Requiem For The Indifferent Tour 2012 - Karlsruhe

29.05.2012 | 08:29

29.03.2012, Substage

Große Stimmen, schöne Frauen und ein voller Saal.

Schon seit Jahren kommt EPICA immer wieder nach Karlsruhe und ist vor allem in der Substage ein gern gesehener Gast. Nach dem großen Umzug dürfen sie jetzt, auch auf der größeren Bühne rocken. Als ich sie das erste Mal vor vier Jahren gesehen habe, war die Zuschauermenge recht überschaubar gewesen, was aber damals für eine mittelmäßig bekannte "Gothic Metal Band" schon als super Ergebnis gewertet wurde.

Doch an diesem Tag ist es ein wenig eng, denn seit sie ihren Plattenvertrag bei Nuclearblast unterzeichneten, steigt auch die Aufmerksamkeit um die rothaarige Schönheit und ihren Bandkollegen. Viele deklarieren sie als billigen NIGHTWISH Ersatz, doch können sie mittlerweile selbst stolz auf aktuell sechs erfolgreich verkaufte Studioalben, Touren durch die ganze Welt und ein Auftritt mit einem Orchester in Ungarn zurückblicken.

Für die "Requiem For The Indifferent"-Tour holen sich die sympathischen Holländer die deutsche Band XANDRIA als Support Act mit an Bord. Ebenso wie EPICA ist vor kurzem auch ihr neues Album mit dem Titel "Neverworld's End" erschienen. Die CD symbolisiert in der Bandgeschichte nicht nur einen musikalischen Umbruch zu einem neuen Stil, sondern ist gleichzeitig die Feuertaufe für die neue Sängerin Manuela Kraller. Diese hat das schwere Erbe von Lisa Middelhauve übernommen, nachdem sie 2008 XANDRIA verlies. Insgesamt ist die Band froh, endlich eine feste Sängerin zu haben, nachdem Kerstin Bischoff  leider nur für eine sehr kurze Zeit bei ihnen war.


Gegen 20.00 Uhr geht es auch schon los, mit 'Valentine', der ersten Single aus dem neuen Album, eröffnet man die etwa 50 minütige Show. Während das Publikum vorerst verhalten die Band beobachtet, scheinen sich die Musiker auf der Bühne in ihrer Haut pudelwohl zu fühlen. Nach wenigen Minuten bricht das Eis und die ersten erheben ihre Pommesgabel in die Höhe. Der Sound ist in Ordnung, obwohl bei den Gitarren zwischenzeitlich die Einstellung zu laut ist. Trotz eines kleinen Patzers von Sängerin Manuela geht man ganz professionell damit um und leistet auch sonst eine solide Arbeit. Je weiter das Konzert voranschreitet, umso mehr Menschen fühlen sich animiert, ihre Köpfe zu schütteln und die Band mit "Hey, Hey" Rufen anzufeuern. Mit dem Song 'India' verabschieden sich XANDRIA dann von der Bühne. Insgesamt bin ich mit dem, was ich gesehen habe, sehr zufrieden gewesen und finde, dass die Band besser denn je ist. Schade nur, dass sich die Liederauswahl hauptsächlich auf das neue Material beschränkte.

Setlist: Intro, Valentine, Blood on My Hands, Forevermore, Euphoria, The Dream Is Still Alive, The Lost Elysion, Ravenherat, India

Nach der Performance geht das Warten wieder los, viele überbrücken die Zeit mit einem Besuch am Merchandise Stand oder der Bar, bis nach einer gefühlten Ewigkeit das Konzert weiter geht. Das Intro beginnt mit einigen langsamen Trommelschlägen und zieht sich mehrere Minuten dahin, bis endlich die Töne von 'Karma' erklingen. Die Tontechniker meinen es ziemlich gut mit dem Nebel und vor der Bühne bildet sich wahrliche eine undurchlässige Wand. Über die Hälfte des Konzertes sehe ich weder Ariën van Weesenbeek (Drummer) noch Coen Janssen (Keyboard). Es hat sich dennoch gelohnt, denn souverän betritt die Band die Bühne und liefert mit 'Monopoly On Truth' den ersten Song aus dem neuen Album.
Augenschmaus für beide Geschlechter dürfen Mark Jansen (Gitarre und Gesang) und Simone Simons (Gesang) sein, die man mit Ventilatoren und Spotlights ziemlich in Szene setzt. Madame selbst trägt, wie man es von ihr kennt, enge Kleidung mit einem gewagten Ausschnitt, der die Männerherzen höher schlagen lässt. Im Gegensatz zu vielen anderen Sängerinnen kann Frau Simons auf jeden Fall headbangen.

Neu im Line Up ist Rob Van der Loo, der den langjährigen Bassisten Yves Huts seit kurzem ersetzt. Man merkt kaum, dass es für ihn der erste Auftritt mit EPICA ist und auch das Publikum nimmt ihn mit offenen Armen an. Die Band präsentiert neben vielen neuen Songs auch einige Klassiker wie 'Phantom Agony' oder 'Dance of Fate', wobei hier der Technobeat im Refrain erwähnt werden sollte. Mir ist nicht ganz klar, ob diese Idee aus Langeweile oder purer Absicht entstand, aber er sorgt für Verwirrung und hält einige nicht davon ab ihre Dancemoves auszupacken.  Selbst für mich ist es eine Premiere, als sich später einige Herren dazu entschliessen, einen Mini Circlepit beim Song 'Obsessive Devotion' zu machen. Wenn man sich überlegt, wie es auf anderen Konzerten zugeht, könnte man den Versuch schon fast als kläglich oder lachhaft beschreiben. So lange alle Spaß haben und ich nicht unfreiwillig dorthin hinein geschoben werde, ist es mir recht.

Nach eineinhalb Stunden gibt es eine kleine Pause und Keyboarder Coen Janssen erheitert das Publikum mit seinem Deutsch. Mit einem starken Drum Solo und zwei weiteren Liedern kehrt die Band zurück und holt mit 'Consign To Oblivion' dann zum finalen Schlag aus. Alles in allem sind so ziemlich alle Songs gespielt worden, die ich hören wollte, und man kann sagen, dass EPICA weder besser noch schlechter geworden sind, sondern auf dem gleichen Level geblieben sind. Ich finde den Abend spitze und freue mich die Band bald wieder zu sehen.

Setlist: Karma, Monopoly on Truth, Dance Of Fate, Internal Warfare, Requiem For The Indifferent, Sancta Terra, Delirium, Blank Infinity, Obsessiv Devotion, Storm The Sorrow, Phantom Agony, Cry For The Moon, Drum Solo, Unleashed, Consign To Oblivion

Redakteur:
Hang Mai Le

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