Pinguin Suite - Frankfurt

20.05.2007 | 17:57

18.05.2007, Club Voltaire

Die Voraussetzungen für das heutige Konzert von PINGUIN SUITE im "Club Voltaire" hätten nicht besser sein können: mildes, sonniges Sommerwetter, ein ordenlich gefüllter Club und ein nach hinten verschobener Beginn. 99,99 Prozent der POWERMETAL.de-Leser dürften mit der Combo überhaupt nichts anfangen können, da sie noch nicht so oft in Erscheinung getreten ist. Das Frankfurter Quartett bestehend aus Mathias Berg (g.), Nils Döller (key.), Benjamin Hengstermann (b.) und Volker Kehl (dr.) zelebriert Lounge-Funk der Extraklasse. Wer generell ohne Scheuklappen auskommt und mit Combos wie den DOORS, DREAM THEATER (allen voran die jazzigen Frickelparts) und LIVING COLOUR was anfangen kann, dem dürfte die Mucke der "Pinguine" zusagen.

So, genug dahergeschwafelt. Oder um's anders auszudrücken: Butter bei de Fische (respektive Stöffche zum Handkäs, denn wir sind ja in Frankfurt, gelle?). Der "Club Voltaire" ist ein alternativer Club, wo an jedem dritten Freitag im Monat das Motto der "offenen Bühne" gilt. Will heißen: Jeder, der ein Instrument spielen oder singen kann, begibt sich an diesem Abend dorthin, um die kleine Menge an seiner Kunst teilhaben zu lassen. Und so findet's sich, dass PINGUIN SUITE an diesem Abend als Anheizer fungieren dürfen. Gegen 21.30 Uhr wird die Eingangstür zugemacht, womit jegliche Frischluftzufuhr im Keim erstickt wird.

Keine zwanzig Minuten später stürmt das Quartett die Bühne und lässt den Funktiger im kleinen und stickigen Saal losfliegen. Die Bänke vor der Bühne wurden provisorisch zur Seite geräumt, damit das Publikum Platz zum Austoben hat. Und gleich von der ersten Minute an werden keine Gefangenen gemacht. Die Songtitel sind hier Nebensache, da die Truppe Instrumentalstücke vom Stapel lässt, bei denen zwischendurch immer wieder Platz für Improvisationen ist. Um ehrlich zu sein: So unspektakulär das Ganze auf Tonkonserve auch klingen mag, die Band muss man live gesehen haben, da die Qualität der Gruppe auf der Bühne zum Tragen kommt. Allen voran Drummer Volker vollführt wahre Kunststücke hinter der Schießbude. Aber die übrigen Protagonisten müssen sich hinter seinen Drumkünsten nicht verstecken, denn jeder für sich ist ein guter Musiker. Aber erst im Zusammenspiel offenbart sich die Genialität der Truppe. Zu Beginn kann man eine stilistische Nähe zu den DOORS ausmachen, was vor allem an dem Keyboardteppich von Nils liegt, der sehr stark an das Spiel von Ray Manzarek (THE DOORS) angelehnt ist. Während Benjamin mit seinem Bassspiel für einen smoothen Unterton sorgt, funkt sich Matty an der Gitarre in Ekstase und punktet immer wieder mit coolen Soli.

Eine kleine Menge vor der Bühne schunkelt und tanzt, während die restlichen Anwesenden die Performance in den Songpausen mit Applaus goutieren. Dafür, dass die meisten Leute im Club die Band nicht kennen, gehen sie erstaunlich gut ab. Dass man auch ohne Gesang für einprägsame Melodien sorgen kann, zeigt die Band in jedem Stück aufs Neue. Klar, nicht alles läuft am heutigen Abend glatt. Volker lässt gleich zu Beginn mehrmals einen Drumstock fallen, und gerade in den lauteren Passagen gehen die Keyboards von Nils unter, aber das ist den meisten Anwesenden schnuppe. Was am Ende zählt, ist der Spaß an der Sache. Und das merkt man den Protagonisten zu jeder Millisekunde an, was sich auch automatisch aufs Publikum überträgt.

Bei der abschließenden Bandhymne 'Pinguin Suite' werden nochmal alle Reserven aktiviert, und Matty kann mit einem coolen rockigen Gitarrensolo (was durch die Sonnenbrille, die er kurz davor anzieht, unterstützt wird) punkten. Da kann ich's mir nicht nehmen lassen, mein imaginäres Haupthaar zu schütteln. Natürlich folgt noch eine Zugabe, aber nach knapp siebzig Minuten ist um elf dann Schluss. Mit ordentlichem Applaus wird die Band von der Bühne verabschiedet, was sie dann auch umgehend macht, denn die Protagonisten für die weitere musikalische Untermalung der noch jungen Nacht stehen bereits in den Startlöchern.

Bleibt festzuhalten, dass die "Pinguine" die "Suite" in einen Dampfkessel verwandelt haben. Wer sich zumindest auf Konserve einen Vorgeschmack holen möchte, kann sich auf der Homepage http://www.pinguinsuite.de/ drei Songs komplett runterladen. Dort findet ihr auch Informationen über zukünftige Auftritte.

Setlist:
1. Can You Feel The Beat
2. Diego
3. Four Rooms
4. Samba DöllerDöller
5. Alf (Takes a Break)
6. In Case Of Darkness
7. Lounge It
8. Pinguin Suite
9. Hero's Choice
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Jam (Improvisation)

Redakteur:
Tolga Karabagli

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