Pinguin Suite - Frankfurt

26.07.2007 | 16:11

25.07.2007, Das Bett

Aufmerksame und nicht mit Scheuklappen behaftete Leser von POWERMETAL.de haben sich bestimmt den Konzertbericht zur Frankfurter Lounge-Funk-Combo PINGUIN SUITE um die Augen ballern lassen. Ähnlich wie vor etwas mehr als zwei Monaten stimmen auch diesmal die Rahmenbedingungen: milde, sommerliche Temperaturen, eine coole Location ("Das Bett" in der Klappergass) und ein guter Sound (teilte mir die Band zumindest vor dem Auftritt mit, was sich beim späteren Gig bewahrheiten sollte). Das Einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Leute. Am heutigen Mittwochabend ist die Truppe alleiniger Headliner, und wie konnte es anders sein: Sie muss gegen das Ligapokalspiel Bayern gegen Stuttgart antreten. Selbst Gitarrist Mathias gesteht, dass er, vor die Wahl gestellt, das Ligapokalspiel vorziehen würde.

Und so ist um kurz vor halb zehn bis auf Bassist Benjamin niemand vor dem "Bett" anzutreffen. Wer sich fragt, warum sich ein Club "Das Bett" nennt, dem sei gesagt, dass "man sich in einem Bett entspannen, wohlfühlen und vom Alltag erholen" kann, so die kurze und knackige Antwort auf die Frage. Zurück zum Thema: Der Spielbeginn wird seitens der Band um 70 Minuten nach hinten verlegt. Und tatsächlich, es verirren sich ein paar Musikliebhaber in den schnuckeligen Schuppen.

Um Punkt 22.39 Uhr besteigen die "Pinguine" die Bretter und sind wie schon Eingangs erwähnt mit einem himmlischen Sound gesegnet. Trotz der wenigen Besucher (die Marke von 50 Leuten wird leider nicht annähernd erreicht) legen die Jungs eine große Spielfreude an den Tag. Hinzu kommt, dass das Quartett am heutigen Abend auf Quintettgröße anwächst, denn mit Stefan Gansweid aus Bonn am Saxofon hat die Combo einen Gastmusiker am Start, der den Stücken ein noch jazzigeres Flair verleiht. Stefan entlastet Mathias bei einigen Stücken, indem sich die beiden die Solobälle auf der Bühne zuspielen, was sehr gut beim Publikum ankommt.

Immer wieder, wenn ich die Jungs sehe (mittlerweile ist es das zweite Mal), klappt mir die Kinnlade runter. Ich bin schon fast geneigt, Vergleiche zu DREAM THEATER anzustellen. Nicht aufgrund der Musik, sondern aufgrund der Tatsache, dass jeder für sich ein Ass an seinem Instrument ist, aber zusammengenommen entwickeln die Jungs eine Dynamik und eine Power, die ihresgleichen sucht. Dabei sollte man bedenken, dass die Truppe komplett instrumental zu Werke geht, was für sich genommen eine noch größere Hürde und Herausforderung für das Publikum darstellt.

Zwar ist Drummer Volker der Motor der Band, ohne Frage, doch seine Sidekicks haben es nicht nötig, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Allen voran Basser Benjamin zupft in manchen Stücken im "Captain Future"-Stil, dass es eine wahre Wonne ist, dem pumpenden Bass zuzuhören. Nils braucht sich hinter Ray Manzarek (THE DOORS) nicht zu verstecken, denn sein Keyboardteppich rückt die Band verdammt nah an die DOORS und verleiht den komplexen Stücken ein sehr chilliges Flair. Die Scheinwerfer sind diesmal nicht komplett auf Mathias gerichtet (was er mit einem Grinsen während des kompletten Gigs quittiert); einige Soloparts "muss" er sich mit Stefan teilen. Zwar meint dieser in einer Songpause, dass er nicht so tight spiele wie der andere Saxofonist der Truppe, aber wenn das da auf der Bühne nicht tight und gefühlvoll vorgetragen ist, dann weiß ich auch nicht.

Während der ersten Hälfte des Gigs ist auf der Tanzfläche vor der Bühne nichts los. Erst als Drummer Volker die Anwesenden mehr umständlich als verständlich auffordert, das Tanzbein zu schwingen, kommt auch ein bisschen Leben vor die Bühne. Angestachelt durch die positiven Resonanzen spielen sich die Jungs in einen Rausch, den ich leider viel zu früh verlassen muss. Gegen 0.25 Uhr muss ich leider die Segel streichen, da meine letzte S-Bahn gen Niederrad düst. Zu dem Zeitpunkt sind die Jungs über 100 Minuten auf der Bühne, wobei man sagen muss, dass in der Zeit keine Sekunde Langeweile geherrscht hat. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Stücke die Acht-bis-zehn-Minuten-Grenze sprengen, spricht das einmal mehr für die Qualität der "Pinguine".

Wer die Couch und eine grüne Mattscheibe an diesem Abend einem wirklich geilen Konzert vorgezogen hat, sollte sich was schämen. Aber ihr habt die Möglichkeit der Wiedergutmachung: Am Samstag, den 8. September wird das Quartett (oder vielleicht auch wieder Quintett, man waas es net) den "Elfer" zum Kochen bringen. Ich behaupte mal, dass ihr die Jungs gestern in der Form ihres Lebens verpasst habt! Aber ich bin mir ganz sicher, dass die Truppe das im "Elfer" reproduzieren kann. Wollen wir wetten?

Wer sich bis dahin auf das Konzert einstimmen möchte, kann sich auf der Bandhomepage Soundfiles um die Ohren ballern.
Und wer nicht auf dem Konzert anwesend war, hat auf der MySpace-Seite die Möglichkeit sich demnächst Soundfiles und Videos vom Konzert im "Bett" anzuhören bzw. anzuschauen.

Setlist:
JAM (+ Stefan)
Diego
Four Rooms (+Stefan)
Lounge It
Alf (Takes A Break)(+Stefan)
Higher Grounds
Cooky O’Hara (+Stefan)
In Case of Darkness
Can you feel the Beat
Samba Döller Döller (+Stefan)
Pinguin Suite + Hero's Choice
Diego
Outro Jam

Redakteur:
Tolga Karabagli

Login

Neu registrieren