SIX FEET UNDER, DESERTED FEAR, MAAT, ZANTHROPYA EX, CRETURA, INVISIBLE MIRROR - Glauchau

24.01.2015 | 15:17

19.12.2014, Alte Spinnerei

"Band-Overload" in Glauchau!

Die Band SIX FEET UNDER hat das heimische und warme Florida verlassen, um im Dezember ihre fast schon traditionelle "X-Mas In Hell Tour" zu bestreiten. Am 19.12.2014 macht die Band mit den anderen Kollegen Halt in der "Alten Spinnerei" in Glauchau. Neben den Jungs aus Florida treten weitere fünf Bands an diesem Abend auf. Ein durchaus sportliches Unterfangen, gerade was den Bühnenauf- und umbau betrifft.

Die Schweizer Band INVISIBLE MIRROR eröffnet gegen 20 Uhr den Abend und serviert eine ordentliche Portion Heavy Metal. Mit viel Elan und Ehrgeiz versuchen die Eidgenossen, etwas Stimmung unter den Besuchern zu verbreiten. Das fällt ihnen sichtlich schwer. Das liegt zum einen daran, dass vor der Bühne nur eine Handvoll Leute steht, und zum anderen, dass es den Großteil nicht wirklich interessiert. Für die Band ist es schade, denn ihr Gig ist durchaus schick. Sänger Tom Cassy lässt sich davon aber nichts anmerken und verbreitet durchweg gute Laune. Nach einer knappen halben Stunde ist Schluss. Mit 'Disappear' verabschieden sich die Jungs und machen natürlich noch auf ihr neues Album "On The Edge Of Tomorrow" aufmerksam, das 2015 erscheinen soll.

Nach dem Auftritt von INVISIBLE MIRROR leert sich der Saal fast komplett und nach dem Umbau geht es mit CRETURA weiter. Bis dato sind die Norweger für mich total unbekannt. Auch zu Beginn sind nicht wirklich viele da, die den Gig sehen möchten. Obwohl es die Band aus Bergen bereits seit 2010 gibt, wirkt das Ganze eher wie der Auftritt einer Schülerband: Man bemüht sich zwar, aber so recht will es nicht klappen. Auch äußerlich wirken die sechs Musiker noch recht jung, was aber nichts bedeuten muss. Allerdings ist das in dem Falle leider doch so. Symphonic Metal mit Frauengesang hat es eh nicht mehr leicht. Wohl deswegen hat sich der Begriff Horror Metal hier als Bezeichnung eingeschlichen. Davon ist allerdings bei der Musik nicht wirklich etwas zu spüren. Sängerin Sárá M. versucht, eine gute Figur zu machen, doch ihr Gesang und der Sound sind zu sehr überdreht. Damit wird es sehr schnell nervig und die paar Leutchen vor der Bühne gehen auch nach und nach. CRETURA hat den Saal also quasi leergespielt. Da freut sich der Besucher regelrecht über die kurze Spielzeit.

Weiter geht es im Anschluss mit ZANTHROPYA EX. Nach zwei Bier klappt es auch mit dem fehlerfreien Aussprechen des Bandnamens. Wer ebenfalls mit der Genrebezeichnung "Misanthropic Death" wenig anfangen kann, der lässt sie einfach links liegen und wir sagen einfach, dass die Jungs den Anwesenden eine gute Mischung aus Thrash- und Death-Metal kredenzen. Wer sich als Sänger "Schinder Pabst" nennt, der darf sich auch gern mit albernen Musikrichtungen schmücken.

Dennoch legt die Band einen guten Auftritt hin und so langsam fangen auch die Gäste an, sich stärker zu beteiligen. Jetzt kann man durchaus schon von Konzertatmosphäre sprechen. Beackert werden die beiden Alben "Notlösung Kopfschuss" und "Hure meiner Sinne". Bei Songs wie beispielsweise 'Porno Club Olympia' ist man dankbar, dass die Texte eher im Grunzgesang untergehen. Die Musik steht im Vordergrund und das ist auch gut so, denn da passt alles!

Death Metal der "seriöseren" Sorte gibt es im Anschluss mit MAAT. Die Berliner Jungs lassen es eher bedächtiger angehen. Dennoch ist der Sound nicht weniger druckvoll. Vor der Bühne hat es sich gefüllt und es wird auch schon ein wenig das Haar geschüttelt. So muss das sein! Im Mai 2014 erschien das Album "As We Create The Hope From Above". Selbstredend gibt es daraus einige Songs und wer die Band an diesem Abend für sich entdeckt hat, der findet damit noch ein gutes Andenken. Mit ihrem Gig kann MAAT jedenfalls viele Sympathiepunkte einfahren und ist durch die Tour auf jeden Fall bekannter geworden.

Jetzt wird es Zeit, noch eine Schippe draufzulegen. DESERTED FEAR aus Thüringen ist an diesem Abend der lokale Headliner. Und so viel sei schon einmal verraten: Zu Recht. Im Saal haben Temperatur und Stimmung nun ein gutes Level erreicht. Unter viel Beifall betritt die Band die Bühne und legt gleich ordentlich los. Old-School-Death-Metal aus Eisenberg steht auf dem Programm. Nicht mehr und nicht weniger. Jetzt kommt endlich mal Schwung in die Bude! Das hat man heute Abend bislang schmerzlich vermisst. Der Bassist hat sich den Mittelfinger gebrochen und Sänger Manuel verweist im Laufe des Konzertes auch darauf. "Der Unfall ist heute erst passiert!", lässt er das Publikum wissen. Das hindert den Musiker jedoch nicht daran, den Gig zu absolvieren. Mit einer enormen Spielfreude begeistert DESERTED FEAR die Fans. Neben 'The Black Incantation' erklingt 'Kingdom Of Worms' vom gleichnamigen, aktuellen Album. Viel zu schnell ist das Konzert vorbei und mit viel Beifall verschwindet die Band von der Bühne. Logischerweise gibt es "Zugabe!"-Rufe. Aber da die Zeit knapp ist, kann dieser Wunsch heute nicht erfüllt werden. So vertröstet der Sänger seine Fans auf ein weiteres Konzert und wünscht viel Spaß mit SIX FEET UNDER. Schließlich muss er sich auch beeilen, dieses Konzert zu sehen, da er selbst noch nie bei einem Auftritt von SIX FEET UNDER gewesen ist.

Erneut folgt eine Umbaupause und im Publikum sind die ersten "SFU!"-Rufe zu vernehmen. Auf der Bühne wird eifrig gewerkelt und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis das Licht ausgeht. Nun werden die "SFU!"-Rufe lauter und SIX FEET UNDER betritt den Raum. Ohne viel Umschweife geht es mit 'Silent Violence' los. Es dauert auch nicht lange, bis sich im Publikum der erste Moshpit bildet. Auf der Bühne fliegen die Rastas des Sängers und davor Arme und Beine der Fans. Genauso muss das sein! Die Amis schwelgen wieder in musikalischen Erinnerungen und servieren eine tolle Mischung an Songs. Geplauscht wird zwischen den Stücken nicht wirklich. Die Musik steht im Fokus und die Fans danken es mit viel Beifall nach den Liedern. 'Human Target' oder auch 'Shadow Of The Reaper' werden geradezu frenetisch abgefeiert. Im Saal steigt die Temperatur ordentlich an und es fließt viel Schweiß im Publikum. Gut 45 Minuten ballert SIX FEET UNDER den Fans ihre Wut um die Ohren und verabschiedet sich nach 'Torn To The Bone' auch schon. Natürlich wird nach mehr gefordert und wieder machen "SFU!"-Rufe die Runde. Es dauert auch nicht lang, bis die Band erscheint um mit 'Beneath A Black Sky' und 'Hammer Smashed Face' (CANNIBAL CORPSE-Cover) ein letztes Mal richtig Gas zu gegeben. Vor und auf der Bühne versteht sich. Kaum ist der letzte Ton verklungen, verabschieden sich die Musiker endgültig von ihren Anhängern. Und das relativ schnell und emotionslos. Das Publikum fordert natürlich nach mehr Unterhaltung, was an diesem Abend jedoch nicht mehr passiert. Schade, denn nicht einmal eine Stunde hat die Band gespielt. Dennoch gibt es an diesem SIX FEET UNDER-Auftritt nicht wirklich etwas zu bemäkeln. Er wirkte vielleicht ein wenig zu routiniert, aber an der musikalischen Qualität gibt es absolut nichts zu kritisieren. Das ist ja das Wichtigste.

Setlist: Silent Violence, Revenge Of The Zombies, No Warning Shot, Feasting On The Blood Of The Insane, Victim Of The Paranoid, Human Target, Deathklaat, The Day The Dead Walked, Seed Of Filth, Shadow Of The Reaper, Torn To The Bone, Beneath A Black Sky, Hammer Smashed Face (CANIBAL CORPSE-Cover)

Ein ausverkauftes Haus konnte heute nicht vermeldet werden. Die Alte Spinnerei war gut gefüllt, hatte aber durchaus noch Kapazitäten. Die Entscheidung, an diesem Abend sechs Bands auftreten zu lassen, ist durchaus kritisch anzusehen. Klar bekommt der Besucher für sein Geld "viel" Unterhaltung geboten. Die Frage ist jedoch, ob das auch Sinn macht. Durch die vielen Wechsel hatte man echt Probleme, noch durchzusehen, wer gerade spielt. Und auch die Spielzeit für DESERTED FEAR hätte länger sein können oder müssen. Zumal die Band als der lokale Headliner beworben wurde. Der Vorwurf "Masse statt Klasse" soll es gar nicht sein, denn bis auf eine Band war alles in Ordnung. Aber etwas mehr Zeit für die Bands hätte drin sein müssen. Der Gig von SIX FEET UNDER war vergleichsweise kurz. Dafür aber heftig. Von daher war es insgesamt gesehen ein schöner Abend, der von der Sache her aber nicht mit allen Auftritten im Gedächtnis bleibt.

 

Redakteur:
Swen Reuter

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