarrensolo. Die Art und Weise wie dieser Saitenhexer bei diesem Stück seine Gitarre sprechen ließ, kann hier nicht mit Worten beschrieben werden. Robin spielte sich und die Fans in einen wahren Rausch der Gefühle. Dieser Rausch endete leider nach ca. 90 Minuten mit 'Secret Place' viel zu früh. In vielen Gesichtern war nach dem Auftritt ein entrücktes Lächeln und seltsames Glitzern in den Augen zu sehen...
Kuriosität am Rande: Mitten in der laufenden Tour musste Robin seinen Sänger sowie seinen Bassisten für ein paar Tage bzw. Wochen ersetzen. Der Bassist unterstützt Herrn CLAPTON für ein paar Konzerte und auch der Sänger hat nebenbei noch andere Verpflichtungen zu erfüllen. Anfang Juli sind dann beide wieder zurück im TROWER-Camp. In Schweden war somit die "B-Elf" zu bewundern. Strange World!
(Alex Beh)

HAMMERFALL (Festival Stage):
Was soll man zu einer Band schreiben die aus Schweden kommt und beim Sweden Rock spielt? Der Begriff Heimspiel trifft hier nun wirklich zu 110% zu. Die Menge jubelte vom ersten bis zum letzten Ton und wenn die Zeit nicht begrenzt gewesen wäre (90 Minuten) würden sie wahrscheinlich heute noch spielen. Mit 20.00 Uhr bekamen sie nun auch noch die richtige Zeit um die Menge auf den zweiten Headliner vor zu bereiten. Soundmäßig lieferten sie uns das volle Brett und auch optisch bekamen wir 'ne Menge geboten. Von dem beeindruckenden Bühnenbild - Eislandschaft, passend zum neuen Album-Cover - bis hin zu Pyro-Effekten wurde viel geboten. Songs wie 'Heading The Call' oder 'Hearts On Fire' taten da ihr Übriges. Man bekam das zu hören was das (True Metal-)Herz erwartete. Die Jungs waren mit jeder Menge Herzblut bei der Sache und wer immer noch meint, HAMMERFALL wären nur eine kurzweilige Band, wurde hier vom Gegenteil überzeugt.
(Heiko Mangels)

VIXEN (Rock Stage):
Ehrlich gesagt waren die Mädels von VIXEN neben den Headlinern SAMMY HAGAR und MÖTLEY CRÜE der Act, auf den ich mich im Vorfeld am meisten gefreut habe. Ich hatte sie leider Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger auf ihren spärlichen Deutschand-Gigs verpasst. Mit Jan Kuehnemund (g.) ist zwar nur noch ein Original-Mitglied dabei, aber die drei "Neuen", die von einem (männlichen) Keyboarder/Gitarristen am Bühnenrand unterstützt wurden, haben mehr als anständig gerockt. Das vereinzelt am Anfang die Soli von Jan eindeutig vom Band kamen, hat mich zwar erschreckt, aber ganz ehrlich: War da früher alles live? Und wen kratzt das? Was KISS dürfen, das dürfen die Mädels auch, oder? Und Songs wie 'Edge Of A Broken Heart', 'Cruisin', 'I Want You To Rock Me' oder 'Love Is A Killer' sind einfach genial – vorausgesetzt man steht auf melodischen Hardrock – und die Stimmung im Publikum war schon ganz großes Kino. Ich habe mich jedenfalls prima unterhalten gefühlt. Die drei "Neuen" Jenna Sana-Agero (voc.), Lynn Luise-Lowrey (b.) und Kat Kraft (dr.) rockten ohne Ende und fügten sich auch optisch hervorragend ein. Die Band spielte insgesamt sieben oder acht neue Songs vom demnächst erscheinenden neuen Album "Live And Learn", die berechtigterweise große Hoffnung auf den eher traditionellen VIXEN-Sound der ersten beiden Alben machen. Ein wenig schmunzeln musste ich, als der Tour-Keyboarder vorgestellt wurde und exakt keiner (!) der gut 8000 Zuschauer auch nur ansatzweise in irgendeiner Form reagiert hat... Songs wie 'Cryin' oder auch 'Rev It Up' haben auch nach all den Jahren nichts von ihrer Magie verloren und stehen nach wie vor für genialen Hardrock. VIXEN waren und sind die beste All-Girl-Hardrock-Band! Basta! Ein weiterer Höhepunkt!
(Martin Stark)

STATUS QUO (Rock Stage):
Als vorletzte Band des zweiten Tages gaben sich STATUS QUO die Ehre. Die Legende legte dann auch gleich mit dem Klassiker 'Caroline' munter los. Mit 'Break The Rules', '4500 Times' und 'Rain' ging’s dann fröhlich rockend weiter. Vor der Bühne hüpfte das zahlenmäßig wieder echt große Publikum eifrig mit und hatte sichtlich Spaß an dem Auftritt der sympathischen Engländer. Leider präsentierte sich die Band um Rick Parfitt und Francis Rossi mit zunehmender Spieldauer doch etwas zu routiniert, teilweise sogar irgendwie lustlos. Es wurde zwar ganz ordentlich gerockt, aber auf Dauer wirkte der Auftritt ein wenig zu "harmlos". Man kann sagen, dass es STATUS QUO an dem Tag an der nötigen Spritzigkeit mangelte, um mehr als nur ein Durchschnittskonzert abzuliefern. Am Ende des Auftritts folgten noch 'Big Fat Mama' und 'Roll Over Lay Down'. Als Zugabe schlossen 'Down Down', 'Whatever You Want' und 'Rockin’ All Over The World' den "Routine-Gig". Die Herren werden doch nicht etwa alt? [Das wäre natürlich nach über 35 Jahren Karriere eine wahre Überraschung...;-) - Anm. v. Martin]
(Alex Beh)

SAMMY HAGAR (Festival Stage):
Tja, was soll ich schreiben? Der Auftritt des VAN HALEN-Sängers (bzw. wohl momentan wieder ehemaligen VAN HALEN-Sängers) war der erste als Solo-Künstler in Europa seit 1980 (!) und von daher nicht nur wegen der angekündigten großen Show etwas ganz Besonderes. Einst bei MONTROSE für zwei Scheiben am Mikro und spätestens mit VAN HALEN in den Rock-Olymp aufgestiegen sowie durch zahlreiche Solo-Platten mit einem schier unerschöpflichen Pool an Songs ausgestattet, konnte der Sonny-Boy aus dem Vollen schöpfen. Die ganze Bühne war eine Art riesige Bar (inkl. "heißer" Kellnerinnen!). Die beste Stimmung war dann erwartungsgemäß auch bei seinem VAN HALEN-Stücken, die am Stück dargeboten wurden ('Right Now', 'Why Can't This Be Love' und 'Top Of The World'), aber auch Solo-Kracher wie 'I Can't Drive 55' oder 'Mas Tequila' waren absolute Höhepunkte. Nicht zu vergessen natürlich auch 'There's Only One Way To Rock', 'Red' oder 'Heavy Metal'. Man merkte dem scheinbar ewig jungen Sammy zu jeder Sekunde den Spaß an, den er auf der Bühne hatte. Den teilten auch die 75 "Red-Heads", also beinharte HAGAR-Verehrer, die den gesamten Auftritt ihres Idols von der Bühne aus (!) mitverfolgen durften. SAMMY HAGAR war gut bei Stimme, hatte einen starken Sound und überraschte ein ums andere mal auch als guter Gitarrist. Der mittlerweile auch als Tequila-Fabrikant (!) dick im Geschäft stehende Sammy betonte sehr oft, dass er und das europäische Publikum erst nach und nach zueinander finden müssten, was natürlich etwas untertrieben war, denn obwohl die letzten Platten HAGARs hierzulande nur über den Import-Weg zu erhalten waren, hatte er doch so viele Hits aus vergangenen Tagen dabei, dass er mehr als nur auf der sicheren Seite war. Auch die starke Begleitband HAGARs, die CABO WABOS, die aus der "First Lady Of Rock" Mona am Bass, David Lauser an den Drums, dem exzellenten Gitarristen Victor Johnson sowie einem mir namentlich nicht bekanntem Percussionist bestehen, haben das SRF 2005 würdig gerockt! Eine gigantische und typisch amerikanische Konfetti-Bombe beendete dann den bis dato absoluten Höhepunkt des SRF 2005.
(Martin Stark)

Redakteur:
Martin Stark

Login

Neu registrieren