NACHTMYSTIUM und DARK FORTRESS - Köln

15.05.2012 | 18:16

17.04.2012, Werkstatt

NACHTMYSTIUM und DARK FORTRESS machen gemeinsam die Republik unsicher und statten dabei Köln einen NRW-exklusiven Besuch ab, der für düstere Wolken über der Rheinmetropole sorgt.

Das Wetter scheint sich tatsächlich dem musikalischen Programm angepasst zu haben. Petrus wartet mit grauer Bewölkung und kaltem Regen auf und leistet so auch seinen Beitrag zur Atmosphäre, als PHLEFONYAAR den Konzertabend in der Werkstatt eröffnet.

Halb acht abends scheint dann aber doch etwas zu früh zu sein für die meisten Besucher und so stehen gerade eine handvoll Nasen vor der Bühne, um sich die Sludge-Metaller mit gebührenden Sicherheitsabstand anzuschauen. Der Schlagzeugsound ist dabei sehr eintönig und hätte auch hätte auch von einem handelsüblichen Drumcomputer übernommen werden können. Auch riff-technisch bewegt man sich im Erwartungshorizont einer durchschnittlichen Stoner-Doom-Band. Das ist zwar alles nicht schlecht, aber wirkt selbst für eine Show von NACHTMYSTIUM, die normalerweise mit den verschiedensten Genre kompatibel sind, zu artfremd. Ein mehr oder weniger vorzeitiges Ende bereitet dann nach 20 Minuten ein überhitzter Verstärker, der fast die Feuerwehr auf den Plan ruft.

Im direkten Anschluss können die Schwarzheimer VERDELET schon mehr Zuschauer in die Halle locken, auch wenn sie dafür hart arbeiten müssen. Erst nach herausfordernden Ansagen von Fronter I bewegen sich die ersten Mutigen in Richtung Bühne. Das poserhafte Verhalten des Leadsängers, das aus Herumgespucken mit Mineralwasser und einem etwas zu heroischen Einlauf durch den Zuschauerraum besteht, wirkt nämlich erstmal abschreckend. So ein Benehmen kann man an den Tag legen wenn man hauptberuflich als Wrestler arbeitet, im Black Metal hingegen wirkt das doch etwas affig. Musikalisch ist das Ganze aber grundsolide. Man bewegt sich zwischen Up- Und Mid-Tempo-Schwarzmetall, das hier und da ein paar Thrash-Anleihen aufweist. Dafür dass die Band gerade ihr erstes Album vorgelegt hat, kann man eigentlich nicht meckern. Natürlich steht trotz deutlicher Leistungssteigerung das Hauptprogramm jetzt erst an.

Mit DARK FORTRESS betritt eine der bekanntesten Bands der deutschen Black-Metal-Szene die Stage und zieht nun auch die letzten zögerlichen Besucher vor die Bühne. Die Landshuter haben in den vergangenen Jahren einige sehr gute Platten veröffentlicht und können so aus dem Vollen schöpfen. Der Stil der Bayern wird gerne als "Melodic Black Metal" klassifiziert, wobei man eher von "CELTIC FROST Metal" sprechen sollte, denn in vielen Aspekte haben ihre Songs Berührungspunkte mit der Musik der Schweizer. Neben schnellen, aggressiven Parts gibt es auch viele Passagen, die zäh wie Lava und schwer wie ein ganzes Gebirge sind. Da bildet auch das neu vorgestellte Stück 'Rite Of Phoenix', das auf dem nächsten Album zu

finden sein wird, keine Ausnahme. Trotzdem versacken die Lieder von DARK FORTRESS nicht in eintöniger Langeweile und bleiben durchweg spannend. Die süddeutschen Schwarzmetaller haben und verbreiten heute eine Menge Spaß und brauchen kein übertriebenes Gehabe, um beim Kölner Publikum zu punkten. Gitarrist Asvargyr und Co tragen zwar Corpsepaint, bleiben aber ansonsten sehr natürlich und ehren in einer Ansage brav die Vorbands und den, wie sie ihn selbst nennen, "würdigen" Headliner. Wobei man durchaus sagen kann, dass sich die Bayern auf Augenhöhe mit den Amis bewegen. Mit dem apokalyptischen 'Osiris' und dem rockigen 'Baphomet' packen sie zum Abschluss gleich zwei "Eidolon"-Perlen aus und beschließen ihren Gig unter sehr positiven Reaktionen seitens der Zuschauer.

Dennoch sind NACHTMYSTIUM dann noch mal etwas ganz besonderes. Immerhin treiben sich Blake Judd und seine Jungs ja nicht gerade wöchentlich in Deutschland herum, was man wohl bisher einer Schmutzkampange der Antifa zu verdanken hatte, die die Psychedelic-Metaller um jeden Preis ins rechtsextreme Licht drängen sollte. Zum Glück konnten aber alle Vorwürfe dahingehend entkräftet werden und so darf man sich bei der Band aus der Nähe von Chicago auch wieder vollständig auf die Musik konzentrieren. Und die kann diesmal sogar vom Sound her genossen werden, was auf dem letztjährigen Party.San leider nur bedingt der Fall war, da dort der Synthesizer völlig übersteuert war. Heute jedoch passt alles und mit dem Intro von "Instinct Decay" und dem Klassiker 'A Seed For Suffering' startet der Siegeszug der Amis. Hingebungsvoll und mit viel Gefühl haucht, kreischt und schreit Judd die Lyrics ins Mikrofon, während auch die Instrumentalfraktion ihren Job mit viel Herzblut erledigt. Hier ist beispielsweise der Bass mehr als nur Beiwerk und wird besonders für schwarzmetallsiche Verhältnisse sehr abwechslungsreich und präsent in das Klangbild eingefügt. Jedoch ist neben Fronter Judd auch Keyboarder Sanford Parker der aktivste und energetischste Akteur auf der Bühne.

Auf dem Ragnarök Festival ein paar Tage zuvor soll er mit seinem Verhalten noch einige Anfeindungen des Publikums provoziert haben. In Köln ist davon allerdings nichts mehr zu spüren und im Gegensatz zu seinem Bandchef bezieht er auch das Publikum mehr mit ein. Der backenbärtige Mann am Keyboard feuert die Zuschauer an und hält auch mal das Mikrofon in Richtung erste Reihe. Der Frontmann hingegen konzentriert sich zu 100% auf die emotionale Darbietung morbider Hymnen wie zum Beispiel 'Addicts' oder 'Chosen By No One'. Das ist zwar für die wenigsten Besucher Musik, zu der man abgehen kann, aber erwartungsgemäß steigt die Headbanger-Rate dann doch noch als die Abgehnummern 'Hellish Overdose' und das unsterbliche 'Ghosts Of Grace' angestimmt werden. Letzteres beendet dann auch als einzige Zugabe einen grandiosen Gig, der nicht nur durch die Darbietung eines neuen Songs Bock auf das kommende Album "Silencing Machine" gemacht hat. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen mit der nächsten Scheibe, der ganze große Wurf gelingt und sie geräumigere Venues buchen können, in denen man nicht um 23 Uhr den Spielbetrieb einstellen muss, da um Punkt Mitternacht geschlossen wird. Zu gönnen wäre es den talentierten Nordamerikanern.

Redakteur:
Adrian Wagner

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