NEW MODEL ARMY - Leipzig

25.03.2010 | 22:48

09.03.2010, Werk II

Auch mit einer Reggae-Version des Klassikers '51st State' können NEW MODEL ARMY überzeugen.

Es ist immer wieder schön zu sehen, dass sich Justin Sullivan, der Sänger der britischen Guitar-Wave- und Post-Punk-Band NEW MODEL ARMY, am Ende der zweiten Zugabe eines Konzerts an die Brust fasst und sich über das Publikum freut, das einfach nicht genug bekommen kann. So auch an diesem Abend. Doch noch kurz vor dem angekündigten Konzertbeginn um 20.00 Uhr schien es ein eher familiärer Abend mit wenigen Gästen zu werden. Es dauerte aber nicht lange, bis sich die NEW MODEL ARMY-Fans zahlreich an dem Veranstaltungsort, dem Werk II in Leipzig, versammelten und sich die Halle gut füllte.

Eröffnet wurde der Abend von ESHA NESS. Die fünfköpfige Band aus dem Süden Baden-Württembergs nennt ihren Stil "Volcanic Rock", worunter sie laut MySpace-Seite Folgendes versteht: "Das ist eingängiger Gitarrenrock versetzt mit dem Geist verschiedener folkloristischer Elemente, klaren Melodien und einprägsamen Texten." Seit langem hatten NEW MODEL ARMY mal wieder eine Support-Band, die doch recht gut passt.

Mit eher ruhigen, aber schwungvollen Melodien begannen ESHA NESS und konnten mit der Zeit immer mehr Besucher für sich gewinnen. Gefühlvoll vertonte Sänger Kevin Paterson, der optisch ein wenig Jim Morrison ähnelt, die Songs, darunter unter anderem 'Memorial Day'. Wie eine fröhliche kleine Folk-Gruppe sahen die Fünf oftmals aus, vor allem, wenn sich Janina Walter mit ihrem Akkordeon weiter vorn auf die Bühne stellte und Sänger Kevin fast schon wellenförmig seine Arme zu den Songs schwenkte. Die Animationsversuche von Bassist Markus Helmeth waren da gar nicht mehr nötig: Hier und da sah man bereits mitwippende Besucher, und Applaus bekamen ESHA NESS für ihren Auftritt auch. Ein angenehmer und animierender Auftritt.

Rasant und energisch ging es nach einer kurzen Umbaupause mit NEW MODEL ARMY weiter. Passend zum aktuellen Album "Today Is A Good Day" und zur gleichnamigen Tour wurde zu Beginn ein neuer Song gespielt. Bereits als die ersten Töne angeschlagen wurden, schienen die meisten Fans zu wissen, was kommt. Ein kurzer Jubel ertönte, und mit dem Song 'States Radio' ging es dann auch endlich los. Dass es eine gute Mischung aus älteren und neueren Songs werden würde, wurde schnell klar: Nach dem älteren Song 'Get Me Out' folgten unter anderem 'Arm Yourselves & Run', 'Peace Is Only' und 'Today Is A Good Day' vom neuen Album. Das Publikum reagierte gut auf die vielen neuen Sachen. Schnell herrschte viel Bewegung vor der Bühne und ebenso auf der Bühne. Immer wieder gingen Gitarrist Marshall Gill und Justin Sullivan mit ihren Gitarren aufeinander zu, schauten sich an und warfen sich hin under wieder ein Lächeln zu. Die Freude sah man den Jungs an. Keiner der Bewegungsabläufe wirkte dabei einstudiert, obwohl gerade die beiden oft miteinander agieren.

Bevor es mit dem nächsten Song weiterging, folgte eine kurze Pause. "Silence is good", sagte Justin Sullivan und versuchte es anschließend auf Deutsch: "Aber wenn ich Deutsch spreche, verstehen sie mich nicht." Ein kurzes Lachen ging durchs Publikum. Danach wurde es mit 'High', einem Song vom vorangegangenen Album, etwas schwermütiger. Kraftvoll unterstrich Justin Sullivan mit seinem Gesang den Song, während das Publikum sanft in den Klängen schwelgte. Aus dem gleichen Album stammte auch der nächste Track: 'One Of The Chosen'. Passend dazu richtete sich das Licht nur auf Sullivan, der in einem dunklen Rot angestrahlt wurde, wodurch das Ganze sehr eindringlich und ein wenig teuflisch wirkte. Besonders am Ende, als die ganze restliche Bühne in schwarzem Licht und Nebel unterging. Eine weitere kurze Ansage folgte: Deutschland sei ein komisches Land, in dem nach dem Frühling der Winter komme, scherzte Sullivan. Kein Wunder, dass er das so empfand. Immerhin sind NEW MODEL ARMY seit Herbst auf Tour und konnten kurzzeitig schon Frühlingsluft schnuppern. Damit konnte er aber auch gut zum nächsten Track 'Autumn' vom aktuellen Album überleiten.

Etwas später folgte '51st State', bei dem die Band beim Refrain vom Publikum kräftig unterstützt wurde. Das Ganze entwickelte sich zu einer recht amüsanten Reggae-Version des Songs. Zum Abschluss wurden fast schon erwartungsgemäß noch einige weitere Klassiker gespielt, darunter 'Vagabonds', 'Wired' und 'Wonderful Way To Go'. Die wenigsten standen im Publikum noch ruhig da, hier und da wurde getänzelt, die Gesichter waren mit einem breiten Lächeln überzogen.

Ingesamt eine wirklich tolle Mischung aus schnelleren, energischen und ruhigeren Stücken. Doch wer NEW MODEL ARMY kennt, wusste, dass es das noch nicht war. Nach zwei kurzen Zugaben war dann aber Schluss. Da die Jungs Ende dieses Jahres ihr dreißigjähriges Bandjubiläum feiern, werden sie sicherlich bald wieder von sich hören lassen. Folglich bleibt nur eines zu sagen: "Today was a good day!"

Redakteur:
Franziska Böhl

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