Rockharz - Ballenstedt

01.08.2011 | 20:19

07.07.2011, Flugplatz

Das Rockharz begeistert mit einem starken Bandaufgebot, sauberem Campingplatz und einer hervorragenden Organisation. Set our 'Hearts On Fire'!

Der Samstag beginnt mir powermetall'schen und rockigen Tönen von SILVERLANE, GUNS OF METROPOLIS, ORDEN OGAN und MOTORJESUS, bis FEUERSCHWANZ und TYR die Schwerter rausholen und das Festival kurzzeitig ins Mittelalter versetzen. Moderner geht es da bei EKTOMORF zu. Die Sonne strahlt seit Stunden auf das Gelände und so wirbelt der Pit eine große Staubwolke vor der Bühne auf. Sänger und Gitarrist Zoltan "Zoli" Farkas ist bestens gelaunt und stachelt seine Fans immer weiter an. Die Haare kreisen gegen die Nackenschmerzen und ab uns zu können EKTOMORF ihre Anhänger sogar zum Springen animieren. Schon früh lassen sie 'Gypsy' auf die Menge los, es folgen 'Redemption' und 'I Know Them'. Zoli ist gewohnt giftig, vermisst am Ende allerdings seinen Freund DANKO JONES, der den Refrain von 'The One' angeblich viel besser singen kann. Doch ein starker Song bleibt ein starker Song und so verabschieden sich die Ungarn mit einem Kracher.


Mit HAIL OF BULLETS und TURISAS verfällt der Rockharz-Samstag in altbekannte Muster, bis die LETZTE INSTANZ zum 'Tanz' aufruft. Die Truppe um den quirligen Geiger Muttis Stolz macht Laune, obwohl sich die Ansagen langsam abnutzen. Mit 'Stimmlein' und 'Wir sind allein' lassen sie die Festivalbesucher näher zusammenrücken und dann zu 'Rapunzel' gemeinsam feiern. Eine anständige Sause.

J.B.O. sind beim Rockharz gern gesehene Gäste, was vor allem der große Fanpulk beweist. Mit 'Bolle', 'It's Raining Blood' und 'Ein guter Tag zum Sterben' haben sie gleich das Publikum auf ihrer Seite. Und wenn's doch blöd ist, dann 'Geh'n wa halt zu Slayer'. Aber J.B.O. verschonen das Rock Harz vor dem Lady-Gaga-Cover 'Burkaface' oder der unheiligen Zahnarzt Hymne 'Bohren um zu leben' und so bleibt die Stimmung prächtig. Das Quartett reißt seine Anhänger also auch ohne bunte Bälle oder das übliche Handzeichen zu 'Verteidiger des wahren Blödsinns' mit. Metal ist rosa, der Harz auch.

Für die Traditionalisten steht jetzt U.D.O. auf dem Programm. Klassiker wie 'Princess Of The Dawn' und 'Metal Heart' schießen aus den Boxen, aber auch das aktuelle Album "Rev-Raptor" wird mit 'Leatherhand' und dem Titeltrack bedacht. Fronter Udo Dirkschneider bedankt sich immer wieder bei seinen Fans, spricht aber nicht über die künstlich inszenierte Schlammschlacht über seine nicht mögliche Rückkehr zu ACCEPT. Lieber pfeffert er 'Balls To The Wall' in die Menge. Die Fans danken es mit viel Mitgegröle und Sprechchören.

Das letzte große Ding des Festivals sind IN EXTREMO. Im Februar erschien ihr Album "Sterneneisen" und dieses fließt ausgiebig in die Setlist ein. Besonders gut machen sich 'Viva La Vida' und 'Stalker'. Das Publikum steht dicht bis zwischen die Türme, viele Fans erweisen sich als textsicher und singen jedes Lied mit. Einige schwingen lieber das Tanzbein. IN EXTREMO setzen wie gewohnt auf Pyro-Effekte, allerdings können die Knallfrösche von der Decke nicht annähernd mit dem großen, Feuerwerk-spuckenden Steuerrad mithalten, das IN EXTREMO mal dabei hatten. Auch die Zugabe fällt eher kärglich aus: Nach 'Mein rasend Herz' ist Schluss, der 'Spielmannsfluch' wird nicht gesprochen. Die Mittelalterrocker haben schon bessere Auftritte hingelegt, sehenswert ist ihre Show trotzdem und die Jungs verstehen es einfach, die Zuschauer mitzureißen.

Zum Abschluss verwandeln HAGGARD das Festival zu einem Klassik-Spektakel mit einer starken Darbietung stark metallischer oder mittelalterlicher Lieder wie 'Herr Mannelig'. Zwischendurch muss allerdings immer mal wieder nachgecheckt werden, was den Hörgenuss etwas trübt.

Vor fast leerem Gelände spielen final LONG DISTANCE CALLING. Worte werden beim Post Rock der Münsteraner nicht gesprochen, Musik und Lichtshow machen den Auftritt aber zu einem ganz besonderen Erlebnis. Noch etwa 100 Fans feuern die Band an, ein paar Zuschauer verfolgen das Konzert sitzend. Ein angenehmer Abschluss eines angenehmen Festivals in entspannter Atmosphäre.

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Von [Philipp Heil]

Redakteur:
Pia-Kim Schaper

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