Sandländer Rocknacht - Hellershof

29.10.2000 | 11:38

18.08.2000, Festzelt

Schon kurz nach dem Erklimmen der Bühne durch die lokale Vorgruppe HAM ON RYE packte mich das kalte Grausen. Hatten die Jungs doch vergessen ihren Verzerrer anzuschalten, so daß ich ständig von einem cleanen Sound geplagt wurde. Von daher würde ich den Stil auch bestenfalls als Rock umschreiben. Gelegentliche Rap Einlagen verbesserten meinen Eindruck von der Band ganz und gar nicht, am schlimmsten empfand ich jedoch den mehrstimmigen Gesang, der regelmäßig danebenlag. Mir wurde später gesagt, daß dies am Bühnensound gelegen habe, da man seinen eigenen Gesang nicht hören konnte. Gut wollen wir das mal als Argument gelten lassen. Insgesammt jedoch war ich ziemlich enttäuscht von dem Auftritt - im Gegensatz zum prima aufgelegtem Publikum, welches die Band mit viel Applaus bedachte. Mit den letzten Songs vollzogen die Jungs einen Stilwechsel hin zum New Metal / Hardcore und bereiteten einen auf die beiden nachfolgenden Bands vor.

Als nächste Band folgte die Dettinger Band CRUSHEAD. Schon die ersten Riffs machten klar, daß sie wesentlich mehr in den Arsch treten würden als HAM ON RYE. Auch vom Sound her machten sie einen wesentlich besseren Eindruck. Frontman Patrick Reusch hatte eine herrlich aggressive Art zu singen, so daß mir die Band - trotz meiner Abneigung dem Hardcore gegenüber - nach einiger Zeit zu gefallen begann. Durch seine ständig wechselnde Art zu singen und zu schreien und seine energiegeladene Performance, machte es richtig Spass ihnen zu zusehen. Erwähnen möchte ich hier auch einige Songs die mir aufgefallen sind wie \"Fly Away\" das ziemlich an die Cranberrys erinnerte oder \"God\" welches an sich eine Ballade ist, jedoch steigert sich der Gesang vom Singen immer mehr in Richtung schreien. Bei \"Loosing Your Game\" hielt es Patrick nicht mehr auf der Bühne aus und begann sich in dem Beachtlichen Pogo / Mosh Pit zu tummeln, was bei diesem natürlich sehr gut ankam. Bei \"Scream\" entlockte Patrick seiner Stimme einen Schrei der sich anhörte als wenn man eine Katze masakrieren würde. Bei \"Thank The Holy One\" wurde das Publikum mit einer Mitsingeinlage bedacht, welches dann auch begeistert mitmachte. Beim letzten Song \"Saviour\" liesen es die Musiker langsam ausklingen. Ein Musiker nach dem anderen lies sein Instrument ruhen. Das Publikum applaudierte begeistert. Ich denke diese Band wird noch von sich hören lassen. Bei mir haben sie einen wesentlilch besseren Eindruck gemacht als ähnliche Bands auf dem Taubertal 2000 Open Air.

Als Headliner waren dann die Ludwigsburger SNUBNOSE dran. Ich hatte die Band 1994 schon mal unter ihrem alten Namen THE CIRCUMCISED gesehen, damals machten sie New York Hardcore. Auf ihrer letzten Scheibe \"Second Hand\" hatten sie dann mehr eine rockigere / grungigere Richtung eingeschlagen. So daß ich gespannt war was mich erwarten würde. Schon der erste Song \"The Devil\" machte klar daß das Tempo nicht so hoch sein würde, wie bei CRUSHEAD, dafür wirkte die Band noch um einiges professioneller. Mit \"Circumcised\" kam dann gleich ein Song aus der Urzeit, der Band, man merkte auch gleich, daß er wesentlich agressiver war als der Vorgänger. Nach dem folgenden \"Search Me\" kam mit \"Thy Word\" der erste Song von dem \"Second Hand\" Album. Die Scheibe muß dem Publikum bekannt gewesen sein, man merkte richtig wie die 120 zahlenden Gäste abgingen. Thy Word ist mehr punkig und genau das richtige für eine Partystimmung. Nun folgten die Songs \"Release\", \"Judas\", \"Befiehl du deine Wege\" und \"You\". Bei \"I Feel Exhausted\" ging der Bassist mit 2 Fans / Roadies der Band auf der Bühne voll ab, machte richtig fun, deren Begeisterung zu sehen. Nach noch einigen weiteren Songs, dachte ich mir \"Moment, den kennst du doch\", da ich aber Hardcore eigentlich nur kurz nach dem Entstehen dieser Musikrichtung Beachtung geschenkt habe, war es relativ einfach zu Erkennen, daß die Jungs \"Hellcorn\" von THE CRUCIFIED gecovert hatten. Ein Song der mir auch heute noch gut gefällt. Abschliesend würde ich SNUBNOSE jedem New Metal / Hardcore Fan zum antesten empfehlen. Die Jungs sind wirklich gut!

Gratulieren möchte ich noch den Weichmetallern, die sich die paar Mark Eintritt gespart haben und vor dem Festzelt saßen. Wenn in eurem Kaff schon mal was los ist, warum unterstützt ihr dann den Veranstalter nicht? Falls es die erste und letzte Sandländer Rocknacht gewesen sein sollte dürft ihr euch auf die Schulter klopfen!

Redakteur:
Georg Weihrauch

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