SEPULTURA, LEGION OF THE DAMNED, FLOTSAM & JETSAM und MORTILLERY - Bochum

02.04.2014 | 19:19

07.02.2014, Matrix

Ein schweißtreibender Abend voller Thrash!

Es gibt sie noch, diese Konstellationen, die den Kessel zum Kochen bringen. Um ihre relativ neuen Alben zu präsentieren, gehen die Jungs von SEPULTURA und LEGION OF THE DAMNED Hand und Hand und servieren dem Bochumer Matrixpublikum ein Thrash-Freudenfest vom Feinsten. Mit im Gepäck hat die brasilianisch-holländische Konstellation die Jungs von FLOTSAM & JETSAM, die mit ihrer Neuauflage ihres legendären "No Place For Disgrace" in den Startlöchern stehen, sowie mit MORTILLERY einen kanadischen Thrash-Act mit Ausrufezeichen.

Obgleich sich in meinen Augen die Bochumer Zeche besser geeignet hätte, sind die Erwartungen des Bochumer Publikums an diesem Freitagabend enorm. Nicht nur hinsichtlich der jeweiligen Bands, sondern auch des Sounds, der in der Bochumer Matrix ein ums andere Mal doch etwas zu wünschen übrig lässt. Doch, um es vorweg zu nehmen, gab es in der Vergangenheit schon wesentlich matschigere Soundarien als am heutigen Abend. Und im Hinblick auf die jeweiligen Auftritte von SEPULTURA, LEGION OF THE DAMNED, FLOTSAM & JETSAM und MORTILLERY wird man auch nicht enttäuscht.

Den Anfang macht das kanadische Thrash-Quintett von MORTILLERY, das zwar etwas zu früh auf der Bühne ist, aber bereits loslegt wie die Feuerwehr. Obgleich sich noch nicht allzu viel Publikum vor der Bühne versammelt, servieren Cara McCutchen und ihre Mannschaft mit 'Sacrifice', 'Maniac' und 'Radiation' ein superbes und druckvolles Mahl aus Riffs, gelungener Geschwindigkeit und ausreichender Spiellaune. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, die Frontdame hat eine tolle Präsenz und die Gitarrenfraktion rifft sich die Finger wund. 'No Way Out' und 'I Am Destruction' beenden zwar bereits das recht kurzweilige Set von MORTILLERY, hinterlassen jedoch wie der gesamte Auftritt allgemein einen durchaus bleibenden Eindruck. Etwas mehr Spielzeit hätte auch Bochum gefallen.

So geht es im Anschluss mit der zwanzigminütigen Umbaupause weiter, ehe meine persönlichen Heroen von FLOTSAM & JETSAM ("yeah, the same FLOTSAM & JETSAM since 30 years") den Anwesenden zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Eric A.K. singt immer noch wie ein junger Gott, das nostalgische Riffing liefert immer noch eine meterdicke Gänsehaut und mit dem Tatendrang der vergangenen zwei Jahre haben die Arizona-Metaller auch einiges in petto. Obwohl ihre Rundreise unter dem Motto "No Place For Disgrace Winter Sacrifice Tour 2014" steht, geben sich neuere Stücke ('Motherfuckery', 'Dreams Of Death' und 'Gitty Up'), sowie die Frühklassiker ('Hammerhead' und 'Iron Tears') gegenseitig die Klinke in die Hand. Das abschließende Duo sollte aber auch die Alt-Fans vollends zufrieden stimmen: Bei 'I Live You Die' singt Eric mit einer Gladiatorenmaske auf dem Kopf, gibt der Songthematik dadurch ein tolles Flair und 'No Place For Disgrace' hätte den Auftritt nicht besser ausklingen lassen. Dennoch verleiht die Tatsache, dass solch eine geniale Band lediglich einen Support-Slot bekommt, dem Abend einen etwas bitteren Beigeschmack. Sei's drum, so selten die Jungs nach Deutschland kommen, sollte man um jede Minute dankbar sein.

Dem folgen die vier Burschen von LEGION OF THE DAMNED, die mit ihrem Death Thrash und "Ravenous Plague" in der Hinterhand die Matrix in Bochum zum Kochen bringen. Absolut tight, spielfreudig und brutal zerstören 'Son Of The Jackal', 'Ravenous Abominations' oder 'Pray And Suffer' auch die dicksten Trommelfelle. Maurice Swinkels und Konsorten gönnen dem Ruhrpott-Publikum keinerlei Verschnaufpausen in der dreiviertelstündigen Spielzeit: 'Death's Head March', das unglaublich starke 'Cult Of The Dead' sowie die Abschlussbrechstange 'Legion Of The Damned' vollenden den unaufhaltsamen Siegeszug unserer niederländischen Nachbarn. Als Garant für bärenstarke und konsequente Auftritte peppeln die Jungs sämtliches Billing auf, sodass sich auch der heutige Abend in den Gedächtnislücken der Anwesenden manifestiert.

Doch der eigentliche Headliner soll erst noch folgen. Nachdem ihre Auftritte in der Vergangenheit ein ständiges Auf und Ab waren, konnte mich zumindest das Rock Hard Festival-Massaker überzeugen und hoffen lassen, dass eine entsprechende Leistung auch heute an den Tag gelegt wird. Und wir werden nicht enttäuscht. Obwohl "The Mediator Between Head And Hands Must Be The Heart" ein äußerst sperriges und schwer verdauliches Album ist, kommen die Stücke auf der Bühne sehr gut rüber. 'The Vatican', 'Impending Doom' oder auch 'Manipulation Of Tragedy' schmiegen sich gut ins bisherige Brutalo-Repertoire von SEPULTURA wie 'Kairos' und 'Dead Embryonic Cells'.

Frontmann Green zeigt auch heute wieder eine eindrucksvolle Präsens, allgemein ist die Spielfreude der Brasilianer immens, sodass die Stimmung auch bei den Folgesongs 'Spectrum' und 'The Hunt' keinen Abbruch findet. Druckvoll, tight und mit einer gelungenen "die neuen Songs kloppen genauso geil wie die Klassiker"-Einstellung zerlegt auch die letzte Band an diesem Abend die Hallen der Bochumer Matrix in ihre Einzelteile. Auf altgediente Machthammer wie 'Arise' oder 'Refuse/Resist' hat auch der Letzte gewartet und sie werden dementsprechend gewürdigt. Allgemein ist die Stimmung bei SEPULTURA, wie auch bei den Gruppierungen zuvor, wirklich gut und ausgelassen. Obligatorisch beenden 'Ratamahatta' und 'Roots Bloody Roots' diesen sehens- und vor allem hörenswerten Auftritt einer Band, die heute vollends überzeugen konnte.

Obwohl es im Anschluss für Einige noch zur Aftershow-Party geht, ist zumindest bei mir nach diesem energischen Bündel, nach diesem brutalen Riffarsenal, die Luft endgültig raus. Alle vier Bands haben, wie die meisten Anwesenden auch, am heutigen Abend ihre letzten Reserven gegeben, ich blicke in viele erschöpfte, aber glückliche Gesichter. Auch Tage später werden die Ohren noch klingeln und die Nackenmuskeln schmerzen. Dieses Bündel hatte es in sich: MORTILLERY hat eine große Zukunft vor sich, FLOTSAM & JETSAM überzeugte auf ganzer Linie, LEGION OF THE DAMNED zeigte sich abermals von ihren gelungenen Seite und die Macht aus Brasilien, SEPULTURA, glänzte auch mit einem schwierigen Album auf der Habenseite. Das war ein Abend, ein Freudenfest für Thrash Metal-Fans, egal welchen Alters.

Redakteur:
Marcel Rapp

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