NICKELBACK - Stuttgart

04.10.2005 | 13:05

13.09.2005, Longhorn

Das Longhorn ist am heutigen Abend erwartungsgemäß restlos ausverkauft und neben Schülern, Szenepäpsten und Softrockern tummeln sich vereinzelt auch ein paar Metalheads. NICKELBACK sind halt trendy und ziehen nun mal auch Leute an, die nicht unbedingt täglich auf Konzerten zu sehen sind. Der Kurztrip der zwecks Promotion des neuen Albums "All The Right Reasons" ins Leben gerufen wurde und ganze drei Shows umfasst, hat die Kanadier erneut nach Stuttgart ins Longhorn geführt, wo man bereits im Jahre 2002 ordentlich abgeräumt hatte. Um ordentlich die Werbetrommel zu rühren, hat man sich auch gleich den Radiosender BIG FM mit ins Boot geholt.

So kommt es wie es kommen musste, die zwei Flachpfeifen in Person, Carmen und der Morgenhans, dürfen die Anmoderation übernehmen, leider viel zu früh, denn nachdem die zwei Radiofuzzies voller Elan in ihrer unwiderstehlich plumpen Art und Weise die Menge angeheizt haben, erklingt die Ansage des Tontechnikers an die Crew: "Show starts in 5 minutes". Sehr professionell...

Nach etwas mehr als fünf Minuten erlischt dann auch das Licht im Longhorn und die Helden des Abends betreten die Bühne unter frenetischem Applaus. NICKELBACK wirken wie Tiere die man aus dem Käfig gelassen hat und rocken mächtig drauf los. Gerade bei Gitarrist Ryan Peake hat man den Eindruck, dass er einem im Fotograben gleich ins Gesicht springen wird. Diese Energie geht natürlich auch auf das Publikum über, das seine vier Helden standesgemäß abfeiert. Ein kurzer Blick auf die Setliste lässt jedoch kurzzeitig ein wenig Ernüchterung aufkommen. Nicht allzu viele Stücke, ganze zwölf sind es, haben den Weg dorthin gefunden, so dass es wohl ein kurzer Abend wird. Ok, bei nur 17,40 EUR Eintritt kann man nicht viel mehr erwarten, es hätte aber auch keinem weh getan hier ein zwei Stunden Programm zu absolvieren, zumal man ohne Vorband operierte. Auf der anderen Seite: Lieber 75 Minuten das volle Brett als ein mit unendlichen Solis und Lückenfüllern gestrecktes Set, wie z.B. bei MANOWAR.

In der Kürze liegt die Würze, so lässt das Programm freilich auch keine Wünsche offen, da nahezu alle Singleauskopplungen vorzufinden sind und mit der aktuellen Übernummer 'Photograph' auch ein neuer Hit am Start ist. Aber hallo? Wollte man eigentlich nicht das neue Album "All The Right Reason" featuren? Mit nur einer neuen Nummer im Programm? Seltsame Promotion, wer hat sich das ausgedacht? Egal, das Quartett geht engagiert zu Werke und lässt nichts anbrennen. Selbst der Gitarrentechniker Timmy darf bei 'Someday' sein Können unter Beweis stellen und übernimmt den Akustikgitarrenpart von Chad Kröger, der sich ausnahmsweise mal nur aufs Singen beschränkt.

Gerade der neue, von THREE DOORS DOWN gekommene Drummer Daniel Adair ist eine Bereicherung für die Band, wobei ich seinen Vorgänger Ryan Vikedal auch nicht so schlecht fand. Aber vielleicht kann Adair schneller sein Bier auf Ex abkippen, was er bei einer kleinen Showeinlage mit ein paar Herausforderern aus dem Publikum eindrucksvoll unter Beweis stellt. Mann, hat der Junge einen Zug drauf! Wie es sich für einen Promogig gehört, gibt es natürlich auch ein paar Goodies für die Fans. Die Band schießt ca. 20 Promoshirts mittels Druckluftkanonen in die Menge, die dort reißenden Absatz finden. Die Freibieraktion hätte man sich jedoch freilich schenken können. Die zu einem Drittel mit Bier gefüllten Becher werden von der Bühne aus ins Publikum geworfen, wobei die meisten Becher sich über der Menge ergießen, anstatt in den Kehlen der durstigen Besucher zu gelangen.

Danach wird das Finale mit dem rockigen 'Too Bad' und der Übernummer 'How You Remind Me' eingeläutet, ehe 'Figured You Out' den Rausschmeißer am heutigen Abend machen muss. Die Band verabschiedet sich artig und macht sich auch gleich auf den Weg in die Garderobe, ohne Hoffnung auf weitere Zugaben. Schade.

Auch die Security hat es an diesem Abend eilig. Zehn Minuten nach Showende wird man schon aus der Halle geworfen, da es die Crew eilig hat und schnell abbauen bzw. laden möchte. Dies erfreut sicherlich auch die Betreiber des Longhorns, denen durch diese Aktion der ein oder andere Euro entgeht. Etwas Gutes hat es, so kommen wir wenigstens noch früh heim und sind am nächsten Tag fit. Es war wirklich ein geiler, aber leider viel zu kurzer Abend. Anfang 2006 wird man wieder auf Tour kommen und hoffentlich mehr als nur 75 Minuten spielen.

Setliste:
Flat On The Floor
Woke Up
Photograph
Breathe
Someday
Leader Of Men
Never Again
Because Of You
Follow You Home
Too Bad
How You Remind Me
Figured You Out

Redakteur:
Frank Hameister

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