POWERWOLF, LORD OF THE LOST, SERENITY - Bamberg

08.11.2023 | 22:50

03.11.2023, Brose Arena

Große Show trotz kleiner Probleme.

Meine Zahl der Woche ist die 3. Nach STRATOVARIUS und DARTAGNAN besuche ich mit POWERWOLF heute am 3. November mein drittes Konzert in dieser Woche. An diesem Abend geben mit dem Headliner noch zwei weitere Bands (SERENITY und LORD OF THE LOST) ihr Stelldichein. Zudem sehe ich POWERWOLF nach der Show auf dem "Metalfest"-Festival und dem "Summer Breeze" heute zum dritten Mal.

Wie üblich mache ich mich im Vorfeld schlau über die Veranstaltung und stutze, als ich die Details lese. Die Brose-Arena wird um 18:30 für das Publikum geöffnet, die Symphonic-Metal-Band SERENITY aus Österreich beginnt bereits 20 Minuten später. Wer die Einlass-Situation vor Ort kennt, weiß, dass das nicht funktionieren kann. Ich mache mich auf den Weg nach Bamberg und lasse mich überraschen. 93 Kilometer später erreiche ich die Location und sehe schon eine lange Schlange vor dem Eingang. Ich erledige die üblichen Formalitäten eines Redakteurs und entdecke zum Glück einen bekannten Metalhead ziemlich weit vor dem Eingang und geselle mich zu ihm. Zumindest ich werde wohl pünktlich den Innenraum erreichen.

Auf meine übliche Hopfenkaltschale muss ich vor Konzertbeginn leider verzichten, die Zeit ist einfach zu knapp. Immerhin erreiche ich pünktlich den Fotograben, bevor das Saallicht erlischt. SERENITY macht heute den Anfang. Da die Band an diesem Tag mit "Nemesis A.D." ihr achtes Album veröffentlich hat, bin ich natürlich neugierig, wie die neuen Stücke klingen. SERENITY hat eine recht kurze Spielzeit an diesem Abend und von den insgesamt sieben Stücken stammen immerhin vier von der neuen Veröffentlichung. "Nemesis A.D." befasst sich mit dem Werk von Albrecht Dürer, der in Nürnberg, und somit gerade einmal knapp 60 Kilometer von der heutigen Spielstätte, geboren ist. Dem anwesenden Publikum scheint die Geschichte dazu, welche Sänger Georg Neuhauser erzählt, relativ egal zu sein. Sie machen einfach recht gut Stimmung.

Mag es daran liegen, dass ich die neuen Songs noch nicht kenne? Bei mir zünden diese noch nicht wirklich. Vielleicht muss ich den Langdreher einmal in Ruhe hören, damit ich zu 'Ritter, Tod und Teufel' und Co. richtig abhotten kann. Die Gelegenheit dazu wird es im kommenden Jahr geben, wenn sich SERENITY als Headliner durch diverse Hallen spielt. Doch auch für mich haben die Jungs etwas dabei. 'Legacy Of Tudors' und natürlich 'Lionheart' stimmen mich durchaus gnädig und dürfen auf keiner SERENTY-Setlist fehlen. Zusätzlich freue ich mich über meinen Lieblingslinkshändergitarristen Marco Pastorino, der SERENITY nun auch gesanglich verstärkt. Ich konnte die beiden schon bei ihrem FALLEN SANCTUARY-Projekt erleben. Die beiden harmonieren stimmlich einfach. Als die Band die Bühne verlässt, ist die Halle gerade einmal zur Hälfte gefüllt. Ich besorge mir ein kühles Blondes und schnappe etwas Luft vor der Tür. Hier sind nach wie vor die Schlangen unendlich lang. Zum einen ist dies für die Band traurig, da diese ihr neues Material nur einem kleinen Kreis präsentieren kann. Für die Fans, die sich eine Karte für ein Konzert mit drei Bands gekauft haben, ist das auch alles andere als toll. An der Security hat es definitiv nicht gelegen. Die haben alles getan, was in ihrer Macht stand. Ich hoffe, dass sich so etwas in Bamberg nicht wiederholt.

LORD OF THE LOST entert als nächstes die Bühne. Ich gebe zu, mit dem Dark Rock der Band kann ich wenig anfangen. Dennoch hat sie sich nicht erst seit ihrem Auftritt beim Eurovision Song Contest 2023 eine große Fangemeinde erspielt. Auch in der Brose-Arena wird die Band um den charismatischen Sänger Chris Harms abgefeiert. Ich verlasse den Fotograben nach dem üblichen "Three Songs, no Flash"-Prozedere und überlasse der feiernden Crowd das Infield. Von den Songs kenne ich bis auf die Zugabe 'Blood & Glitter', um welchen man durch den ESC nicht herumkam, keinen einzigen. Das klingt jetzt vielleicht aufgrund meines Geschmacks nicht so toll. Objektiv gesehen hat LORD OF THE LOST jedoch einen sehr guten Auftritt abgeliefert und die Fans gut unterhalten.

Die halbstündige Umbaupause für POWERWOLF, dem heutigen Headliner, nutze ich für ein weiteres isotonisches Getränk und fröne der Nikotinsucht vor der Halle. Mittlerweile haben sich die Schlangen am Eingang aufgelöst, die Halle ist nun sehr gut gefüllt. Mit Mühe kämpfe ich mich mit meinem Fotogeraffel durch die Metalheads. Am Wellenbrecher ist jedoch erst mal Pause angesagt. Aufgrund massiven Pyro-Einsatzes zu 'Faster Than The Flame' dürfen wir Knipser den Fotograben erst zum zweiten Song betreten. Somit werden die ersten heißen Fotos aus der Hüfte geschossen. Zu 'Incense & Iron' ist es dann soweit, ab gehts in den Pit. Bereits jetzt herrscht eine bombastische Stimmung in der Brose-Arena. Die Band geht wie gewohnt in die Vollen und bietet den Fans mit der heiligen Metal-Messe etwas für Auge und Ohr.

Es heißt mal wieder raus aus dem Graben, zum dritten Song dürfen sich einmal mehr die Pyrotechniker austoben. Die Flammenwände sorgen auch am uns zugewiesenen sicheren Platz für wohlige Wärme. Zu 'Army Of The Night' geht es dann noch einmal in den Bereich zwischen Wellenbrecher und Bühne. Wie schon auf der Festivalreise, sticht das LED-Backdrop mit wechselnden Animationen ins Auge. Immer wieder werden die Pommesgabeln in die Luft gereckt und die Songs lauthals mitgesungen und auch ich lasse mich von der Stimmung anstecken und suche bestens gelaunt nach guten Motiven. Das ist wieder einmal recht einfach. Die beiden Greywolf-Brüder posen mit ihren Gitarren sehr gerne für die Kamera und an Organist Falk Maria Schlegel ist definitiv ein Schauspieler verloren gegangen. Natürlich kommt ein Attila Dorn nicht ohne "Vielen Dankeschön, meine Freunde!" nach Bamberg. Der mehrfach gebrachte Spruch gehört zum Sänger einfach wie die Bolognesesauce zu Spaghetti.

Die Technikcrew bemüht sich sehr um die Gesundheit der Fotografen und zwängt uns vor 'Dancing With The Dead' zwischen die Tieftöner, auf denen die Konfettikanonen platziert wurden. Somit verfehlen uns die pinkfarbenen Papierschnipsel und fliegen weit in das feiernde Infield. Nach dem Song verlasse ich endgültig den Graben, mache es mir auf dem Rang gemütlich und genieße den Rest des Konzertes. Die Setliste ist bis auf einige Ausnahmen identisch mit den Festivals. Auch in Bamberg schneit und brennt es bei vielen Songs, immer wieder werden die Kanonen geladen und Fackeln tragende Mönche erscheinen auf der Bühne. Falk Maria spielt auf diversen brennenden Orgeln. Soweit nichts Neues. Ich bemerke jedoch eine deutliche Zunahme an Crowdsurfern bei POWERWOLF-Konzerten. Die einen mögen es, die anderen sind genervt davon. Dennoch bin ich immer wieder fasziniert von der Show, die POWERWOLF regelmäßig auf die Beine stellt. Natürlich bleibt die Spontanität dabei etwas auf der Strecke, denn aus dem üblichen Rahmen auszureißen ist bei diesen Dimensionen aufgrund zahlreicher Timecodes und Clicktracks auch nicht möglich. Mit 'Werewolves Of Armenia' endet nach 18 Songs ein großartiges Konzert von POWERWOLF in Bamberg. Ich lasse mich überraschen, wie Stefan den Abend in Leipzig erlebt hat und freue mich auf die angekündigte Tour im kommenden Jahr.

Photo Credit: Andre Schnittker

Redakteur:
Andre Schnittker

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