PARKWAY DRIVE - Oberhausen

20.12.2012 | 19:59

24.11.2012, Turbinenhalle

"Atlas" ist das vierte Album von PARKWAY DRIVE, die so ziemlich eine der größten Metalcore-Bands überhaupt geworden sind. Heute ist die Band in Oberhausen und mit ihr viel zu viele Kids, die wie Touristengruppen zur Bühne drängen. Achja, EMMURE, THE WORD ALIVE und STRUCTURES sind mit von der Partie.

Was waren das noch für Zeiten als PARKWAY DRIVE 2007 um die Mittagszeit auf Festivals spielten und als "Killing With A Smile" noch ein Tipp in der Szene war. Nur wenige Jahre später headlined man große Tourpakete und hat Größen wie THE GHOST INSIDE, ARCHITECTS, DESPISED ICON, BLEEDING THROUGH, COMEBACK KID oder YOU ME AT SIX vor sich auf der Bühne. Wo mich "Deep Blue" 2010 leicht enttäuschte, konnte das neue Werk "Atlas" wieder einiges gut machen.

Als die erste Band STRUCTURES bereits auf der Bühne steht, stehen noch gut ein- bis anderthalb Tausend Leute vor der Oberhausener Turbinenhalle. Als ich leicht verspätet die Halle betrete ist diese gerade einmal halb voll, weil der Rest der Fans einfach noch draußen steht. Allerdings sind STRUCTURES noch Newcomer, heißt, dass nicht jeder die Band unbedingt sehen will, was gut für die draußen stehenden Leute ist. Für die Band hingegen ist es schlecht, da sie sicherlich einiges an neuen Fans hätte gewinnen können. Besonders innovativ ist der Sound der Jungs zwar nicht gerade. Breakdowns, Nu Metal-Riffs und etwas Anspruch sind im Metalcore dieses Jahrzehnts nun wirklich keine Seltenheit mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass der Sound ziemlich Bassdrum-lastig abgemischt wurde. Hier und da kommen die Gitarren gar nicht durch und alles verliert sich in einem matschigen Sound, was schade ist, denn die Band gibt sich viel Mühe auf der Bühne.

Zum Glück ist der Sound bei THE WORD ALIVE etwas besser. Ich war sehr gespannt auf die Truppe, da ich sie noch nie vorher live gesehen habe. Die beiden Alben "Deceiver" und besonders das diesjährige "Life Cycles" sind extrem gut. Zwar liefert man absolut nichts Neues, dafür wird altbekanntes gut neu zusammen gesetzt. Breakdowns, etwas Elektronik, gesungene Passagen und es gibt sogar das ein oder anderen Metal-Riff (!) auf die Ohren. Gestartet wird mit '2012', dem Hit des Debütalbums. Erstaunlich viele scheinen die Band zu mögen, da sofort hunderte von Armen in der Luft sind und ein ziemlich anständiger Moshpit entsteht. Der Rest des Sets besteht aus den Hits von "Life Cycles", wo besonders die Singles 'Entiery' und der Titeltrack herausstechen. Ich bin auch erstaunt wie sehr die Band das Publikum in der Hand hat, da die Band auf der letzten Never Say Die-Tour wohl nicht so gut ankam in Deutschland. Heute sieht man allerdings ein ganz anderes Bild und so wird jeder Circle Pit oder Wall of Death mitgemacht.

Als nächstes stehen dann EMMURE auf dem Programm. Als die Band 2008 das erste Mal in Europa auf Tour als Support für AUGUST BURNS RED und MISERY SIGNALS war, wurde gerade das zweite Werk "The Respect Issue" auf den Markt gebracht und das Ganze war eine kurzweilige Angelegenheit. Leider wurden die Shows von Mal zu Mal peinlicher, was besonders am Publikum lag, wo der ein oder andere scheinbar körperliche Schmerzen beim mitsingen der nicht gerade tiefgründigen Lyrics durchlitt. Aber klar, wie sonst sollte man eine Zeile wie "I'm propably the worst fuck you've ever had" auch sonst stilecht am Pitrand rüberbringen. Komischerweise spielt die Band gerade einmal zwei Songs vom im Mai erschienenen Album "Slave To The Game", dafür aber direkt fünf vom wesentlich schwächeren Vorgänger "Speaker Of The Dead". Die Band selber hat heute einen guten Tag erwischt und macht eine ordentliche Figur auf der Bühne - das habe ich schon deutlich langweiliger von EMMURE erlebt. Zwar ist die ganze Kiste stellenweise noch immer unfreiwillig komisch durch manche Pose oder den meisten Fans im Moshpit, aber man kann sich das zwölf Song starke Set geben und wird unterhalten.

Dass bei PARKWAY DRIVE totaler U-16-Aufmarsch herrscht, war zu erwarten. Das Gedränge in Richtung Bühne wird schlimmer als an irgendeinem anderen Punkt des Abends. Wäre hier die Rede von zwei, drei Leuten, die nach vorne wollen und dann wieder zwei, drei dann wäre das kein Ding. Allerdings geht man hier als halber Klassenverband nach vorne oder bleibt einfach mal mittendrin stehen. Nun ja, dann lässt man den jungen Wilden einfach den Vortritt und stellt sich etwas weiter nach hinten.

Mit 'Sparks' legt die Band los. Der Song ist perfekt als Intro durch seinen sich aufbauende Songstruktur und eine perfekte Überleitung in 'Old Ghosts / New Regrets'. Vor der Bühne gibt es kein Halten mehr und die Turbinenhalle hat sicherlich selten gewaltigere Moshpits gesehen als am heutigen Abend. Die Show vom diesjährigen Frühjahr scheint nichts im Vergleich zu sein. PARKWAY DRIVE wirken heute wesentlich energiegeladener und in absoluter Höchstform. Zwar ist der Sound in der Turbinenhalle nie wirklich perfekt, doch kann man sich nicht wirklich beschweren.

Die Setlist ist ein schöner Mix der letzten drei Platten, leider kommt aber das Debüt "Killing With A Smile" viel zu kurz. Gerade einmal 'Romance Is Dead' wird gespielt. An Perlen wie 'It's Hard To Speak Without A Tongue' oder 'Another Cold Day In Hell' glaube ich eh nicht mehr, allerdings wäre 'Guns For Pro, Knives For Show' sehr gut gekommen. Dafür gibt es mit 'Dark Days' und 'Blue And The Grey' weitere Highlights von "Atlas" auf die Ohren. Die neuen Songs gliedern sich gut in das Set der Band ein und werden nicht weniger gefeiert als Gassenhauer der Marke 'Boneyards', 'Deliver Me' oder erwähntes 'Romance Is Dead'.

Nach 'Blue And The Grey' verabschieden sich die Australier. Wie zu erwarten war kommen die fünf Surfer aber schnell wieder auf die Bühne für eine kleine Zugabe. Nach dem "Deep Blue"-Hit 'Home Is For The Heartless' folgt noch das gigantische 'Carrion' bevor die Band nach guten 65 Minuten die Bühne verlässt. Enttäuscht dürfte heute keiner der gut 3000 Fans nach Hause gehen und auch alt eingesessene Fans sollten voll auf ihre Kosten gekommen sein.

[Sebastian Berning]

Redakteur:
Sebastian Berning

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