SAGA - Würselen

25.07.2023 | 22:37

21.07.2023, Burg Wilhelmstein

Klassiker, Chapters und ein paar Überraschungen.

Nach der Bandauflösung 2018 war SAGA wieder recht schnell zusammen, und auch in diesem Jahr sind die Herren aus Kanada erneut auf Tour, während der sie am 21. Juli Station auf Burg Wilhelmstein in Würselen machten. Da die aktuelle Scheibe "Symmetry" fast nur Neueinspielungen älterer Stücke enthält und das letzte reguläre Studioalbum "Sagacity" mit schon fast zehn Jahren auf dem Buckel zu alt zur Vorstellung ist, stellte sich die spannende Frage nach dem Programm dieses Konzertabends.

Auf die Sekunde pünktlich fängt SAGA um 20:00 Uhr das Konzert an und als sich Sänger Michael Sadler auf dem Weg zum Mikrophon eine Bassgitarre schnappt, reduziert dies die Anzahl der möglichen Eröffner beträchtlich. Die Band steigt mit einem Chapter, nämlich 'No Stranger', ein. Spätestens nachdem das anschließende 'Careful Where You Step' mit riesigem Applaus aufgenommen worden ist, ist die Stimmung im Burghof bestens, auch wenn die meisten Zuschauer Sitzplätze haben. Aber wir alle, Band wie Publikum, werden nun mal nicht jünger. Dass das Schlagzeug oder zumindest einzelne Trommeln gegenüber der übrigen Band etwas zu laut sind, tut der Stimmung keinen Abbruch. Bei 'Framed' übernehmen Keyboarder Jim Gilmore und Schlagzeuger Mike Thorne die hohen bzw. tiefen Hintergrundstimmen. Als Michael Sadler den Keyboarder danach vorstellt und die Bühne verlässt, steht die erste Überraschung an. Gilmore singt das eher selten gespielte 'Days Like These' von der "Security Of Illusion" von 1993. Heute abend wird es also auch etwas zu hören geben, das nach 1990 veröffentlicht worden ist.

Neben dem stürmisch gefeierten Klassiker 'On The Loose' hat SAGA auch einige nicht unbedingt erwartete Nummern im Programm, wie 'Tired World (Chapter 6)', 'The Pitchman' und das relativ neue 'On The Air'. Bei 'Humble Stance' vom selbstbetitelten Debütalbum von 1978 erhält die Band nach dem Leadbreak sogar Zwischenapplaus. Im sitzenden Publikum fallen zwei Frauen auf, die begeistert tanzen. Auch wenn sie augenscheinlich deutlich jünger als die Gruppe auf der Bühne und der durchschnittliche Zuschauer sind, verraten ihre sicheren Bewegungen, dass sie mit der Musik der altgedienten Band sehr gut vertraut sind. Da die Burg Wilhelmstein im Wohngebiet liegt, muss spätestens um zehn Uhr Ruhe sein. Das ist vermutlich der Grund, dass Michael Sadler auf Ansagen der Lieder und Anekdötchen verzichtet und bis auf Komplimente für das Publikum wenig redet.

An Stellen, an denen andere Kapellen allmählich zum Outro übergehen, wird bei SAGA regelmäßig eine längere Instrumentalpassage angehängt. Nicht selten begibt sich Michael Sadler deshalb vom Mikrophonständer zu einem der auf Podesten stehenden Keyboards, um sich an diesem typischen SAGA-Element zu beteiligen, etwa bei 'Help Me Out', einer weiteren kleinen Überraschung. Neben dem unvermeidlichen Schlagzeugsolo hat Jim Gilmour mit 'Scratching The Surface' seinem zweiten Gesangsauftritt.

Spätestens bei 'You're Not Alone' ist das Publikum auf den Beinen, und die meisten werden sich auch nicht mehr setzen. Seinen Ruf als charismatischer Frontmann bestätigt Sadler gerade bei diesem Lied. Er weist die Zuschauer an mitzuklatschen und wenig später, mit dem Klatschen aufzuhören. Er legt nur per Handzeichen fest, welcher Teil des Publikums die Worte 'You're Not, You're Not, You're Not Alone' als nächstes singt. Als Finale wird die Gänsehauthymne 'Don't Be Late' gespielt. Von den schwebenden Synthis über Ian Crichtons großartiges Gitarrensolo bis zum innigen Gesang von Sänger und Publikum ist dieser Fanfavorit wieder ein großes Konzerterlebnis.

Unter großem Jubel verlässt SAGA die Bühne und kehrt wie mittlerweile die meisten Bands nach kurzer Zeit zur Zugabe zurück, lässt sich allerdings zu jedem weiteren Stück einzeln herausbitten. Los geht es mit 'Wind Him Up', ihrem einzigen Top-Ten-Hit in Deutschland, mit dem die hierzulande bei Rockfans beliebte Gruppe auch das Massenpublikum erreichte. Natürlich darf bei einem SAGA-Konzert 'The Flyer' nicht fehlen. Die Band rockt mächtig ab, und Michael Sadler lässt die textsicheren Zuschauer den Kehrvers schmettern. Für die letzte Zugabe kehrt die Band mit 'How Long' zum allerersten Album zurück. SAGA hat sich wieder einmal als eine der ganz großen Livebands erwiesen, und euphorisiert verlasse ich mein fünftes Konzert dieser Gruppe.

SAGA wird im Juli und dann wieder im Oktober einige Konzerte in Deutschland und dem angrenzenden Ausland spielen, wie man den Tourdaten entnehmen kann.

Setliste (aus der Erinnerung, ohne Garantie): No Stranger (Chapter 8); Careful Where You Step; Framed; Days Like These; On The Loose; Corkentellis; On The Air; Humble Stance; Tired World (Chapter 6); Time's Up; Schlagzeugsolo; The Pitchman; Scratching The Surface; Help Me Out; You're Not Alone; Don't Be Late (Chapter 2)
Zugabe: Wind Him Up; The Flyer; How Long

Redakteur:
Stefan Kayser

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