PANZERBALLETT + Support - Hamburg

31.10.2012 | 23:49

14.10.2012, Logo

Die Jazz-Metaller PANZERBALLETT stellen ihr neues Album "Tank Goodness" vor und machen Halt in Hamburg. Mit dabei sind MONOPHONIST und CONSIDER THE SOURCE.

Die Kölner Truppe MONOPHONIST eröffnet den noch jungen Konzertabend. Das Logo ist noch spärlich besetzt, nach und nach finden aber immer mehr Besucher den Weg in den lauten Kasten. Das Kölner Quartett spielt einen Sound, der weder hui noch pfui ist. Auf jeden Fall kredenzen sie eine sehr eigene Melange, die sie zutreffend "Hard Break Jazz Punk 'N' Roll" nennen. Noch nie habe ich die kleine Logo-Bühne so vollgestopft mit Instrumenten und Zubehör gesehen, so haben alle drei Mitglieder nicht nur ihr Instrument, sondern jeder hat auch noch einen Synthesizer vor oder neben sich stehen. Ihre Stücke wie 'Dekadenz' - "ein Liebeslied" -, sind sehr verkopft und nicht zum mitrocken gedacht. Die studierten Musiker wollen was Neues machen, Sänger Jonathan zückt sogar bei einem Stück das Saxophon, doch es wirkt zu verkrampft, zu sehr ist alles darauf gerichtet, möglichst abstrakt zu sein. So richtig warm wird also niemand im Logo, trotzdem kann man den Herren hoch anrechnen, dass sie Progressivität wollen.

Rein instrumental wird es nun - wie sich später herauskristallisieren sollte - mit meinen Headlinern des Abends: CONSIDER THE SOURCE. Das Amerikanische Trio (New York) spielt nach eigenen Angaben "Sci Fi - Middle Eastern - Fusion". Drei Männer in Weiß betreten die Bühne, im Mittelpunkt steht Gitarrist Gabriel Marin, der seiner Double-Neck-Gitarre nicht nur leckere Riffs (auf dem zweiten Hals), sondern auch die verrücktesten Sounds (auf dem ersten Hals), entrückt. Ihre Show scheint wie eine Jam-Session auf Speed. Man höre sich nur mal den Song 'Moisturize The Situation' an, der mit wahnsinnigen, orientalischen Unisonoläufen aufwartet. Unmögliche Breaks wechseln sich mit schönen Melodien ab, immer wieder bekommt die Band Szeneapplaus - zurecht! Zudem habe ich selten einen derartig versierten Bassisten wie John Ferrara gesehen, da schlackern die Ohren. Der Applaus will zum Schluss gar nicht mehr aufhören - das hat gesessen!

Zeit für PANZERBALLETT, die heute laut Bandkopf Jan "Jazz-Metal in gewohnter Manier" spielen. Gewöhnlich ist hier aber nichts, gar nichts. Hier stapeln sich fünf Takte übereinander, ohne dass mit der Wimper gezuckt wird. Zuckungen gibt es aber im Publikum, das versucht irgendwie mitzukommen. Die verrückten Jazz-Metaller eröffnen das Set mit ihrer Instrumental-Version des "Dirty Dancing"-Klassikers 'Time Of My Life' und stellen schon mal klar, womit man es die nächste Stunde zu tun bekommt. Die Version mit Gesang auf "Tank Goodness" gefällt mir allerdings noch besser. Es folgt die Eigenkomposition 'Mustafari Likes Di Carnival', die sich irgendwo zwischen Jazz, Funk und Progmetal im Hirn verknotet. Aua. Darauf gibt es die eigenwilligen Interpretationen von den Jazzklassikern 'Take Five' und 'Giant Steps' auf die Ohren. 'Some Skunk Funk' ist rein in Quintolen und hat der Band beim Erlernen des Songs laut Jan viel Lebenszeit gekostet: Acht Stunden für vier Takte waren keine Seltenheit. Umso bemerkenswerter ist wie selbstverständlich die Band den Song heute runterspielt. Apropos Runterspielen: Man merkt den studierten Musikern aber leider auch an, dass sie das Programm bereits seit zwei Jahren spielen, so ist zumindest heute eine gewisse Seelenlosigkeit auszumachen: Die Band spielt über jede Kritik erhaben, aber Spaß und Spielfreude ist nicht zu sehen. Das Quintett spielt noch einen bisher unveröffentlichten Song: 'Der Saxx-Diktator'. Ihre obligatorische Coverversion der "Simpsons"-Themen-Melodie gibt es zum Abschluss auf die Ohren, danach hatte es Jan ganz eilig, von der Bühne runterzukommen. Nun ja, PANZERBALLETT können auch mal schlechte Abende haben, heute haben sie mich auf jeden Fall nicht überzeugt. Dafür umso mehr CONSIDER THE SOURCE.

[Jakob Ehmke]

Pictures by [Jakob Ehmke]

Redakteur:
Jakob Ehmke

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