PAIN OF SALVATION - Helmond (NL)

27.04.2005 | 12:37

22.04.2005, Plato

Viel zu selten lassen sich PAIN OF SALVATION in Deutschland blicken, und wenn sie dann mal endlich kommen, dann auch nur für ein Konzert – und as ausgerechnet an einem Tag, an dem ich selber nicht kann. Gott sei Dank wohne ich direkt an der niederländischen Grenze und habe so die Gelegenheit, ab und zu auch mal in unserem Nachbarland Konzerte besuchen zu dürfen, und so kam ich schließlich an einem sonnigen Freitagabend doch noch in den Genuss einer PAIN OF SALVATION-Show.

Bevor es jedoch soweit war, durfte erst einmal die lokale Support-Band CASUAL SILENCE auf die Bühne. Eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Konzertbeginn begann das Quintett mit ihrer Mischung aus MARILLION und klassischem Hardrock und konnte überraschend gute Resonanz erzielen. Sieht man mal davon ab, dass der Sänger eine ganz gute Stimme hatte und die kanonartigen Gesänge mit den übrigen Bandmitgliedern recht harmonisch gestaltet wurden, war die Musik recht unspektakulär, zumal einzelne Versuche, herumzufrickeln daran scheiterten, dass die Musiker noch nicht ganz so fit an ihren Instrumenten zu sein scheinen. Sinnbildlich hierfür war der Rhythmus-Gitarrist, der während der gesamten Show höchstens fünf verschiedene Griffe tätigte und pro Song maximal zehnmal in die Saiten schlug, dabei aber poste wie ein Weltmeister.
Egal, den Einheimischen hat es dennoch gut gefallen, wahrscheinlich auch, weil die Band jede Menge Freunde eingeladen hatte. Wirklich überzeugen konnten mich die Niederländer aber nicht.

Fünfzehn Minuten Umbaupause, dann waren DARK SUNS aus Deutschland an der Reihe. Und in dem Moment, als die Band auf die Bühne trat und die ersten Growls ertönten, stellte sich erst mal die Frage, wo eigentlich der Sänger ist. Nun, ganz einfach, er saß hinterm Schlagzeug und meisterte die emotionalsten Gesänge nahezu perfekt während er gleichzeitig einige komplexe Rhythmen trommelte. Ganz, ganz große Klasse und gar nicht hoch genug einzuschätzen. Zwar litt die Show insgesamt ein bisschen an der Lücke in der Mitte, die von einem ’normalen Frontmann’ ausgefüllt wird (vielleicht hätte man ja das Schlagzeug weiter nach vorne stellen sollen), aber das konnten die Mitglieder von DARK SUNS mit einer energetischen und überzeugenden Performance wieder wettmachen. Im Mittelpunkt standen dabei die Songs ihres neuen Albums “Existence“, die man wohl als eine gute Mischung aus standesgemäßem Death Metal und melancholischen Metals a la OPETH bezeichnen darf. Und ehrlich gesagt haben mich DARK SUNS genauso überzeugt wie die populären Schweden bei deren letztem Gig, was eben in erster Linie an den wirklich starken Kompositionen festzumachen ist. Das Gesamtbild war dementsprechend stark, und nachdem DARK SUNS schließlich 35 Minuten lang richtig gute Stimmung verbreitet hatten, hatten die ersten Fans sich schon mit CDs der Band eingedeckt. Wer es gesehen hat, der weiß warum.

PAIN OF SALVATION kamen, sahen und siegten. Anders kann man das, was in den gut 90 Minuten ihres Gig in Helmond passiert ist, kaum beschreiben. Schon von den ersten Noten des Openers ’Used’ hatten die Schweden um die beiden Gildenlöw-Brüder das Publikum fest im Griff, was neben einer geilen Stage-Performance aber auch an der genialen Lightshow gelegen hat. So gab es neben einzelnen Rauchschaden und einer meist in rot getauchten Bühne auch eine größere Leinwand im Hintergrund, auf der unter anderem die Videos zu ’The Big Machine’ und ’Ashes’ gezeigt wurden, als diese Songs an der Reihe waren. Weiterhin gab es immer wieder Ausschnitte von der Zusammenarbeit mit dem Orchester zu sehen, welche die einzelnen Songs begleiteten, ihnen aber auch ein bisschen die sonst von PAIN OF SALVATION bekannte Spontaneität nahmen, weil alles auf die Videoprojektionen abgestimmt war.
Dieses kleine Manko machte der im lässigen weißen T-Shirt gekleidete Frontmann Daniel aber durch sympathische Ansagen wieder schnell vergessen und ließ die genialen Songs für sich sprechen. Der Schwerpunkt lag dabei überraschenderweise nicht auf den Songs des aktuellen Silberlings “Be“, sondern immer noch auf dem Band-Meilenstein „The Perfect Element pt.1“, welches fast zur Hälfte dargeboten wurde. In gewissem Sinne gingen PAIN OF SALVATION dabei chronologisch vor, so dass zu Beginn mit ’People Passing By’ und ’Oblivion Ocean’ Songs des Debüts gespielt wurden, bevor man dann mit ’Ashes’ und ’Inside’ in die neuere Phase überleitete. Vom “Remedy Lane“-Album gab es überraschend wenig zu hören, aber wenn man es genau nimmt, trifft diese Aussage auf alle bisher veröffentlichten Scheiben der Schweden zu, denn an diesem Abend konnte man von den Jungs einfach nicht genug bekommen.
Wiederum erstaunlich war im Endeffekt, wie gut die Band harmonierte, obwohl jede einzelne Person einen sehr eigenen Charakter verkörperte. Da war der ruhige und stellenweise routiniert wirkende Bassist Kristoffer Gildenlöw, dessen gefühlvolle Gesänge aber überragend erschienen. Dann der zweite Gitarrist Johan Hallgren, der in Sachen Bewegungsfreudigkeit der aktivste war, aber seine Parts auch punktgenau brachte. Keyboarder Fredrik Hermansson hingegen war die unscheinbarste Person auf der Bühne und hielt sich vornehm im Hintergrund zurück. Dies tat sein Kollege an den Drums, Johan Langell, ebenfalls, jedoch drosch er wie ein Derwisch auf sein Instrument ein. An vorderster Front stand aber natürlich der sympathische Daniel, der eine souveräne und nie aufgesetzt wirkende Show ablieferte, immer wieder den Kontakt mit seinen Fans suchte und zwischen den einzelnen Songs die Lage mit witzigen Sprüchen lockerte. Als er dann zum Ende hin mit Anzug bekleidet zur Zugabe noch in bester Musical-Manier einzelne Songs von “Be intonierte und seine Band zu einer letzten Höchstleistung anspornte, war in der Menge schon längst klar, dass die Band mal wieder nach allen regeln der Kunst abgeräumt hatte.
Da kann man mir dann auch letztendlich sagen was Mann will; so gut eine Band wie DREAM THEATER live auch sein mag und so perfekt deren technische Darbietung auch ist, in Sachen Atmosphäre schafft es meiner Meinung nach keine einzige Band auch nur annähernd, PAIN OF SALVATION das Wasser zu reichen. Hoffentlich kommen die Jungs schon sehr bald wieder!

Redakteur:
Björn Backes

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