Party.San Open Air 2012 - Schlotheim

16.09.2012 | 09:22

09.08.2012, Flugplatz Obermehler

Das Party.San wird volljährig! Und lässt's zum 18. Mal mit Schwarz- und Todesblei so richtig krachen. Ob BOLT THROWER, SODOM oder NAGLFAR – alle feiern mit.

Tentstage, Freitag, 10. August 2012

Erstmals darf sich auf der Zeltbühne des Party.San auch der junge, wahre Untergrund beweisen – ohne den eine extreme Musikszene schließlich auch existieren könnte. Kein Wunder, dass die Eröffnung einer Band aus der Gegend, aus Thüringen, vorbehalten ist. Mit VIVUS HUMARE entern die ersten Pandas die Tentstage und ballern ihre Mischung aus urigem Black Metal und eisigen Melodien à la TAAKE ins kleine Rund.

[Carsten Praeg]

CHAPEL OF DISEASE
aus Köln sind die Aufsteiger des Jahres, wenn man über traditionellen Death Metal aus Deutschland redet. Vier Lieder auf Kassette haben genügt, um ein Demo des Monats im Rockhard abzuliefern und im Untergrund einiges an Anerkennung einzuheimsen. Auf dem Party.San Open Air spielt man aber erst einmal auf der Bühne der Newcomer und schafft es trotzdem, direkt das Zelt voll zu machen. Auch wenn man nur vier Songs spielt, die direkt der Tracklist von "Death Evoked" entsprechen, tut das der Partylaune keinen Abbruch. 'Summoning Black Gods', 'The Nameless City', 'Dead Spheres' und 'The Loved Dead' werden gnadenlos abgefeiert, auch wenn die Kölner auf der Bühne selbst etwas statisch wirken, was man auch der Nervosität zuschreiben kann. Immerhin ist die Tentstage bei ihrem Gig fast voll. In jedem Fall nutzt die Krankenkapelle den Auftritt gut, um sich selbst für die Zukunft weiter zu empfehlen.

[Adrian Wagner]

Huch, das vermeintliche Bierzelt ist ja die Tent Stage. Was da drinnen wohl abgeht? Reinspaziert und DECEMBER FLOWER gelauscht, wobei es einem die Ohren zerschießt. Sound katastrophal und unterirdisch – kann man eigentlich niemandem anbieten. Was Melodic Death Metal sein soll, hört sich an wie eine Aufforderung wegzulaufen. Schade, scheinen die Musiker sich doch auf eine prima Richtung (irgendwo zwischen UNANIMATED, den alten DARK TRANQUILLITY und DISSECTION) spezialisiert zu haben und machen ihre Sache wohl mit ordentlich Herzblut. Aber hier und heute? Nein - no chance!

[Nadine Ahlig]

Die nächste Band der Zeltbühne heißt OBSCURE INFINITY und kommt aus dem Westerwald. Die Rheinland-Pfälzer beackern sehr aktiv die kleinen Clubs der Republik und sehen sich wie die meisten Newcomer-Bands des Festivals der größten Menge an Menschen gegenüber, vor der sie wahrscheinlich bisher gespielt haben. Nichtsdestotrotz ziehen die Todesmetaller einen amtlichen Gig herunter, bei dem Songs des neuen Albums "Putrefying Illusions" ebenso wenig fehlen dürfen wie etwa 'Sacrificial Ritual' vom Debütalbum oder das epische 'Sign Of The Nightsky' von der Split mit PROFANAL. Mit dem alten Song 'Maniac Destroyer' aus Demo-Zeiten geht ein starker Gig zu Ende, der von einer vollbesetzten Zeltbühne amtlich begangen wurde. Besonderer Hingucker ist übrigens die weiße Lederjacke von Sänger Jules, die den Auftritt noch kultverdächtiger macht, während sich die Ohren an den virtuosen Soli von Gitarrist Stefan erfreuen können. Definitiv eines der Highlights der Tentstage!

[Adrian Wagner]

HARADWAITH ist das Gebiet südlich zwischen Mordor und Gondor. Eine weitere Metal-Band also, die sich von Tolkien inspiriert fühlt. Allerdings bin ich, was Tolkien angeht, nicht besonders bewandert. Ich weiß also nicht, wie dort dieser Landstrich beschrieben wird. Aber wenn die Band sozusagen das musikalische Äquivalent dazu darstellen will, dann muss das eine äußerst raue, unwirtliche Gegend sein. Verbrannte Erde kommt mir da in den Sinn, so wie Erebor (Gründungsmitglied) auf sein Drumkit eindrischt, die Blastbeats allesbestimmend sind, Skoll sich Nazgul-gleich die schwarze Seele aus dem Leib kreischt und Slaktare und Raudhrskal (ebenfalls Gründungsmitglied) ihre Gitarren kettensägenartig erklingen lassen. Eine blühende Gegend mit Schmetterlingen und Sonnenblumen wird es aber definitiv nicht sein! Da die Jungs außer der "Creating Hell"-CD von 2010 seit ihrer Gründung 2003 noch nicht besonders viel auf die Beine gestellt haben, liegt das Hauptaugenmerk natürlich darauf. Beim Höhepunkt des Auftritts in Form von 'Devilution' wird Skoll von DARK FORTRESS-Frontmann Morean unterstützt. Im Publikum ist man sich einig: Inmitten der HARADWAITH Raubeinen wirkt Morean etwas... feminin (um nicht zu sagen: tuntig), nichtsdestotrotz hat er die Menge sofort einen Tick besser im Griff als Skoll. Als Headliner des Freitags auf der Underground-Stage empfiehlt sich die Band nicht nur für eine weitere Einladung auf das Festival, man könnte dann sogar den Sprung auf die Hauptbühne schaffen. Dort würde man neben besserem Sound (zwar nicht schlecht, aber halt doch etwas dumpf) und mehr Aufmerksamkeit (das Zelt ist nur halb gefüllt, weil gleich im Anschluss NILE auftreten) auch noch von einer guten Lichtshow profitieren. Das grün-blaue Licht ist zwar immerhin atmosphärisch, von eventuell vorhandenem Corpsepaint ist allerdings (leider) nichts zu erkennen. Noch etwas: Während HARADWAITH ein echtes Höllenspektakel auf die Bretter zaubern, gelingt es einem anscheinend todmüden Headbanger tatsächlich, ganz vorne, erste Reihe an der Absperrung ein Nickerchen zu halten... Leute gibt's! Fazit: Die Band sollte man im Auge behalten.

[Thorsten Seyfried]

Zu den großen Gewinnern der Newcomer-Stage dürfen sich TORMENTED zählen. Logisch, sind doch die Hauptakteure der Band bereits gestandene Musiker - Drette Anderson (Ex-MARDUK, ex-EDGE OF SANITY) und Roberth Karlsson (Ex-DARKIFIED, ex-EDGE OF SANITY) mit Namen. Auf der Zeltbühne des Party.San lassen sie zu später Stunde den Thrash-Hammer sausen, packen dazu die Todesblei-Keule schwedischer Prägung aus und leben von der unheiligen Klub-Atmosphäre einer völlig zugenebelten Bühne. Stücke wie 'Burning Torment' lassen so die vielen Fans vor der Bühne ausrasten – leider nur dreißig Minuten lang. Das wäre eine Band für's Hauptprogramm.

[Henri Kramer]


Tentstage, Samstag, 11. August 2012

Samstagmorgen 10:00 Uhr, die Sonne scheint, die ersten beiden Biere im Klappstuhl vor dem Zelt sind längst gekippt, der erste Hunger stellt sich ein. Auf ins Frühstückszelt und sich schön Eier mit Speck und lecker Marmeladebrötchen einverleiben. Was hören meine müden Ohren denn da? Rockabilly-Musik? Genau, stimmt ja, CASHLEY stehen von 10 bis 12 Uhr auf der Underground Stage und rocken gerade munter vor sich hin. Die Berliner Formation hat sich dem Rockabilly Sound verschrieben und präsentiert verschiedene Perlen der Rock- und Pop-Geschichte locker flockig im Johnny Cash-Gewand. In der ersten Stunde trifft das durchaus meinen Geschmack. Mit UB40s 'Can't Help Falling In Love', CHRIS ISAAKs 'Wicked Game' ("... And Iiiiii, don't want to fall in love..."), DEPECHE MODE mit 'Enjoy The Silence', U2s Killersong 'One' und so weiter. Auch ELVIS PRESLEY ('Love Me Tender'), NIRVANA ('Come As You Are') und natürlich 'Walk The Line' (Yeah!) von JOHNNY CASH werden ganz gut interpretiert. Die CASHLEY-Adaptionen klingen originell und, ja, locker-flockig. Allerdings machen sich bei mir danach leichte Abnutzungserscheinungen bemerkbar und es zieht mich zurück Richtung Zelt. Als Nebenher-Musik zum Wachwerden aber durchaus geeignet.

[Thorsten Seyfried]

Mit REVEL IN FLESH betritt eine weitere neue, deutsche Old-School-Death-Metal-Band die Bühne, was beweist wie gut aufgestellt die heimische Szene inzwischen ist. Denn auch Sänger Haubersson und seine Mannen spielen verdammt authentischen Schwedentod, der auch noch angenehm ins Ohr geht. Die Songs vom aktuellen Debütalbum "Deathevokation" sind alle durchweg hitverdächtig und besonders 'Black Paled Elegy', 'Iron Coffin' und 'Wings of Death' haben das Potenzial, nachhaltig Eindruck in der europäischen Extremisten-Szene zu hinterlassen. Nicht zuletzt auch, weil Haubersson eine charmante Frontsau ist und sein Partner an der Gitarre Maggesson ein geiles Riff nach dem anderen raushaut. Wer immer noch nicht zufrieden ist bekommt zum Schluss mit 'Subconscious (T)error' ein BENEDICTION-Cover vorgesetzt, das sich gewaschen hat. Da bleiben keine Wünsche offen.

[Adrian Wagner]

MORTJURI-Frontmann Thomas findet klare Worte: "Es ist für uns eine Ehre hier zu spielen." Entsprechend motiviert schreitet die Band aus Jena bei ihrem Party.San-Auftritt zur Tat – und überzeugt mit symphonischen Black Metal, der trotz Keyboardklängen über viel Biss verfügt. Das liegt auch an der markigen Kreischstimme des Sängers – und an schnellen, abwechslungsreichen Songstrukturen. So ist allein die Bandhymne 'Mortjuri' ein vielumjubeltes Beispiel dafür, wie rasend-schnelle Black Metal-Parts geschickt mit eisigen Melodien verwoben werden können. Ein lohnendes Konzert.

[Henri Kramer]

Gleich mit drei Gitarristen kommen ZERO DEGREE auf die Bühne. Und die Musiker verstehen es ihre Klampfen zu bedienen: Die Zuschauer bekommen eine hochmelodische Portion Schweden-Tod voller Aggression vor die Brust geknallt. Dabei setzt die Band aus dem Südharz vor allem auf Nummern ihres hochgelobten Debüt-Albums "Surreal World". Songs wie 'Frozen Alive' oder 'Whispering Age' unterstreichen dabei nachdrücklich, warum ZERO DEGREE längst nicht mehr nur ein Geheimtipp für Elchtod-Fetischisten sind. Prädikat: Sehr empfehlenswert.

[Henri Kramer]

Die mir bis dato unbekannten KALI-YUGA aus Gera scheinen sich im Underground schon einen ausgezeichneten Ruf erspielt zu haben, denn rund 1.000 Leute dürften es schon gewesen sein, die den Auftritt der thüringischen Band dem der stilistisch ähnlich gelagerten Finnen INSOMNIUM vorziehen. Die Vermutung bestätigt sich in Windeseile, denn KALI-YUGA lassen in der folgenden halben Stunde nichts anbrennen. Mit melodischem, sauber komponierten Death Metal der schwedischen Gangart, der live packend umgesetzt wird, zieht die Band die Zuhörer schnell in ihren Bann. Dies liegt zunächst an der packenden, leidenschaftlichen Performance der Herrschaften, aber natürlich auch an dem abwechslungsreich komponierten Liedgut, das dank der Tempowechsel und mitreißender Gitarrensoli mehr als nur gut tönt. Welche Songs die Geraer zum besten gegeben haben, weiß ich nicht. Aber eines steht fest: mit diesem tollen Auftritt haben die Herren von KALI-YUGA sicher neue Fans hinzugewonnen.

[Martin Loga]

Ob Internet-Präsenz oder Bühnenauftritt, die deutsche Band VENENUM, die bei Sepulchral Voice Records unter Vertrag steht, gibt sich sehr geheimnisvoll. Die Web-Seite der Jungs lässt sich am besten mit dem Wort "übersichtlich" beschreiben. Als Pseudonyme hat man sich coole Kürzel ausgesucht... H.L. und P.T. an den Gitarren, F.S.A an Bass und Gesang und F.J.L. am Schlagzeug (hier verbirgt sich allerdings der Agressive Perfector von DELIRIUM TREMENS dahinter) spielen Old-School-Death-Metal und geben ihr gesamtes Songmaterial zum Besten, das aus einer selbstbetitelten EP aus 2011 besteht. Ordentlich Hall auf der Stimme und das im Zelt standardmäßige grün-blaue Licht lässt die Sache sehr atmosphärisch rüberkommen und man fühlt sich leicht an alte, langsame MORBID ANGEL erinnert. Zudem sind die Lieder alle recht lang geraten, jedes kratzt zumindest an der Sechs-Minuten-Marke. Leider, leider klingen alle Songs sehr ähnlich, was über den kurzen Gig schon etwas ermüdend wirkt und den Wiedererkennungswert doch erheblich schmälert. 'Crown Of Reversion' bleibt mir noch am besten in Erinnerung. Für sich betrachtet ist jeder Song stark, sehr stark sogar, in der Gesamtheit allerdings zu eintönig. So zurückhaltend wie sich die Band dem Publikum gegenüber verhält (kaum mal eine Ansage), so reserviert stehen die Headbanger vor der Bühne. Kaum einer geht mit, von einem bewegenden Auftritt kann man hier sicher nicht sprechen. Ob das eventuell sogar im Sinne der Band ist, kann ich nicht sagen. Nach etwas mehr als 30 Minuten ist der Spuk jedenfalls vorbei und viele scheinen sich zu fragen "War was?"

[Thorsten Seyfried]

Redakteur:
Nadine Ahlig

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