Poisonblack - Tampere

06.10.2006 | 00:40

13.09.2006, Klubi

Wer am späten Nachmittag des 13.Septembers bereits am Klubi (einen netten Café, in dem auch Konzerte und Partys stattfinden) vorbeilief, hätte fast meinen können, SENTENCED wären aus dem Bandfriedhof wieder auferstanden. Unzählige Fans mit SENTENCED-Shirts tummelten sich bereits Stunden vor Einlass in der Nähe der Tür. Aber bloß nicht den Eindruck erwecken, man stehe hier wirklich an ... nein, nein. Ich persönlich komme mit meiner Begleitung dank billigem Bier in unserer Stammkneipe erst zum Konzert, als die Vorband bereits gespielt hatte. Dumm gelaufen, aber den Gesichtern der bereits Anwesenden kann man auch keine Begeisterungsstürme ablesen, so dass wir zu dem Schluss kommen, dass wir nichts verpasst hatten.

Die Umbaupause dauert etwa 20 Minuten, dann wird es dunkel und die fünf Finnen marschieren mangels richtigem Backstage-Bereich durch die Menge auf die Bühne. Auch wenn die Location nicht übermäßig gefüllt ist (man hatte eigentlich mehr erwartet) tut dies der guten Stimmung keinen Abbruch, weder bei der Band noch beim Publikum. Sänger Ville Laihiala ist natürlich der unbestreitbare Mittelpunkt des Abends und wird von einer Anzahl weiblicher, aber auch von einigen männlichen Fans mit großen Augen angestarrt und vergöttert. Aber naja, kann man es ihnen wirklich verübeln? Eigentlich nicht, denn Villes Ausstrahlung ist noch genauso stark wie zu SENTENCED-Zeiten. Aber der Herr überzeugt nicht nur mit guten Aussehen, sondern auch mit famosem Gitarrenspiel und natürlich mit seiner noch famoseren Stimme. Auch die Lieder der ersten Platte singt er so gut, dass man Ex-Sänger J-P eigentlich nur als zusätzlichen Augenschmaus vermisst.

Die Stimmung im Publikum ist angeheizt, und das nicht nur von der Show auf der Bühne. Die Temperaturen nehmen langsam unmenschliche Ausmaße an. Das merkt man spätestens, als Bassist Antti plötzlich nicht mehr auf der Bühne steht, sondern liegt. Einfach zusammengeklappt. Der Schock ist erst einmal groß, doch nachdem Antti etwas Wasser getrunken und ein paar mal tief durchgeatmet hat, steht er unter Beifall des Publikums wieder auf. Das nächste Lied spielt er zwar noch im Sitzen, aber danach scheint er sich wieder voll funktionstüchtig zu fühlen und hüpft wieder ausgelassen auf der Bühne herum.

Die Setlist beinhaltet hauptsächlich Lieder des neuen Albums "Lust Stained Despair" wobei die Single 'Rush' natürlich besonders abgefeiert wird. Aber auch Fans des Debutalbums "Escapextacy" kommen mit Songs wie 'Illusion/Delusion', dem wunderschönen 'The State' und natürlich 'Love Infernal' nicht zu kurz. Die fünf Nordlicher zeigen, dass sie alle echte Vollblutmusiker sind und ihre Instrumente perfekt berherrschen. Besonders Keyboarder Marco Sneck soll hier positiv erwähnt werden, denn der Tastenmann zeigt sich nicht nur für den wunderbar atmosphärischen Sound verantwortlich, sondern unterhält die Massen durchaus mit seiner Headbang-Performance am Keyboard. Und es ist einfach unfair, wie ein Mann mit solch einer Haarpracht gesegnet sein kann!

Nach etwa neunzig Minuten sind auch die Zugaben vorbei und das Publikum ist begeistert. Ville bedankt sich artig, und dann sind alle auch wieder in den Tiefen des Klubi-Kellers verschwunden. Ich persönlich hätte mir noch ein paar Sachen vom ersten Album gewünscht, hatte aber natürlich auch so meinen Spaß. Trotzdem tut es gut wie selten zuvor, wieder frische Luft in die Lungen zu pumpen. Aber gut, wenn man Ville und Konsorten mit so einer fantastischen Show auf der Bühne sehen darf, dann kann man ruhig auch mal ein wenig schwitzen.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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