Marilyn Manson - Berlin

03.12.2003 | 09:28

20.11.2003, Velodrom

…everything has been said before, nothing left to say anymore…,diese Textzeile ging mir nach dem letzten Manson Konzert in Dresden Mitte des Jahres öfter durch den Kopf. Die rebellische Power vergangener Tage war in meinen Augen auf nicht wirklich definierbare Art und Weise verschwunden, der Sound völlig matschig, und es war mehr als strange den Meister im neuen burlesk style u.a. 'Irresponsible Hate Anthem' schreien zu sehen. Hatte Manson zumindest live wirklich nichts mehr zu sagen oder hatte man nur eines seiner schlechteren Konzerte erwischt? Am 20.11. ließ ich es noch mal drauf ankommen und besuchte mit gemischten Gefühlen das Berliner Velodrom.
Gerade rechtzeitig angekommen bekam man den Anfang der Wahlberlinerin PEACHES noch mit und entgegen vieler anderer Meinungen fand ich ihr Set, welches eine gute Mischung aus Elektro-Dance-Freak-Performance und kernigem Rock n`Roll enthielt, sehr gelungen. So wirklich einheizen konnte sie dem Publikum trotz Duett mit einem auf eine Leinwand projezierten Iggy Pop jedenfalls nicht und teilweise vernahm man sogar in meinen Augen respektlose Buh Rufe. Schade.
Nach ca. einer Stunde Bühnenumbau schallte eine sehr interessante Klassikversion von 'Repent' durch die gut gefüllte Halle und nachdem die Lichter ausgeknipst wurden, sah man den Meister auf einem großen Thron aus dem Nebel herabschweben. Die ersten Töne von 'This Is The New Shit' wurden angestimmt und viele Leute mögen die Entscheidung, sich nach vorne gestellt zu haben bitter bereut haben, denn das Gedränge war selbst für großgewachsene Leute wie mich fast nicht auszuhalten. Bei dem folgenden 'Disposable Teens' trennte sich jedoch sozusagen die Spreu vom Weizen und als 'Use Your Fist And Not Your Mouth' in erstaunlich guter Tonqualität aus den Boxen schmetterte, hatte sich ein ansehbarer Moshpit gebildet, in dem man seiner Wut ungestört freien Lauf lassen konnte. Die weitere Setlist war von einer guten Mischung aus vergangenen Tagen und der neuen "G.A.O.G." geprägt und wurde wirklich sehr anschaulich anhand von Mansons Tänzerinnen dargestellt, die obzön-akrobatische Höchstleistungen auf der Bühne vollzogen. Nach dem unter Manson Fans umstrittenen, aber jede Tanzfläche füllenden 'Tainted Love' brach eine extra krachige Version von 'Tournquiet' über den feiernden Köpfen ein und die glamouröse Dope Show, welche von einer beeindruckenden Lightshow + Papierschnipselregen untermalt wurde, diente als galanter Übergang zu dem von Manson an Berlin gewidmeten Stimmungsheber 'Doll Dagga Buzz Buzz Ziggety Zag' an dessen Ende er zwar nicht sehr gekonnt, aber showmäßig überzeugend dem Saxophon ein paar schräge Töne entlockte. Was die Interaktion mit dem Publikum anging, verließ sich der Herr auf die altbekannten blasphemischen Ansprachen und ließ sich vor Stücken wie 'Rock Is Dead' und 'Fight Song' lautstark anfeuern. Provokante Elemente, durch die Manson schließlich mit bekannt wurde, schimmerten vor allem bei dem Klassiker 'Sweet Dreams' durch, bei dem er sich von den hübschen Tänzerinnen hinter einer Leinwand oral befriedigen ließ und den Rest des Songs den Hintern einer der Tänzerinnen als Mikrohalter benutzte. Obwohl Manson die gesamte Show über dominierte, sollte der restlichen Band an dieser Stelle auch Tribut gezollt werden, denn ihr Zusammenspiel war diesmal überzeugend sauber. Nachdem 'The Beautiful People' mit fast letzter Kraft gerockt wurde, pfefferte die Band dem mittlerweile völlig ausgelaugtem Publikum als Zugabe 'Irresponsible Hate Anthem' um die Ohren und nach einer rund neunzigminütigen Spielzeit war zumindest ich mir sicher, dass Mr. Manson, egal ob mit altem riot oder neuem grotesque style Entertainment pur und nach wie vor ein Blick wert ist.

Gastautor Dirk Amels

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