PRIMAL FEAR und THE UNITY - München

08.09.2023 | 23:32

05.09.2023, Backstage

Powermetal-Abend im Saunaclub

Unter der Woche zu einem Konzert nach München zu fahren, bedeutet für den alten weißen Redakteur etwa vier Stunden Schlaf, wenn er am nächsten Morgen um 6 Uhr wieder seinem Arbeitgeber zur Verfügung stehen muss. Aber was tut man nicht alles für die Kunst? Erst recht, wenn zwei bekannte Größen aus dem Power-Metal-Bereich ihre vor wenigen Tagen veröffentlichten Neuerscheinungen präsentieren möchten.

Die 218 Kilometer bis zum Backstage in der bayerischen Landeshauptstadt reichen genau aus, um "Code Red" von PRIMAL FEAR sowie "The Hellish Joyride" von THE UNITY zu verinnerlichen. Beide Alben sind mal wieder der Hammer und steigern die Vorfreude auf den heutigen Abend enorm.

Ich erreiche die Location pünktlich, der Backstage-Parkplatz ist nur zu einem Bruchteil gefüllt. Am Eingang klebt ein Zettel, dass das Konzert in den kleineren Saal verlegt wurde. Erinnerungen an den Oktober 2022 werden wach. Zwei bekannte Metalbands gaben ein Konzert vor nicht einmal 100 Besuchern. Ich dachte, diese Zeiten sind endgültig vorbei. Scheinbar scheuen immer noch viele den Konzertabend.

Doch zurück in die Gegenwart. Es wird Zeit für ein hopfenhaltiges Kaltgetränk, welches für 3,50 Euro den Besitzer wechselt. Dass der halbe Liter dazu noch in einer Glasflasche ausgegeben wird, ist heutzutage alles andere als selbstverständlich. Ein Grund, warum ich immer wieder gerne Clubshows besuche.

Als das Saallicht erlischt, ist die Halle - im Gegensatz zu 2022 - recht gut gefüllt. 'Don't Stop Believin'' von JOURNEY dröhnt aus den Boxen und schon zu diesem frühen Zeitpunkt ist klar, dass es ein guter Abend werden könnte. Aus hunderten Kehlen wird der Song der amerikanischen Rockband lauthals mitgesungen.

THE UNITY eröffnet diesen Abend nach einem Intro mit 'Masterpiece' vom aktuellen Album "The Hellish Joyride". Hat mich der Track schon im Auto zum Kopfschütteln gebracht, zündet er live richtig gut. Die Metalheads vor der Bühne sehen das genauso wie ich und feiern THE UNITY von der ersten Note an. Die Band um Sänger Jan Manenti steht der guten Stimmung in nichts nach und hat trotz des Umzugs in eine kleinere Location ordentlich Spaß.

Was des Fotografen Fluch ist, ist des Metalfans Segen. In der Halle des Backstage München gibt es keinen Fotograben. Das bedeutet, dass ich mir mit meiner Ausrüstung einen Weg durch die feiernde Menge bahnen muss. Sehr freundlich lassen mich die Metalheads an den Bühnenrand, damit ich ein paar Momente einfangen kann. Ich revanchiere mich, indem ich nicht die üblichen drei Songs fotografiere, sondern mich so kurz wie möglich vor das Publikum stelle.

THE UNITY hat nicht nur neue Songs mit nach München gebracht. So darf 'No More Lies' natürlich nicht fehlen. Die Metalheads schütteln ordentlich ihr Haupthaar und mit der Luftfeuchtigkeit steigt auch die Temperatur. Die fehlenden Wellenbrecher geben den Besuchern die Möglichkeit, der Band ganz nah zu sein. Immer wieder kommt es zu Handshakes zwischen der ersten Reihe und den Bandmitgliedern.

Viel zu früh endet das Set von THE UNITY nach sieben Songs. Die Power-Metal-Band hat hervorragend abgeliefert und hätte gerne noch ein paar Songs mehr spielen können. Marcel hat vor wenigen Wochen ein Interview mit Drummer Michael Ehré geführt, welches Ihr auf dieser Seite nachlesen könnt.

Es wird Zeit, die verlorene Flüssigkeit auszugleichen. Ein Bier später steht der heutige Headliner auf der Stage. Da Drummer Michael Ehré auch bei PRIMAL FEAR am Schlagzeug sitzt, halten sich die Umbauarbeiten in Grenzen. Die Band hat ebenfalls ein neues Album mit nach München gebracht. Im Gegensatz zur Supportband beginnt die Power-Metal-Combo jedoch mit einem Klassiker. 'Chainbreaker' aus dem 1998 erschienenen Album "Primal Fear" ist genau der richtige Einstieg und wird von den Fans lautstark mitgesungen.

Von "Code Red" haben es drei Songs auf den Liederzettel geschafft. 'Another Hero', 'Deep In The Night' und 'The World Is On Fire' haben großes Live-Potential und kommen bei den Fans sehr gut an. Auch wenn die Texte noch nicht ganz sitzen, werden diese Lieder wohl auch auf den kommenden Touren zu hören sein.

Sänger Ralf Scheepers ist stimmlich in Topform und meistert auch die hohen Töne in 'Another Hero' vom aktuellen Album scheinbar mühelos. Seine Mitstreiter haben sichtlich Spaß an dem Auftritt. Ehré scheint die Doppelschicht nichts auszumachen. Zuverlässig wie ein Uhrwerk bedient der Drummer sein Instrument, immer wieder huscht ein Lächeln über seine Lippen. Als Linkshänder bin ich ein Fan von Gitarrist Tom Naumann und freue mich immer, wenn jemand sein Instrument richtig herum hält.

Ohne große Unterbrechungen geht es durch die 16 Songs umfassende Setlist. Mittlerweile fließt der Schweiß in Strömen und wirklich jeder der anwesenden Feierbiester hier im Backstage ist nass bis auf die Haut. Die sechs Saunameister auf der Bühne verstehen ihr Handwerk, lediglich am Duft muss noch gearbeitet werden. Zwischendurch bedankt sich Scheepers beim Publikum, dass sie an einem Dienstagabend so eine geile Party feiern.

PRIMAL FEAR hat sich diese Stimmung aber auch mehr als verdient. Sind die Songs auf den mittlerweile 14 veröffentlichten Alben schon enorm druckvoll, kann die Band live noch eine Schippe drauflegen. Natürlich findet sich auf den Silberlingen auch die eine oder andere Ballade. Doch darauf wird heute im Backstage München verzichtet. Vollgas ist angesagt.

Zwischenzeitlich streifen meine Gedanken um Bassist Mat Sinner. Das Gründungsmitglied von PRIMAL FEAR ist seit längerer Zeit schwer erkrankt und kann somit nicht mit auf der Tour sein. Alex Jansen kann Mat zumindest musikalisch gleichwertig ersetzen. Trotzdem hoffe ich, dass Mat bald wieder fit ist und auf der Bühne stehen kann.

Mit 'Running In The Dust' und 'Angel In Black' geht es in den Zugabenblock, bevor die Band die verschwitzten und zufriedenen Metalheads in die kühle Münchner Nacht entlässt. An alle anderen kann ich nur appellieren: Besucht Konzerte und unterstützt die Bands. Ihr werdet es nicht bereuen.

Photo Credit: Andre Schnittker

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Redakteur:
Andre Schnittker

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