Provinssirock - Seinäjoki

26.06.2008 | 11:48

13.06.2008,

Noch gar nicht lang ist es her, da war Finnland noch unter einer Schicht von Eis und Schnee begraben, die ohnehin geringe Population schien noch geschrumpft zu sein, und das Warten auf die ersten Sonnenstrahlen schien unendlich. Doch nun ist der Schnee geschmolzen, die Finnen kommen bereits in Badehose gekleidet aus ihren Löchern, und es kehrt wieder Leben im hohen Norden ein. Zeit also für Grillfeste, Saufgelage und natürlich auch für Sommerfestivals.

An Festival-Angeboten mangelt es hier jedenfalls nicht. Ab Anfang Juni bis Ende August gibt es an jedem Wochenende gleich mehrere Möglichkeiten, mehr oder weniger bekannte Bands in einer mehr oder weniger schönen Atmosphäre zu sehen. Der Provinssirock in Seinäjoki jedoch ist mit 25.000 Besuchern das größte Festival Finnlands und gleichzeitig neben Pori Jazz auch das einzige, das alljährlich internationale Bestseller präsentieren kann. So standen dieses Jahr neben einem Haufen heimischer Bands LINKIN PARK, SERJ TANKIAN und die FOO FIGHTERS zur Verfügung. Da ist es natürlich kein Wunder, dass der Spaß schnell ausverkauft war.

Freitag

Nach einer Anreise von etwa drei Autostunden kommen wir gut erhalten und voller Optimismus in Seinäjoki an. Immerhin haben wir tatsächlich noch ein kleines, aber feines Zimmerchen auftreiben können, womit die Frage, wo genächtigt werden soll, nun endlich gelöst ist. Das hätte ich mir nicht so einfach vorgestellt, immerhin ist heute Freitag, der 13. Die erste Euphorie wird allerdings auch gleich durch den ersten Regenguss getrübt. Es macht runter, als plane Gott die nächste Sintflut, aber hey, wofür gibt es denn eigentlich Bäume? Zum Unterstellen natürlich. Danach wird erst einmal das Gelände erkundet. Ganze fünf Bühnen gibt es, auch wenn man eine davon quasi mit der Lupe suchen muss, so klein ist sie. Daher gibt es eine beachtliche Vielfalt an Künstlern zu begucken, viel zu viele eigentlich.

Den Anfang auf der YleX-Bühne (gesponsert vom finnischen Radio-Sender YleX) macht die finnische Pop-Sängerin JENNI VARTIAINEN. Die in einer Castingshow gefundene Schönheit überzeugt nicht nur durch ihr Optisches, sondern vor allem auch stimmlich. Helfen tut natürlich auch, dass ihre Single 'Ihmisten Edessä' ein Dauerbrenner im Radio wurde. Da wundert es nicht, dass das Publikum diesen Song besonders feiert, sich danach allerdings auch viele Leute verflüchtigen.

Kontrastprogramm zum Pop-Prinzesschen bieten HARDCORE SUPERSTAR, die mit ihrer Mischung aus Punk und Rock die Massen zum Kochen bringen. Besonders Teenagermädchen, die gestylt in der ersten Reihe verharren, scheinen von dem IGGY POP-Klon-Sänger und seinen Mitstreitern begeistert zu sein. Eine gute Show bieten die Schweden allemal, und die intime Atmosphäre der Zeltbühne trägt zum schweißtreibenden Gedrängel noch einiges bei.

Dann ist es endlich so weit. Die Minuten, bis LINKIN PARK das erste Mal eine finnische Bühne betreten, schwinden, die Anzahl der Wartenden im Publikum wächst. Da macht auch der Regen nichts, der allerdings kurz vor Konzertbeginn wieder nachlässt. Der Lärm, der Mike, Chester und Konsorten entgegenschlägt ist unbeschreiblich. Man merkt: Hier haben einige lange auf diesen Auftritt gewartet. Die Band dankt es mit einem mitreißenden Auftritt, der selbst die hinteren Reihen oder die an den Fressständen zum Hüpfen und Mitsingen animiert. Der Set ist eine gut ausgewogene Mischung aus alt und neu, aber auch wenn bei 'What I've Done', der ersten Single-Auskopplung des aktuellen Albums, die Massen schon gut mitgehen, so sind es doch Hits wie 'Numb' oder 'In The End', die wahre Euphorie auslösen. Chester klettert von der Bühne und dankt den Fans in Reihe eins, die bereits seit den Morgenstunden auf die Band gewartet hatten. Ein super Konzert, und Knöpfchendreher Mr. Hahn bekommt außerdem die Chance, seinen Fashion-Laden Suru mit einem Schriftzug auf seinem Laptop anzupreisen. Nur ob er weiß, dass "Suru" auch das finnische Wort für "Trauer" ist?

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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