Party.San Open Air - Bad Berka

06.09.2009 | 14:52

06.08.2009,

Vollbedienung in Sachen Extrem-Metal: Das Party.San feiert fünfzehnjähriges Jubiläum. POWERMETAL.de war für euch dabei.

Nach einer kurzen Ansage von Mieze betreten um 13.00 Uhr als erste Band des Freitags die Lokalmatadoren SUMMER'S DYING die Bühne. Outfittechnisch würde ich spontan auf Black Metal tippen, denn die aus Weimar stammende Truppe erscheint schwarz gekleidet und mit dezentem Corpsepaint. Aber so einfach einzuordnen sind die Jungs nicht. Ich würde mal sagen: angeschwärzter Death Metal (DISSECTION-ähnlich), wobei immer wieder traditioneller Metal durchschimmert, wie z. B. beim METALLICA-artig klingenden Intro zu 'The Blackened Storm', bei dem Gitarrist Christo gefühlvoll in die Seiten greift. Oder auch die verspielten Gitarrenmelodien zu Beginn von 'Deliverance'.

SUMMER'S DYING sind seit 2003 aktiv und haben als Erstes mal ein Live-Album rausgehauen (cool!) und dann ein Demo und eine EP nachgeschoben. Ja, das können nur die ganz Großen.

Vor der Bühne ist für die Uhrzeit auch schon erfreulich viel los, es ist wohl der Heimvorteil. Es ertönen mal augenzwinkernd und alles andere als ernst gemeinte "SLAYER!"-Rufe, denn man ist zufrieden mit der Vorstellung und genießt die lockere Atmosphäre. Ein "Ihr Schweine!"-Ruf aus dem Publikum kontert Lars (voc.) schnell mit "Deine Mutter!", worauf er einiges an Gelächter erntet.

Nach 'Kill And Die' soll zum Abschluss 'In Crimson Dreams' angestimmt werden. Dabei läuft aber so einiges schief. Aber wie heißt es doch so schön: Aller guten Dinge sind drei. Und man bekommt's dann doch noch irgendwie zum Laufen. Aber die Band wirkt sympathisch, und über so was wird dann gerne das Mäntelchen des Lächelns, äh, Schweigens gedeckt.
[Thorsten Seyfried]

Die Avantgardisten von GLORIOR BELLI canceln kurzerhand ihre sehnlich erwartete Show und machen somit Platz für die Black-Metal-Krieger von GRABAK. Der Tausch kam so unerwartet und unangekündigt, dass die Hälfte des wartenden Publikums verwirrte Blicke auf das Bühnenbanner der Leipziger werfen muss. Als diese dann aber mit kontrastreichem Corpsepaint und auf Hochglanz polierten Stiefeln die Bühne entern, können sie einige Lokalpatrioten durch einen sauberen und gewaltigen Sound bei Songs wie 'Dominion Stigmatized', 'Nightworks' und 'Judas Iscariot - As Wolf Amongst Sheep' in ihren Bann ziehen.

Schade nur, dass die durchaus gelungene Aggression ihrer Musik und der Einsatz ihres Frontmanns nicht ganz auf den Rest der Band selbst übergehen will. Vielleicht ist es das grelle Sonnenlicht oder die drückende Hitze, aber es scheint, als würde den Jungs heute eine gehörige Portion des Spirits fehlen, den man sonst in diesem Genre erwartet.
[Silvana Conrad]

Sodele, 15.00 Uhr, eigentlich Zeit für Kaffee und Kuchen. Aber jetzt ist erst mal nichts mit deutscher Gemütlichkeit. Die schon seit 1993 aktiven und seit kurzem bei dem Weimarer Label War Anthem Records unter Vertrag stehenden Holländer INHUME erscheinen auf der Bildfläche. Die Jungs stehen für ultrabrutalen Death Metal mit starkem Grind-Einschlag. Musik von Metalheads für Metalheads, wie sie gerne betonen. Und das merkt man auch auf der Bühne. Schlagzeug, Bass und Gitarre bereiten sozusagen den Platz für die Stars der Band, die beiden Shouter Dorus Van Ooij und vor allem den auch bei CLITEATER das Mikro missbrauchenden Joost Silvrants. Sie springen über die Bühne, rempeln sich an, pushen sich, und was sie da so von sich geben, ist jenseits von Gut und Böse. In einem Moment wird noch so brunftig geröhrt, dass man meinen könnte, sie wollten aus dem nahegelegenen Wald ein paar Hirschkühe anlocken, und gleich darauf wird so hoch losgequiekt, dass selbst Dani Filth vor Neid erblassen würde.

Trotz aller Brutalität kommt Party-Feeling pur auf. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als in den mächtigen Circle Pit zu gehen und die Hand hackebeilmäßig auf und ab zu bewegen. Im Publikum steht ein Kerl in Hawaii-Hemd, Strohhut und Schweinemaske, der immer wieder eine blutige Plastikhand gen Himmel streckt, und sogar eine Sitzkette wird gebildet. Also die Sonne lacht, beste Stimmung auf und vor der Bühne. Herrlich!

Nachdem Dorus 'Chaos Dissection Order' vom gleichnamigen aktuellen Album ankündigt und es in der Menge besonders abgeht, meint er schelmisch-freudestrahlend "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert." Nach einer intensiven und schweißtreibenden Dreiviertelstunde und einem Dank an Mieze verabschieden sich die Holländer von dem begeisterten Publikum. Starker Aufritt mit hohem Spaßfaktor.
[Thorsten Seyfried]
Wer aus Island kommt, hat schon wegen der Herkunft einen Treffer. Das ist nicht böse gemeint, vielmehr bewundere ich die naturverbundene Seele der Isländer, was sich vor allem auch in der Musik widerspiegelt. Beispiele gibt es da einige, aber alle sind sie auf ihre Weise sonderbar. So auch SÓLSTAFIR, die nun die Bühne entern. Erst 2005 frisch entdeckt, geben Aðalbjörn Tryggvason und Anhang ihre SIGUR RÓS-Metalversion zum Besten.
Der Sänger könnte mit seiner schwarzen Schweißerbrille und dem roten Zwergenbart auch aus einer Steampunk-Zweitdimension stammen. Vielleicht tut er das sogar, wenn man die Augen schließt, spürt man zumindest als Freund atmosphärischen Metals in den dahintreibenden Gitarren und dem Klagegeschrei eine kleine sich öffnende Tür zu einer anderen Welt. Auch der Einfluss von Island ist vor allem in den ruhigen Passagen zu erkennen. Hier weiß man manchmal nicht, ob Aðalbjörn überhaupt noch Isländisch singt oder doch eine eigene Fantasiesprache wie die angesprochenen Kollegen benutzt.

Nach dem Song 'Nattfari' der ersten Scheibe "Masterpiece Of Bitterness" folgt ’Köld’ vom gleichnamigen Album und lässt mit den lang gezogenen hypnotischen Schreien den schon heißen Boden noch weiter kochen. Bei den Fans kommt das alles gut an, Moshpits und Walls of Death finden hier nur im Kopf statt, das tut der Laune aber keinen Abbruch. Gute Laune hat auch Basser Svavar, der mit zwei roten Flechtzöpfen zwar der Bruder von Pippi Langstrumpf sein könnte, diese aber im Song 'Pale Rider' so beherzt schwingt, dass man den Ernst und die Hingabe an seine eigene Kunst umso mehr spürt. Verrückt, aber authentisch. Klar, die Isländer.
[Tim Rösner]

Für die mit Abstand ekelhafteste Performance auf dem diesjährigen  Party.San sorgen die Norweger DEN SAAKALDTE - präziser deren Sänger Niklas "Kvarforth" Olsson, der bekanntlich auch SHINING frontet. Stichwort: Der Teufel hat den Schnaps gemacht. Während seine Mitmusiker spielerisch einen an und für sich fitten Eindruck machen, ist es um die Professionalität des in ein Shirt mit der Aufschrift "Born and raised in Knutby" gekleideten Olsson nicht sonderlich gut bestellt. Der immer wieder an der Jim-Beam-Pulle nuckelnde Frontmann hat sich nämlich schon zu viel des Teufels Alkohol reingeschraubt. Und während er am Bühnengraben in der Hocke ins Mikrofon shoutet, beginnt er plötzlich, in königlicher Art und Weise zu reihern! Und das regelrecht fontänenartig, während er mehr oder weniger weitersingt. In bester Asi-Manier schüttet der Trunkenbold seiner Klampfenfraktion Whiskey in den Mund und nippt munter weiter am Hochprozentigen. Er wälzt sich am Boden, stiert volltrunken in die Botanik und betatscht seine Mitmusiker. Dass der "Kotzbrocken" dann auch noch dem Publikum den Stinkefinger entgegenstreckt, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ganz davon abgesehen, dass DEN SAAKALDTE mit ihrem auf depri getrimmten, für meine Begriffe recht durchschnittlich tönenden Black Metal ohnehin nicht zu den Highlights des diesjährigen Billings zählen, hinterlässt der Auftritt der Norweger etliche Fragezeichen. Die Band hat sich jedenfalls heute nicht mit Ruhm bekleckert. Dafür Kvarforth aber mit ordentlich Kotze. Ein mit Einschränkungen verzichtbarer und optisch unappetitlicher Auftritt.
[Martin Loga]

SWALLOW THE SUN tauschen kurzfristig mit EVOCATION ihren Platz und batteln der glutheißen Sonne ein frostiges 'Descending Winters' entgegen. Sänger Mikko und seine Nordmannen überzeugen bei 'Gloom Lights' durch einen kristallklaren Sound, bei dem sie ihre Mähnen synchron und leidenschaftlich zu ihren bleischweren und melancholischen Klängen schütteln. Spätestens bei 'Don't Fall Asleep' dürfte jedem klar geworden sein, dass diese Herren der perfektionierten Depression das Party.Sanen-Volk in den doomigsten Abgrund des gesamten Festivals stürzen. Und damit uns allen in der spätnachmittaglichen Sonne so richtig furchtbar warm ums Herz wird, legen sie gleich noch ihr "perfekt passendes" 'Too Cold For Tears' nach, das vermutlich bei schlappen minus vierzig Grad im winterlichen Jyväskylä entstanden ist und jetzt einen heißkalten Schauer über den Rücken eines jeden Hörers legt.

Fasziniernd bleibt während der gesamten Show und besonders während ihres letzten Songs 'Swallow' der natürlich gequälte Gesichtsausdruck des Sängers Mikko, der ein Gesicht aufsetzt, als würden alle Schmerzen und alles Übel der Welt parallel in seinen Brustkorb Einzug halten.
[Silvana Conrad]

Und jetzt Kontrastprogramm. Nachdem wir uns alle die letzte Depri-Schweiß-Träne nach dem Auftritt von SWALLOW THE SUN aus den Augenwinkeln gerieben haben, kommt mit der schwedischen Death-Metal-Combo EVOCATION wieder eine geballte Faust mitten in die Fressluken der Party.Sanen geballert. Endlich eine Band, die weiß, wie groß die Bühne unter ihrem Arsch ist, und Nutzen daraus schlägt: Sänger Thomas Josefsson hüpft wie von einer Hornisse gestochen über Lautsprecher und Anlagen, die gefährlich unter seinen beckenkreisenden Surfversuchen wanken, und zaubert dabei ein paar alarmierende Gesichtsausdrücke auf die sich davor befindenden Securities. Bei Songs wie 'Angel Of Torment', 'Dead Calm Chaos', 'Tomorrow Has No Sunrise', 'Feed The Fire', 'The Ancient Gate' und 'Razored To The Bone' ist diese Surf-Einlage ein gar entzückender Anblick!

Natürlich sind so viel Action und Rumgezappel auch ansteckend, so dass einige fröhliche Propeller vor der Bühne kreisen. Und da sie nicht nur großzügig im Verteilen guter Laune sind, können sich am Schluss sogar einige glückliche Zuhörer über ein paar neue EVOCATION-Shirts freuen.
[Marco Seppä]

Brüllgott und Produktionsexperte Eric Rutan hat es mit seinem Baby HATE ETERNAL endlich wieder einmal auf ein großes Sommerfestival nach Deutschland geführt. HATE ETERNAL werden fürstlich empfangen. Fontmann Rutan ist heute bester Laune. Soll heißen: Die tiefen Growls dringen heute besonders voluminös aus der PA. Über die spielerischen Qualitäten des Meisters und über sein Zusammenspiel mit dem nicht minder brillanten Shaune Kelley muss ich doch keine Worte mehr verlieren, oder? Vor knapp über einem Jahr wirkte die Band in ihrer jetzigen Live-Konstellation zwar tight, aber Live-Bassist J. J. Hrubovcak, ehemals Gitarrist bei MONSTROSITY, war spielerisch sehr unauffällig, ja fast spröde. Dies hat sich mittlerweile geändert, denn der Mann am Tieftöner führt spielerisch kein Schattendasein mehr. Stattdessen spielt er akzentuierter als noch auf der Clubtour 2008. Daher hämmert die Truppe Extrembolzen wie 'Behold Judas', 'Whom The Gods Will Destroy' oder auch 'King Of All Kings' heute besonders garstig und beängstigend gut herunter. Nicht zu vergessen auch Jade Simonetto am Schlagzeug, der sein Kit mit großer Präzision verprügelt.

Verschnaufpausen für das Publikum gibt es nicht, dafür aber musikalische Brutalität in Reinkultur. Überraschungen in der Setlist sucht man vergebens, was der guten Stimmung im Publikum allerdings nicht im Geringsten abträglich ist. Den Schlusstrich unter einen starken Auftritt setzen HATE ETERNAL mit dem famosen Stück 'Tombeau (Le Tombeau De La Fureur Et Des Flames)', das Eric Rutan zur Erinnerung an seinen verstorbenen Freund und Bassisten Jared Anderson geschrieben hat. In dieser Verfassung sind HATE ETERNAL immer und überall einen Konzertabstecher wert!
[Martin Loga]

Kurz nach Sonnenuntergang stürmen die Schweden THYRFING die Bühne, ein ruhiger instrumentaler Einstieg mit 'Kaos Återkomst' von "Vansinnesvisor" und Jens Rydens ergreifende Stimme läuten den Auftritt ein. THYRFING brauchen nur ein Lied, um im Publikum eine einmalig fesselnde Atmosphäre zu verbreiten, fühlt man sich doch sofort in die düsteren Sagen um furchtlos kämpfende Berserker versetzt. Die Mannen um Jens Ryden gehören zu den wenigen authentischen Viking-Metal-Combos, zocken ihr Set in gewohnter Manier entspannt und doch mitreißend runter. Und auch die Meute vor der Bühne scheint der Meinung zu sein, der Blick auf die Band wird an vielen Stellen durch ein Meer von Haaren und umherwedelnden Bärten gestört.

Ein absolut traumhafter Gig. Es ist einfach immer wieder erstaunlich, wie THYRFING das Publikum selbst bei solch fröhlichem Wetter und nach romantischem Sonnenuntergang mit ihrer Performance in absolut düsterer Stimmung versinken lassen.
[Julia Erdmann]

Doch genug der Düsternis, jetzt gibt es die Crème de la Crème der brachialen Hau-drauf-Mucke. MISERY INDEX stürmen die Bühne, und wie auf Knopfdruck veranlasst einen die gewaltige Zerstörungskraft der Amis zum Haupthaarschütteln und Rumschubsen, bis einem auch wirklich alles wehtut.

Doublebass-Gewitter gepaart mit abwechslungsreichen Midtempo-Passagen und einigen Grindattacken, grenzenlose Power und Druck, dass einem die Ohren schlackern - das zeichnet ein MISERY INDEX-Konzert aus.

Natürlich werden dem Publikum auch einige Schmankerl aus dem aktuellen Album "Traitors" geboten. Obwohl dieser Gig zugegebenermaßen die Tour der Amis zu eben jenem Album Anfang des Jahres nicht toppen kann (was allerdings auch nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist).  Aber MISERY INDEX machen immer Spaß, einfach nur geniales Geknüppel, bei dem einem sogar der Sonnenstich aus dem Kopf geprügelt wird.
[Julia Erdmann]

Zu symphonischen Klängen, dem aktuellen "Hammer Battalion"-Logo als Backdrop und grün angestrahltem Nebel betreten die vier Schweden die Bühne. "Welcome Warriors!", feuert Sänger und Gitarrist Johnny Hedlund die Fanschar an, dann brettern UNLEASHED mit dem aktuellen Opener 'The Greatest Of All Lies' los. Das letzte Gitarrenriff ist nicht mal verhallt, da geht's gleich weiter: "Party.San, are you fucking ready?", brüllt Johnny der Meute entgegen und kündigt sogleich den Uralt-Song 'Never Ending Hate' an. Auch zum aktuellen 'Your Children Will Burn' ("This is a message from mother earth!") fliegen sowohl auf der Bühne als auch davor eifrig die Matten, ehe allen Feinden des Death und Black Metals 'This Is Our World Now' gewidmet wird.
Egal ob Songs von den neueren Alben "Hammer Battalion" und "Midvinterblod" oder Klassiker wie 'Victims Of War' - Johnny und Co. haben das Publikum wie immer fest im Griff. Auch wenn's langsam vorhersehbar wird, zeigt sich dieser Umstand vor allem mal wieder, wenn der Frontmann die Fans immer und immer wieder den Refrain von 'Death Metal Victory' mitgrölen lässt. Als Höhepunkt darf Morgan von MARDUK Johnny auch noch sein Trinkhorn reichen, mit dem Mr. Hedlund der Menge sogleich zuprostet. Vergleiche mit AMON AMARTH? Nein, das hier ist das Original!
[Carsten Praeg]

Freitagnacht. Sommerkälte. Warten. Umso später der Abend, umso schöner die Gäste. So oder so ähnlich müssen sich das SATYRICON wohl heute auch gedacht haben. Der Umbau der Bühne dauert. Die Fans müssen sich geduldig zeigen. Umso später der Abend, umso sinnfreier die Gespräche. So oder so ähnlich müssen sich das folgende zwei Bratzen in der zweiten Reihe auch gedacht haben: "Wer kommt'n jetzte?" - "Satyricon." - "Kenn ich nicht weiter." - "Ich auch nicht, hab nur gehört, dass der Sänger sich die Haare geschnitten hat." Aaahja!? Selbst wenn man diesen beiden Exemplaren übermäßigen Alkoholkonsum anstelle von mangelnder Intelligenz unterstellt, so wird auf dem Festivalgelände eines ziemlich schnell offensichtlich: An SATYRICON scheiden sich hier die Geister. Und noch etwas wird schnell klar: Die technischen Probleme, die heute einige Bands getroffen haben, machen auch nicht vor SATYRICON halt. Als Black-Metal Gigolo Satyr mit Gelhaar und Make-up auf die Bühne stürmt und 'Commando' anstimmt, fehlt Keyboarderin Jonna noch immer ein funktionstüchtiges Gerät unter den Fingern. Auch bei den folgenden Songs 'A New Enemy' und 'Wolfpack' bleibt ihr nichts anderes übrig, als eifrig synchron mit dem Rest der Band die Haare vor dem leeren Keyboardständer zu schütteln. Nachdem der angesäuerte Satyr den Ständer dann in den Fotograben schmettert, findet sich pünktlich zu 'Now, Diabolical' plötzlich ein neues Board ein, und der Sound, der bei SATYRICON dank des ausgedehnten Soundchecks ausgesprochen gut aus den Boxen dröhnt, ist jetzt wieder komplett. Spätestens bei 'Forhekset' sind die Anfangsschwierigkeiten aber vergessen, und die Combo strotzt mehr denn je vor Professionalität.

Während sich die restlichen Bandmitglieder gewohnt im Hintergrund halten, dominiert ein egozentrischer Satyr seine Zuschauer und betont, dass niemand in der Band auch nur einen Ton zu spielen habe, während er sich mit s.e.i.n.e.m Publikum unterhält. [Bei Satyrs tuffigem Gang, wenn er selbst zu seiner weißen Gitarre greift, kann man sich ein Schmunzeln allerdings nicht verkneifen - augenzwinkernd, Carsten]

Ego hin, Genialität her, anscheinend lassen sich aus angestauten Agressionen immer noch die fettesten Auftritte entwickeln, so dass sich auch bei 'Black Crow On A Tombstone', 'Havoc Vulture' und dem dem Publikum gewidmeten 'Sign Of The Trident' eine elektrisierende Energie über dem Party.Sanen-Volk entlädt. Und spätestens bei den letzten beiden Songs, der Mosh-Hymne 'Fuel For Hatred' und dem Black-Metal-Klassiker 'Mother North', verstummen die anfänglichen notorischen Nörgler und Dauerskeptiker endlich vollends und schwingen nun ehrfürchtg ihre Loten im Gleichtakt mit den erhabenen Norwegern.
[Silvana Conrad]

Setlist:
Commando
A New Enemy
Wolfpack
Now, Diabolical
Forhekset
Havoc Vulture
Sign Of The Trident
The Pentagram Burns
Den Siste
K.I.N.G
Fuel For Hatred
Mother North

Nach dem Gig verschwinden die norwegischen Herrschaften und die Dame dann sogleich in ihren Backstage-Containern, während eifrige Helfer mit dem Mitternachtsschmaus herbeieilen. Eine kleine Auswahl angemeldeter Journalisten darf bis gut drei Uhr warten, ehe ihnen Audienz gewährt wird. Dabei haben wir noch ein gutes Los gezogen. Da bei den Headlinern nur die Crew an den Bühnenrand darf, wurde kurz zuvor selbst dem armen Morgan – bewaffnet mit zwei Bieren, eines war sicher für seinen alten Kumpel Satyr bestimmt – der Zugang verwehrt. Und so kommt später noch folgender Dialog zustande:

Satyr (mit einer Rotweinflasche bewaffnet): "Schade, dass MARDUK nicht am selben Abend gespielt haben wie wir, sonst hätte ich mit Morgan einen trinken können."
Carsten: "Du, den habe ich eben noch im VIP-Bierzelt gesehen."
Satyr: "Ach so? Na ja, ist klar, er ist Schwede. Schweden werden von Bierzelten magisch angezogen!"
[Carsten Praeg]

Redakteur:
Martin Loga

Login

Neu registrieren