SUBSIGNAL, DANTE und THOUGHTS FACTORY - Augsburg

05.03.2014 | 23:47

04.03.2014, Musikkantine

Beste Voraussetzungen für ein Progressive Rock Fest!

Oder aber vielleicht auch nicht unbedingt Prog, jedenfalls nicht durchgehend. Denn auf dem neuen Album klingt SUBSIGNAL deutlich weniger verspielt als zuvor. Heute Abend werde ich wohl erfahren, ob das auch live so ist oder ob die alte Verspieltheit weiterhin dominiert. In der Musikkantine in Augsburg habe ich zuletzt FATES WARNING gesehen, ist auch kein schlechtes Omen. Außerdem ist das sicher das Package, deren Alben den höchsten Powermetal.de-Notenschnitt einer Tourzusammensetzung aller Zeiten haben dürfte: 58,5 addierte Punkte für sechs Alben (das Debüt von DANTE stammt noch aus einer Zeit, als es bei pm.de noch keine Noten gab. Das begeisterte Review dürfte den Schnitt aber kaum senken). Was kann da schiefgehen?

Meine erste Erkenntnis ist, dass es hier zwei Konzertlocations im Haus gibt. Eine große, die ich das letzte Mal erlebte, und eine kleine. Gut so, ich hatte bereits starke Bedenken, dass der Laden ziemlich leer sein würde. Denn am Faschingsdienstag und noch dazu beim zweiten Teil der "Paraiso"-Tour mit einem späteren Gig noch in Ludwigsburg, da sind die Voraussetzungen für ein volles Haus kaum gegeben. Andererseits könnte man meinen, wer trotz genannter Tatsachen trotzdem kommt, dürfte Laune auf eine Rocksause mitbringen. Doch da sollte ich mich irren.

Aber zuerst beginnen pünktlich um Acht die Frankfurter Newcomer THOUGHTS FACTORY. Kollege Stehle hat dem Debüt "Lost" ja mächtige Lobeshymnen zukommen lassen, in die ich mittlerweile einstimmen möchte. Das Erstlingswerk ist eine starke Progplatte, die mich gelegentlich, auch ob des Sängers, ein wenig an TILES erinnert. Ihr Set ist 45 Minuten lang, aber da wir es hier mit Prog zu tun haben, heißt das nicht, dass es viele Songs zu hören geben wird. Denn "Lost" hat nicht weniger als drei Songs mit einer Länge von deutlich über zehn Minuten, von denen sie heute Abend zwei in der Setlist haben. So beginnen die Hessen auch gleich mit 'Voices From Heaven', das beinahe die erste Viertelstunde einnimmt. Sänger Marcus Becker wirkt erstmal ein wenig unscheinbar neben dem in einer Camouflage-Hose meist mit einem Bein auf der Monitorbox rockenden Basser Bernd Schönegge und dem etwas größer gewachsenen Gitarristen Markus Wittmann. Prog ist ja auch der Rock der normalen Menschen.

Gesanglich gibt es anfangs noch ein paar kleinere Unebenheiten, die sich aber schnell geben. Man merkt, dass es eine junge Band ist mit noch relativ wenig Bühnenerfahrung. Viel geschieht da nicht, das Acting ist recht statisch, allerdings taut Sänger Marcus im Laufe der vier Songs ein wenig auf. Das Highlight im Set ist der schnelle Track 'No Way Out', weil er verhältnismäßig gut auf den Punkt kommt und Stimmung macht. Oder machen sollte, denn das Publikum hält einen Sicherheitsabstand von drei Metern zur Bühne. Das ändert sich auch in der zweiten Hälfte des Sets, bestehend aus 'The Mire' und 'Death Of A Dream', nicht. Hätte mir das eine Warnung sein sollen?
Setlist: Voices From Heaven, No Way Out, The Mire, Death Of A Dream

Nur für diesen Auftritt sind heute die Lokalmatadoren DANTE mit von der Partie. Die Augsburger mit der weiten Anreise, laut Sänger Alexander Göhs etwa 200 Meter, sind bei uns ja auch hoch angesehen. Wiederum Rüdiger war es, der die letzten beiden Alben "Saturnine" und "November Red" jeweils mit der Höchstnote bedachte. Auch hier gehe ich problemlos d’accord. Der Heimvorteil sorgt sicher dafür, dass es vor der Bühne deutlich voller wird. Von den etwa siebzig Besuchern sind offensichtlich einige extra wegen DANTE gekommen und feiern die Band entsprechend. Die macht es allerdings auch leicht, sie zu mögen. Deutlich härter, aber auch frickliger gehen die Bayern zur Sache, und vor allem Sänger Göhs rockt, dass es mitreißt. Die Ansagen sind kurz, die Songs umso länger, das Hauptaugenmerk liegt auf dem dritten Longplayer "November Red", und die Stimmung steigert sich. Obwohl sie immer noch nicht wirklich ausgelassen ist. Spätestens bei dem Gassenhauer 'Never Return' ist es dann nicht mehr so ganz nachzuvollziehen, dass nur der mitgebrachte kleine Fanclub so richtig feiert. Trotzdem werden DANTE endgültig die Gewinner des Abends sein. Sie spielen tight und engagiert, bringen sich und kleine Teile des Publikums in Schweiß und verlassen nach einer Dreiviertelstunde anscheinend recht zufrieden die kleine Bühne.
Setlist: The Day That Bled, The Lone And Level Sands, Never Return, November Red

So, jetzt aber SUBSIGNAL. Headlinertour mit drei Alben im Gepäck, das bedeutet eine neue Situation für die Fünf, den bislang konnte man eigentlich nie etwas falsch machen. Anfangs spielte man einfach "Beautiful And Monstrous" komplett und ein paar SIEGES EVEN-Songs, und auf der Tour zum zweiten Album "Touchstones" konnte man immer noch alle wichtigen Songs in der Setlist unterbringen. Aber jetzt ist das anders, es sei denn, die Burschen wollen drei Stunden spielen. Wollen sie aber nicht. Das ist mir im Vorhinein auch recht, denn es ist Wochentag und ich brauche irgendwann mal meinen Schönheitsschlaf. Im Nachhinein wird es sich umso mehr als gut erweisen, dass das von Anfang an nicht der Plan war.

Die Band wird mit Applaus empfangen, als sie die Bühne betritt. Sofort übernimmt Sänger Arno Menses das Kommando auf der Bühne und über das Publikum. 'Paraiso', der Opener des aktuellen Albums, das stilistisch ein wenig anders geraten ist und gradliniger, aber auch etwas seichter wirkt, setzt gleich mal ein Ausrufungszeichen. Ich stehe anfangs weit vorne, um Fotos zu machen, weswegen ich nicht sagen kann, wie die Stimmung ist. Wobei ich den Auftritt stark finde, und dass gleich als dritter Song das tolle 'The Sea' vom Debüt präsentiert wird, ist auch ein Zeichen des Vertrauens auf das eigene Material.

Die Rollenverteilung ist typisch für SUBSIGNAL: Arno unterhält, singt und amüsiert, Markus Steffen an der Gitarre ist eher introvertiert und lächelt nur gelegentlich, allerdings weitaus mehr als früher, während Bassist Ralf Schwager rockt. Die beiden anderen, der neue Drummer Danilo Batdorf, der Roel van Helden ersetzte, und David Bertok an den Keyboards, der sein Musikstudium in Los Angeles kürzlich beendet hat, müssen sich natürlich um ihre Instrumente kümmern und können nicht viel zum Stageacting beitragen. Andererseits ist das in Anbetracht der Tatsache, dass da ein Herr Menses rumkaspert, auch unnötig. Kostprobe gefällig? "Diese Song ist von unserem Debütalbum von 1973, vielleicht kennt das ja noch jemand." Oder: "Das haben wir aufgenommen nach dem Split unserer damaligen Band ... Van Halen." Ich kann da herzhaft drüber lachen, allerdings gibt es heute keine richtige Verbindung zwischen Arno und dem Publikum. Es ist Fasching, aber hier gehen wohl alle zum Lachen in den Keller.

Das wäre natürlich nicht so wichtig, wenn es sich nicht doch auch auf die Performance auswirken würde. Die Songsauswahl ist gut, aber es funkt nicht. Irgendwie vermag die Band die Anwesenden heute nicht mitzureißen, und das lethargische Publikum kann die Band nicht inspirieren. Ich möchte sogar sagen, dass die Musiker im Laufe des Gigs eine gewisse Frustration erleben müssen, wenn selbst 'I Go With The Wind', das intensive 'The Size Of Light On Earth' oder das Mitsingjuwel 'A New Reliance' nicht zünden wollen. Ich bin mittlerweile weiter nach hinten gegangen, um mir das Ganze in Ruhe anzusehen und anzuhören. Von hier sieht das Alles noch viel unspannender aus. Man wippt ein wenig, nickt, aber mehr kommt nicht. Völlig von den Socken bin ich, als Arno, ich meine im Titelsong des Debütalbums, eine Zeile sing, das Mikrophon über das Publikum hält, um sie das letzte Wort singen zu lassen, und völlige Stille erntet. Verdutzt kommt ihm ein "Really?" über die Lippen. Spätestens hier ist klar, das wird heute nichts mehr mit dem SUBSIGNAL-Progfest. Mittlerweile sind auch schon ein, zwei Dutzend Leute gegangen, was man bei der nicht gerade üppigen Besucherzahl leider auch merkt. So spielt SUBSIGNAL den Gig ordentlich zu Ende, man kommt sogar noch einmal zu einer Zugabe zurück und spielt 'Paradigm', aber das auf der Setliste noch vermerkte 'The Lonely View Of Condors' wird ausgelassen. Ich finde es schade, aber ich stehe da möglicherweise allein.
Setliste: Paraiso, Echoes In Eternity, The Sea, Feeding Utopia, A Giant Leap Of Faith, I Go With The Wind, The Lifespan Of A Glimpse, Walking With Ghosts, A New Reliance, The Size Of Light On Earth, My Sanctuary, Beautiful And Monstrous, The Colossus That Bestrode The World, Swimming Home; Zugabe: Paradigm

Ein seltsamer Abend, der unter einer sehr zurückhaltenden Atmosphäre litt. Erst bei THOUGHTS FACTORY, dann auch bei der Hauptband des Konzertes, nur bei den local heroes DANTE war die Stimmung okay. Manchmal will der Funke einfach nicht überspringen, und auch wenn ich SUBSIGNAL heute als alles andere als schwach empfand, muss man unter dem Strich den Gig als mittelmäßig abhaken. Sie waren schon stärker, aber Motivation kommt sicher auch durch das Feedback mit dem Publikum. Da das heute völlig fehlte, konnte es wohl nicht einer der Topauftritte werden. So etwas passiert eben.

Redakteur:
Frank Jaeger
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